Vor etwas mehr als einem Jahr heuerte Daniel Farke bei Leeds United an. Doch nach durchaus verheißungsvollem Start und dem knapp verpassten Premier-League-Aufstieg brodelt es nun bereits unmittelbar nach Saisonbeginn an der Elland Road. Abgesehen vom ausbleibenden sportlichen Erfolg, gestand der deutsche Coach nun, dass er Probleme habe und nach Erklärungen suche. Die Unruhe wächst.
Farke gehen die Erklärungen aus
Nach dem Abstieg aus der Premier League sollte Farke den Verein in die vermeintlich prestigeträchtigste Liga des internationalen Fußballs zurückführen. Doch ausgerechnet im alles entscheidenden Spiel - dem sogenannten „Billion Dollar Game“ - setzte es eine bittere Pleite gegen den FC Southampton. Tränen-Schock und Latten-Drama - der Aufstieg blieb verwehrt.
Erste Titelchance für Farke futsch!
Eine folgenschwere Niederlage - im wohl wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte. Der Stachel sitzt tief und scheint bis heute nachzuwirken.
So setzte es im League Cup gegen Ligakonkurrent FC Middlesbrough am Mittwochabend die nächste Pleite. 0:3, die erste Titelchance passé - und das im zweiten Pflichtspiel einer noch jungen Saison. Stabilitätsverlust, fehlende Kontrolle - Farke sprach von einer Implosion.
Drei Tore binnen 17 Minuten: Während sich Middlesbrough in einen Rausch spielte, wurde die Abwehrarbeit beim Team von Farke völlig vernachlässigt.
Nach Abpfiff suchte der 47-Jährige händeringend nach Erklärungen. „Ich tue mich im Moment schwer, eine wirklich klare Erklärung zu finden, denn in allen Bereichen waren wir in diesen 20 Minuten nicht wir selbst“, räumte Farke ein.
Von schier unglaublichen Fehlern war die Rede, leichtsinnigen Ballverluste, das Pressing habe nicht funktioniert. „Jeder, der sich mit Fußball auskennt, weiß, warum das heute Abend passiert ist“, gestand der deutsche Trainer auf der Pressekonferenz.
Umstrittener RB-Deal sorgt für Wirbel
Dabei hätte es doch eigentlich bergauf gehen sollen. Mit Red Bull als neuem Hauptsponsor wurde kürzlich frisches Geld in den Verein gepumpt. Bei britischen Journalisten ist von einem kontroversen Deal die Rede: Eine Energy-Drink-Firma steigt bei einem Traditionsklub ein. Passt das?
Aus strategischer Sicht ist die - durchaus umstrittene - Entscheidung nachzuvollziehen. Die Erfolge der RB-Klubs aus Salzburg und Leipzig sprechen für sich. Ein Kernelement deren Erfolge ist die Philosophie, gute Talente zu finden, zu fördern und gewinnbringend zu verkaufen.
Diese Philosophie hat sich Leeds United vor allem in den letzten Jahren zu eigen gemacht, sodass die Minderheitsübernahme durchaus Sinn ergibt.
Nach dem verpassten Aufstieg verließen jedoch einige Stützen den Verein - konnten eben nicht gewinnbringend verkauft werden.
Spieler wie Archie Gray, Crysencio Summerville und Luis Sinisterra haben den Verein endgültig verlassen, und auch Wilfried Gnonto und Ex-Bundesliga-Profi Georginio Rutter stehen vor einem Wechsel.
Farke nimmt reichlich Änderungen vor
Von einem Neuanfang zu sprechen, klingt klischeehaft, doch unter diesen Umständen wirkt der Umbruch eher wie ein Rebranding.
Im Rahmen der Pokalpleite gegen Middlesbrough nahm Farke im Vergleich zum ersten Ligaspiel ganze acht Änderungen in der Startelf vor.
Die Schuldfrage war für den ehemaligen Fohlen-Trainer schnell geklärt. „Ich bin dafür verantwortlich, dass wir den Carabao Cup in dieser Saison nicht gewinnen werden. Ich nehme es auf meine Kappe und der Grund für die Niederlage war, dass wir so viel verändert haben.“
„Wir hätten gerne ein besseres Spiel gehabt“
Und doch gab sich Farke kampfeslustig - inklusive Appell an die Fans. „Es geht nicht um Botschaften oder Reden, unsere Fans sind klug genug, um zu wissen, was man unter diesen Bedingungen tut. Wir hätten gerne ein besseres Spiel gehabt.“
Am Samstag steigt das nächste Ligaspiel gegen West Bromwich Albion - Mitfavorit auf den Aufstieg in die Premier League.
Für Leeds und Farke braucht es dringend ein Erfolgserlebnis, sonst dürfte es noch unruhiger werden.