Die Nationalmannschaft und Stuttgart: Das passt! Während man bei der Heim-EM im vergangenen Jahr hier die vielleicht emotionalsten Spiele erlebte, sind Spieler des VfB in der Ära von Bundestrainer Julian Nagelsmann echte Stützen geworden.
Nagelsmanns Vorwurf an die Liga
Maxi Mittelstädt, Deniz Undav, Chris Führich, Waldemar Anton (der inzwischen zu Borussia Dortmund gewechselt ist) - gleich vier Profis aus dem Schwabenland nahm der Trainer mit zur Europameisterschaft und setzte zuletzt mit Alexander Nübel und Nick Woltemade diesen Trend fort.
„Stuttgart spielt halt teilweise mit neun potentiellen deutschen Nationalspielern, die dann natürlich auch einen anderen Rhythmus haben als der eine oder andere bei einem anderen Klub“, sagte der Bundestrainer am Samstagabend vor dem Spiel um Platz drei der Nations League gegen Frankreich (ab 15 Uhr im LIVETICKER).
Bundestrainer Nagelsmann rechnet vor
Es ist eine einfache Rechnung, die der 37-Jährige aufstellt: „Ein großer Punkt, warum es so viele VfB-Spieler in die Nationalmannschaft schaffen, ist, dass sie halt einfach immer mit sieben oder acht Deutschen von Beginn an spielen. Das erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass man viele Nationalspieler hat.“ Der Klub sei ihm aber eigentlich egal, so Nagelsmann.
Es klingt eindeutig durch: Der DFB-Trainer wünscht sich noch mehr Teams, die verstärkt auf deutsche Spieler setzen.
Denn seit dem Bosman-Urteil im Jahr 1995, das sämtliche Beschränkungen für ausländische Spieler zu Fall brachte, setzen viele Klubs erst dann auf junge deutsche Spieler, wenn man sportlich und finanziell mit dem Rücken zur Wand steht.
Eine unbequeme Wahrheit, die aktuell dazu führt, dass es der Nationalmannschaft in der Breite an Qualität fehlt. Das war bei der 1:2-Niederlage gegen Portugal deutlich zu erkennen.
Großklubs wie Bayern liefern nicht genug
Auch auf die erfolgreichen Großklubs dürfte Nagelsmann mit Sorge blicken. Beim FC Bayern hat man sich schon seit längerer Zeit vom Lieblingsprojekt von Uli Hoeneß verabschiedet.
Der Ehrenpräsident hatte einst das Ziel, einen „FC Bayern Deutschland“ zu bauen – davon ist inzwischen nicht mehr viel zu sehen.
Dabei war es bereits 2014 schon das Rezept für den WM-Titel: Viele deutsche Spieler aus einer Mannschaft bringen auch der DFB-Elf den Erfolg.
„Wenn ich jetzt Leverkusen anschaue, mit den Abgängen: Allzu viele Deutsche in der Startelf haben die Stand jetzt nicht mehr im neuen Jahr – als Beispiel“, sagt Nagelsmann und sendet damit auch eine Botschaft an die Liga.
VfB-Trainer Hoeneß hilft Nagelsmann
Als der wichtigste Berufskollege des Bundestrainers fungiert mittlerweile Sebastian Hoeneß. Der VfB-Coach setzt gezielt auf deutsche Spieler und wurde damit zum größten Lieferanten von DFB-Debütanten.
Nagelsmann: „Er hat sie gut weitergebracht – vom Relegationsplatz zur Champions League und zum Pokalsieg. Es entwickelt sich gut. Klar, jetzt sind sie auch ein bisschen am struggeln gewesen, deswegen waren auch nicht mehr alle dabei. Aber am Ende ist mir der Klub nicht so wichtig, sondern dass die Spieler viel spielen - und das machen sie hier.“
Bierhoff fordert „einheimische Achsen“
Dass in der Bundesliga in manchen Vereinen zu wenig auf deutsche Nachwuchskräfte gesetzt wird, wird immer wieder diskutiert. Dabei hätten aus Expertensicht auch die Klubs etwas von einer „deutschen Welle“.
„Ich bin immer ein Freund von Mannschaften mit einer Achse von einheimischen Spielern. Ausländische Spieler waren immer eingepackt in ein starkes Gerüst von guten deutschen Spielern“, erklärte der ehemalige DFB-Manager Oliver Bierhoff Anfang Mai im STAHLWERK Doppelpass.
Der VfB Stuttgart macht es vor. Und auch die Bayern könnten sich so langsam in diese Richtung aufmachen – zumindest versuchen sie es wieder.
Zwar stehen aktuell vor allem ausländische Spieler auf der bayerischen Shortlist für Neuverpflichtungen - doch dass der Campus endlich mehr Talente ranschafft, ist an der Säbener Straße das erklärte Ziel.
Bis dahin muss es ihnen Sebastian Hoeneß vormachen.