Es ist ein äußerst kurioser Streit, der den Buxtehuder SV kurz nach Saisonstart in der Handball-Bundesliga der Frauen vor große Probleme stellt.
Irrwitzige Handball-Posse: Ein 28-Millionen-Euro-Grab?
Ein 28-Millionen-Euro-Grab?
Wie der Klub auf der eigenen Internetseite bekannt gab, hat die Hansestadt Buxtehude ein unbefristetes Trainingsverbot mit Handballharz in der neu eröffneten, 28 Millionen Euro teuren Halle Nord erlassen, die erst am Samstag beim 29:29 gegen den Thüringer HC eröffnet wurde.
Als Begründung verweist der Klub auf die ungeklärte Frage, wie der Boden in der Halle künftig vom Haftmittel Backe befreit werden soll. Das Handballharz tragen die Spielerinnen auf ihre Hände oder den Ball auf, um den Grip zu verbessern und den Ball besser kontrollieren zu können.
„Die Stadt Buxtehude und das von ihr beauftragte Reinigungsunternehmen verfügen über 40 Jahre Erfahrung mit der Reinigung eines Backe-Bodens. In der alten Halle Nord war das schon lange kein Problem mehr“, wird BSV-Manager Peter Prior vom Verein zitiert.
Vor dem anstehenden Auswärtsspiel bei der Sport-Union Neckarsulm stehe das Team nun ganz ohne Trainingsmöglichkeit da, da auch die alte Halle Nord unter der Woche wegen Bauarbeiten gesperrt sei.
Auf eine Anfrage zu potenziellen Ausweichmöglichkeiten habe der Verein seit Ende August bisher keine Antwort erhalten.
Von der Jugend bis zur Bundesliga: Kein Spielbetrieb beim BSV
Nach dem Spielbetrieb am Samstag habe der Verein alles dafür getan, die Halle für den Schul- und Vereinssport vorzubereiten. Dafür seien Tribünen und der mobile Boden schnell abgebaut worden.
Denn für den Schulsport sei der mobile Boden nicht geeignet, die Schule hätte „die ganze Woche die drei Hallenteile nicht nutzen können“, erklärte Klub-Manager Prior und teilte weiter gegen die städtischen Behörden aus. Ihr Handeln bezeichnete er als „Armutszeugnis“. Die Verantwortlichen hätten „auch nach 36 Jahren 1. Liga in Buxtehude nicht verstanden, dass Handballer im Leistungsbereich ohne Backe nicht trainieren können“.
Zugespitzt habe sich die Lage zudem am Montag, als zunächst ein Training ohne Haftmittel für Jugendmannschaften in Aussicht gestellt worden sei. Wenig später habe das Bauamt aus Sicherheitsgründen jedoch erneut jegliches Training in der neuen Halle untersagt.
In der alten Halle hätten sich zwar die Bauarbeiten verschoben. Dennoch habe dort kein Trainingsbetrieb stattfinden können.
„Aktueller Stand: Keine Mannschaft – von E-Jugend bis Bundesliga – kann diese Woche trainieren“, vermeldete der Verein und merkte an, dass man in der jüngeren Vergangenheit bereits mehrfach mit Problemen konfrontiert wurde.
Schritt in die Öffentlichkeit? „Wird heftige Gegenreaktionen auslösen“
Dazu sollen auch einige Fehlplanungen an der Halle Nord zählen. Neben einem ungelösten Problem fehlender Ballfangnetze, die in der Bundesliga seit 2015 verpflichtend sind, habe der Verein zudem einen mangelhaften Abstand zwischen Tribüne und dem Bereich der Auswechselspielerinnen festgestellt.
Der BSV kritisierte hierbei die fehlende Kompetenz der Verantwortlichen und verwies auf den in der Tat weltfremden Lösungsvorschlag eines leitenden Mitarbeiters der Stadt: „Müssen die Auswechselspielerinnen denn hier sitzen, können die nicht auf der Tribüne sitzen oder in Halle 4 und 5 warten, bis sie dran sind?“
Die verzweifelte Situation der Buxtehuder schilderte auch Geschäftsführer Timm Hubert: „Wir wissen, dass der Schritt an die Öffentlichkeit bei der Stadt gewiss eine heftige Gegenreaktion auslösen wird und kaum ein Einlenken. Aber wir wissen wirklich nicht mehr weiter. Wenn es so weiter geht, geraten die Bundesliga und die ganze Nachwuchsarbeit in Gefahr. Und dass jetzt, wo die langersehnte Halle endlich steht.“
Die Reaktion der Stadt ließ tatsächlich nicht lange auf sich warten. „Es ist nicht meine Aufgabe, der Bundesliga eine Halle mit Harz zur Verfügung zu stellen. Wenn eine Halle gesperrt ist, müssen Sie eine Alternative finden. Wenn Sie das nicht schaffen, ist das unprofessionell“, wird Claudia Blaß, die Leiterin des Schul- und Sportamts von Buxtehude auf der Vereinsseite zitiert.
Eine baldige Einigung scheint derzeit in weiter Ferne zu liegen. Immerhin hat der Verein noch etwas Zeit, um das Problem zu lösen. Das nächste Heimspiel in der Bundesliga steigt erst am 5. Oktober gegen Frisch Auf Göppingen.