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Torwart-Frage im DFB-Team: Ein kritischer Punkt ist überschritten

Kritischer Punkt ist überschritten

Die Diskussion um eine Rückkehr von Manuel Neuer in die Nationalmannschaft soll endlich enden - finden der Bundestrainer und auch die aktuelle Nummer 1. Bemerkbar ist allerdings auch: So leicht werden sie das Thema nicht mehr los.
Oliver Baumann bewertet nach dem DFB-Sieg in Nordirland seine eigene Leistung und äußert sich anschließend zur Torhüterdiskussion in Deutschland.
Die Diskussion um eine Rückkehr von Manuel Neuer in die Nationalmannschaft soll endlich enden - finden der Bundestrainer und auch die aktuelle Nummer 1. Bemerkbar ist allerdings auch: So leicht werden sie das Thema nicht mehr los.

Oliver Baumann hätte es sich am späten Montagabend in Belfast leicht machen können. Nachdem bereits drei seiner Kollegen in den Katakomben des Windsor Parks Interviews gegeben hatten, hatte eigentlich niemand mehr mit einem weiteren Gesprächspartner gerechnet. Einige Reporter packten sogar bereits ihre Sachen.

Doch dann kam eben die aktuelle Nummer 1 der DFB-Elf in die Mixed Zone und drückte sich nicht. Offenbar hatte Baumann durchaus Interesse daran, nach dem hart um- und erkämpften Sieg in Nordirland seine Sicht der Dinge unters Medienvolk zu bringen. „Wir haben den Kampf angenommen und gefightet bis zum Schluss“, sagte Baumann zufrieden und schwärmte von der mannschaftlichen Geschlossenheit.

Baumann von DFB-Torwartfrage irritiert

Was seine eigene Leistung betraf, wollte sich der 35-Jährige erst nach der zweiten Nachfrage äußern – Baumann ist nach all den Diskussionen um eine Rückkehr von Manuel Neuer ins deutsche Tor vorsichtig geworden: „Ich bin recht zufrieden. Für mich fühlt es sich extrem gut an.“

Man konnte spüren, dass es in ihm durchaus ein wenig brodelte. Baumann ist schon lange im Geschäft. Dass er derzeit aber trotz ordentlicher bis guter Leistungen im Tor immer wieder in Frage gestellt wird, irritiert ihn – auch wenn ihm bewusst ist, dass eine Bewertung seiner Arbeit immer stattfindet. „Man kommt ja nicht ganz drumherum. Es ist wichtig für mich persönlich, wer das macht. Jetzt kommt halt mehr Wirbel auf“, erklärte Baumann auf SPORT1-Frage. Die Botschaft: Kritik bitte nur von dafür qualifizierten Personen.

Genervte Ansagen helfen nicht

Ob der Keeper Medienschaffende und Ex-Nationalspieler dazu zählt, wird vorerst sein Geheimnis bleiben. Dass die Torwartfrage aber einen gehörigen Nervfaktor hat, bewies auch Julian Nagelsmann. „In den letzten zehn Spielen haben wir keines verloren, weil wir einen schlechten Torhüter drin hatten“, sagte der Bundestrainer bei RTL und stellte klar: „Wir haben aktuell kein Torwartproblem.“

Auch für Neuer sei die Diskussion kein Vorteil. „Ich glaube, auch nicht für Manu. Für die Ruhe, die er bei Bayern braucht für seine zweifelsfrei guten Leistungen. Meines Wissens ist Manu auch zurückgetreten. Ich wundere mich, warum wir das jede Woche drei Stunden diskutieren“, sagte der Bundestrainer.

Zwei Gespenster im Nacken

Der 38-Jährige versucht leidenschaftlich, das Dauerthema zu beenden. Allerdings hat die Debatte mittlerweile an einem Punkt überschritten, ab dem genervte Ansagen nicht mehr helfen. Das mag an äußeren Faktoren liegen, aber auch an der aktuellen Nummer 1 selbst. Baumann leistete sich gegen die Nordiren keinen kapitalen Bock, sorgte aber auch selbst immer wieder dafür, dass es gefährlich wurde (SPORT1-Note 3). Sein Problem: Spätestens seit der Ära Neuer werden von deutschen Torhütern Wunderdinge erwartet – drunter geht’s nicht.

Ein Fakt, den übrigens noch ein deutscher Torwart kennt: Marc-André ter Stegen. Der Mann, der eigentlich als natürliche Nummer 1 für die WM 2026 galt, geht in der aktuellen Diskussion um Neuer ein wenig unter. Er ist aber ein weiteres Gespenst, das Baumann im Nacken sitzt.