Markus Babbel ist das Thema Nationenwechsel junger Talente ein Dorn im Auge. Vor dem Hintergrund der jüngsten Italien-Gedankenspiele von U21-Nationalspieler Nicolo Tresoldi machte sich der Europameister von 1996 für eine andere Regelung stark.
Babbel schimpft: "Das nervt mich schon seit Jahren"
Babbel schimpft über „Fall Tresoldi“
„Das Thema ist einfach leidig, das nervt mich schon seit Jahren, dass du da hin und her hüpfen kannst wie du willst. Das ist schwierig. Irgendwann muss man sich entscheiden“, sagte Babbel vor dem Spiel der deutschen U21 gegen Griechenland (JETZT im LIVETICKER) bei ProSieben MAXX.
„Ich bin der Meinung, dass man ab einem gewissen Alter eine Entscheidung treffen muss“, ergänzte Babbel. „Du brauchst eine Gewissheit als Verband, weil du ja auch in diese Spieler investierst. Das kostet alles Zeit und vor allem auch Geld. Da muss irgendwann eine Entscheidung her.“
Babbel: „Das regt mich schon seit Jahrzehnten auf“
Er schlug zum einen eine Ausbildungsentschädigung für den verlassenen Verband vor, sollte sich ein Talent für eine andere Nation entscheiden. Zudem würde er die Altersgrenze auf 18 Jahre festlegen. Bis zur Volljährigkeit sollte ein Spieler eine klare Entscheidung getroffen haben.
Sein Fazit: „Da muss eine andere Regelung her, die regt mich schon seit Jahrzehnten auf.“
Beim DFB hat man das Thema Nationenwechsel ebenfalls auf dem Schirm, wie Geschäftsführer Andreas Rettig in der Halbzeitpause des U21-Spiels gegen Griechenland erklärte.
Rettig warnt vor „Nationen-Hopping“
„43 Prozent der unter Fünfjährigen haben Migrationshintergrund. Das heißt, sie können in zehn, elf, zwölf Jahren wählen, für welche Nation sie spielen und machen auch von ihrem Wahlrecht Gebrauch“, sagte Rettig.
Das „Nationen-Hopping“ sei „eine Schwierigkeit, die uns und auf alle Verbände zukommt“, ergänzte Rettig. „Da müssen wir vorbereitet sein. Das wird ganz sicher eine Herkulesaufgabe.“
Und Rettig ergänzte: „Viele Verbände machen da natürlich auch schöne Augen und wollen von der guten Ausbildung in Deutschland profitieren. Das leider oft noch zum Nulltarif.“
Eine von Babbel ins Spiel gebrachte Ausbildungsentschädigung sei „in der Tat ein Thema. Ausbildung muss sich lohnen, für den, der ausbildet, aber auch für den Ausbilder. Sonst bildet nämlich keiner mehr aus.“
Bislang kann ein Spieler sich unter gewissen Voraussetzungen noch für eine andere Nation entscheiden, wenn er vor seinem 21. Geburtstag nicht mehr als drei A-Länderspiele (Pflicht- und Testspiele) für einen anderen Verband bestritten hat.
Tresoldi denkt offen über Italien-Wechsel nach
Als Sohn eines Italieners könnte der in Cagliari geborene Tresoldi zukünftig auch für die Squadra Azzurra auflaufen - die Spekulationen hatte er zuletzt selbst angeheizt.
„Die Regeln erlauben es, und mein Telefon ist eingeschaltet. Wenn Gattuso (Nationaltrainer Italiens, Anm.) mit mir sprechen möchte, würde mich das sehr freuen“, sagte er in einem Interview mit Sky Sports Italia.
Babbel hatte im „Fall Tresoldi“ zuvor schon in einem ran-Interview Kritik geäußert: „Wir sind ja hier nicht im Supermarkt, wo ich mich ständig umentscheiden kann. ‚Ach heute kaufe ich mal nicht dieses Fleisch, sondern das andere.‘"