Genau fünf Jahre ist es her, dass Jude Bellingham in Englands zweithöchster Spielklasse - der EFL Championship - zum Nachwuchsspieler des Jahres gewählt wurde. Was folgte, war eine fulminante Entwicklung und zahlreiche Trophäen in Europas Topligen. Mittlerweile zählt er unumstritten zu den besten Fußballern der Welt.
Ein Versprechen für die Zukunft
Und nun könnte sich die Geschichte wiederholen: Ausgerechnet Judes Bruder Jobe Bellingham wurde am 28. April offiziell zum Nachwuchsspieler des Jahres der EFL Championship gekürt.
Das haben die Bellingham-Brüder gemeinsam
Der 19-Jährige ist seinem älteren Bruder nicht nur wie aus dem Gesicht geschnitten, er bespielt auch ebenfalls die Rolle des Mittelfeldregisseurs, aktuell noch beim AFC Sunderland - der sich als Viertplatzierter mitten im Aufstiegskampf um die Premier League befindet.
Doch das könnte sich schon bald ändern. Immer wieder wurde Jobe in jüngster Vergangenheit mit Borussia Dortmund in Verbindung gebracht. Bekanntermaßen der Verein, bei dem Bruder Jude nach seinem Wechsel 2020 so richtig durchstartete und sich in der Bundesliga zu einem Spitzenspieler entwickelte, bevor er sich im Sommer 2023 nach drei Jahren bei den Schwarz-Gelben Real Madrid anschloss - der Rest ist Geschichte.
RB Leipzig und Borussia Dortmund an Bellingham interessiert
Ob es Jobe ebenfalls zu den Westfalen verschlägt, bleibt abzuwarten - auch RB Leipzig buhlt wohl um das Mittelfeld-Talent. Zudem sollen zahlreiche Premier-League-Klubs bereits ihr Interesse an dem Youngster bekundet haben.
Der 1,91-Meter-Hüne gilt als heiß umworben und besitzt laut transfermarkt.de bereits einen stolzen Marktwert von 22 Millionen Euro, als Ablöse stehen gar 25 Millionen Euro im Raum.
Jobe ist beim englischen Zweitligisten zwar noch mit einem Vertrag bis 2028 ausgestattet, aber wenn der Preis stimmt, werden die Black Cats ihr Juwel wohl schweren Herzens ziehen lassen müssen. Dem jüngeren Bellingham stehen gewissermaßen alle Türen offen.
In der laufenden Saison kommt er auf sieben Torbeteiligungen in 39 Ligaspielen, absolvierte stolze 3.417 Pflichtspielminuten. Trotz seines zarten Alters ist er zu einer festen Säule im Team von Trainer Régis Le Bris gewachsen und hat maßgeblichen Anteil daran, dass der Traditionsklub um den Aufstieg in die Premier League spielt.
Kritiker nehmen Bellingham in die Mängel
Aber Bellingham befindet sich noch im Reifeprozess und hat noch einen weiten Weg vor sich, um irgendwann die großen Fußstapfen seines Bruders auszufüllen. Ganze neun Gelbe Karten kassierte er in der laufenden Saison, hinzu kommt ein Platzverweis.
Kritische Stimmen werfen ihm außerdem vor, ein schwieriger Charakter zu sein und die Auszeichnung nur aufgrund seines Nachnamens erhalten zu haben. Dieser Gedanke lässt sich allerdings schnell widerlegen: Ohne Bellingham auf dem Feld konnte Sunderland diese Saison nicht ein einziges Spiel gewinnen.
Der Verein steckt im Saisonendspurt tief in der Krise und hat die letzten fünf Spiele allesamt nicht gewonnen, zwei dieser Partien stand Unterschiedsspieler Bellingham nicht im Kader, der Verlust machte sich prompt bemerkbar.
Auch sein Karriereverlauf zeigt, dass er mehr als nur ein vielversprechendes Talent ist, mehr als nur der kleinere Bruder von Jude Bellingham.
Bruder Jude Bellingham als Vorbild
Geboren am 23. September 2005 in Stourbridge begann Jobe früh in den Nachwuchsmannschaften von Birmingham City - wie einst Jude. Bereits im Alter von 15 Jahren gab er sein Debüt für die U18-Mannschaft des Klubs. Schnell folgten Einsätze für die U21 und schließlich im Januar 2022 sein erster Auftritt für die Herrenmannschaft im FA Cup.
Mit nur 16 Jahren lief er dann auch erstmals in der Championship auf, bevor er im Sommer 2023 zu Sunderland wechselte. Der Transfer war für Jobe ein entscheidender Schritt, um sich aus dem Schatten seines Bruders zu lösen und seinen eigenen Weg zu gehen. Um dies auch symbolisch zu verdeutlichen, trägt er seitdem nur noch seinen Vornamen auf dem Trikot – ein Zeichen für seine Unabhängigkeit und den Wunsch, als eigenständiger Spieler wahrgenommen zu werden.
Und dennoch ist es kaum möglich, Jobe Bellingham zu erwähnen, ohne seinen berühmten Bruder Jude ins Gespräch zu bringen. Die Parallelen zwischen den beiden sind nicht zu übersehen, das belegt auch die jüngste Auszeichnung.
Trotz dieser Herausforderungen zeigt Jobe eine bemerkenswerte mentale Stärke. „Er möchte sein eigenes Vermächtnis aufbauen“, sagte sein ehemaliger Trainer Tony Mowbray, der fest daran glaubt, dass Jobe weiter seinen Weg gehen wird – unabhängig vom Erfolg seines Bruders.
Bellingham? Ein „absoluter Diamant“
Mowbray, der Jobe förderte und ihm viel Vertrauen schenkte, beschrieb ihn bei dessen Vorstellung als einen „absoluten Diamanten“ und lobte seine Lernbereitschaft und Liebe zum Spiel: „Er will immer besser werden. (...) Mit 17 Jahren war das schon beeindruckend, aber er hat ein echtes Gewinner-Mindset.“ Diese Einschätzung spiegelt sich auch heute in Jobes Leistungen auf dem Platz wider.
Der junge Engländer ist nicht nur für seine Torgefahr bekannt, sondern auch für seine Fähigkeit, das Spiel zu lesen und seine Mitspieler in Szene zu setzen. Jobe zeigt eine Reife und Ruhe am Ball, die ihn jetzt schon von vielen anderen Spielern seines Alters abhebt. Wie sein Bruder agiert er als offensiver Mittelfeldspieler, beweist dabei aber immer wieder seine Vielseitigkeit und Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Jobe steht nach einer erfolgreichen Saison nun vor dem nächsten großen Karriereschritt und ist auf dem besten Weg, sich als eigenständiger Star zu etablieren, wird nicht umsonst als eines der vielversprechendsten Talente im europäische Fußball angesehen.
Sein Bruder Jude drückt ihm jedenfalls die Daumen. „Sein Glück bedeutet mir mehr als mein eigenes“, sagte er einst auf seinem YouTube-Kanal.
Nun liegt es an Jobe sein Glück selbst in die Hand zu nehmen. Die Auszeichnung ist zumindest mal ein erster Meilenstein und stellt gewissermaßen eine Art Versprechen für die Zukunft dar.