Boavista Porto hat den Transfermarkt aufgemischt wie kaum ein anderer Klub in diesem Winter. Elf neue Spieler wurden verpflichtet – allein neun davon ablösefrei an nur einem einzigen Tag. Darunter prominente Namen wie der ehemalige PSG-Verteidiger Layvin Kurzawa, Ex-Chelsea-Mittelfeldspieler Marco van Ginkel, Ex-Sevilla Torhüter Tomas Vaclik und der frühere Dresdner Stürmer Moussa Koné.
Ein radikaler Neustart

Neben diesen prominenten Akteuren stießen noch zahlreiche weniger bekannte Spieler zum Team. Eine solche Massenverpflichtung mitten in der Saison ist selten – und spricht für die pure Verzweiflung des Klubs.

Boavista steckt in einer tiefen sportlichen Krise. Der Klub steht mit nur 12 Punkten aus 23 Spielen auf dem letzten Tabellenplatz der Liga Portugal Betclic. Acht Niederlagen in Folge, zehn Niederlagen in den letzten zwölf Spielen – der Absturz in die Zweitklassigkeit droht.
Transfers als Hilfe für den Abstiegskampf
Um dem Abstieg zu entkommen, sah sich der Verein gezwungen, auf dem Transfermarkt radikal nachzubessern und verpflichtete zahlreiche vereinslose Spieler. Zudem entschied sich der Klub zur Trennung von Sportdirektor Rafael Bracali, um einen Neuanfang in der sportlichen Leitung zu wagen.
Eine zentrale Rolle für diesen Neuanfang liegt in der Vergangenheit: Boavista durfte seit 2023 über fünf Transferperioden keine neuen Spieler registrieren, da der Klub mit einer Transfersperre belegt war.
Die FIFA verhängte die Sanktion, weil der Verein finanzielle Verpflichtungen gegenüber früheren Vereinen und Spielern nicht erfüllt hatte. Erst im Februar 2025, nachdem Boavista seine Schulden begleichen konnte, wurde die Sperre aufgehoben.
Statt auf eine nachhaltige Kaderplanung zu setzen, folgte nach der Sperre ein panischer Rundumschlag, der eher an einen verzweifelten Notfallplan als an strategische Weitsicht erinnert. Das einzige Ziel: Der Klassenerhalt in der Saison 2024/25.
Boavista vom Meister zum Abstiegskandidaten
Eine erstaunliche Entwicklung, denn das Team mit den schwarz-weißen Schachbrett-Trikots zählt einst zu den traditionsreichsten Vereinen Portugals. 2001 gelang dem Klub sensationell der Gewinn der Meisterschaft und im darauffolgenden Jahr erreichten die Portugiesen das Halbfinale des UEFA-Pokals.
In der Champions-League-Saison 2001/02 traf Boavista sogar auf den FC Bayern. Berühmte Spieler wie Petit, Ricardo, Nuno Gomes und Joao Pinto trugen einst das Trikot des Vereins.
Doch dann folgte der Absturz: Der Klub wurde wegen versuchter Schiedsrichterbeeinflussung in der Saison 2003/04 bestraft und im Jahr 2008 zwangsweise in die Drittklassigkeit verbannt. Dort kämpfte der Klub jahrelang um die Rückkehr in den Profifußball.
Nachdem der nationale Verband den verhängten Zwangsabstieg wegen Verjährung des Disziplinarverfahrens aufgehoben hatte, kehrte Boavista 2013 in das portugiesische Fußball-Oberhaus zurück.
Rückkehr in Portugals erste Liga - Erfolg bleibt aus
Die Rückkehr in die Primeira Liga war zwar zunächst ein großer Erfolg - doch die finanziellen Schwierigkeiten blieben und sportlicher Erfolg stellte sich nur selten ein. Immer wieder musste der Klub Leistungsträger verkaufen, um wirtschaftlich überleben zu können.
Auch in den letzten Jahren stand Boavista meist in der unteren Tabellenhälfte – weit entfernt von den goldenen Zeiten Anfang der 2000er-Jahre.
Nun scheint der Klub aber an einem neuen Tiefpunkt angelegt und die Frage, die sich stellt, lautet: Wird die radikale Transferstrategie den erhofften Umschwung bringen oder bleibt Boavista nur der Gang in die zweite Liga?
Der Anfang verlief mäßig. Beim jüngsten Ligaspiel gegen Benfica Lissabon standen mit van Ginkel, Koné und Vaclik bereits die neuen Stars in der Startelf - konnten die 0:3 Niederlage aber auch nicht verhindern. Viel Hoffnung auf Besserung gibt es aktuell also nicht.