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Erster Titel seit 92 Jahren: Ein ganz besonderes Pokal-Märchen

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Ein ganz besonderes Pokal-Märchen

Die Go Ahead Eagles schreiben niederländische Fußballgeschichte. Beim dramatischen Pokalerfolg ist auch ein Deutscher mittendrin, der nach einer Herz-OP einen historischen Titel bejubeln darf.
Die Go Ahead Eagles holten ihren ersten Titel seit 92 Jahren
Die Go Ahead Eagles holten ihren ersten Titel seit 92 Jahren
© IMAGO/DeFodi Images
Die Go Ahead Eagles schreiben niederländische Fußballgeschichte. Beim dramatischen Pokalerfolg ist auch ein Deutscher mittendrin, der nach einer Herz-OP einen historischen Titel bejubeln darf.

Als Julius Dirksen am Montagabend seinen Elfmeter im Tor unterbrachte, brachen im De Kuip von Rotterdam alle Dämme. Denn in diesem Moment war klar: Die Go Ahead Eagles aus der niederländischen Stadt Deventer haben zum allerersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte den niederländischen Pokal gewonnen - und zugleich den ersten Titel seit 92 (!) Jahren.

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Gegen den favorisierten AZ Alkmaar setzten sich die Eagles nach einem dramatischen Elfmeterschießen mit 5:3 durch. Zum Helden des Abends wurde Deventers Torhüter Jari De Busser, der zwei Strafstöße parierte und nach dem Spiel bei ESPN witzelnd zugab: „Ich habe in meiner Profikarriere noch nie einen Elfmeter gehalten. Es ist so bizarr, ich habe keine Worte dafür. Hier werden Jungenträume wahr.“

Den Pokaltitel feierte das Team aus Deventer anschließend in grünen Bademänteln, eine über 100 Jahre alte Tradition im niederländischen Fußball.

Deutscher Profi mittendrin

Mittendrin ist auch ein Deutscher: Verteidiger Gerrit Nauber, der 120 Minuten lang die Angreifer Alkmaars in Schach hielt und kurz vor dem Elfmeterschießen Platz für den späteren Titelbringer Dirksen machte. Als „unfassbar, einmalig und sensationell“ bewertete Nauber den Erfolg am Morgen nach dem Finale im Gespräch mit dem SID.

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Seit 2021 spielt der 33-Jährige für die Go Ahead Eagles, die im selben Jahr mit dem heutigen Schalke-Cheftrainer Kees van Wonderen in die Eredivisie aufgestiegen waren. Zuvor verdiente Nauber sein Geld unter anderem in Sandhausen, Duisburg und bei Sportfreunde Lotte.

Erst Herz-OP, jetzt Pokalsieger

Besonders emotional dürfte der Titel für den Verteidiger auch deshalb sein, weil er im vergangenen Sommer beinahe seine Karriere hätte beenden müssen. Eine Operation am Herzen ermöglichte die Fortsetzung seiner Laufbahn.

„Am Ende der vorigen Rückrunde waren mir hohe Belastungen manchmal schwergefallen und ich hatte schon gedacht: Werde ich alt oder was ist hier los? Ich war nicht völlig fertig, aber irgendwas war anders”, erklärte er im Gespräch mit dem kicker.

„Daraufhin bin ich zum Athletiktrainer und wir haben versucht, noch an der Kondition zu arbeiten. In der Vorbereitung auf diese Saison wurden bei einem EKG dann Herzrhythmusstörungen festgestellt. Ich hab’s erst nicht geglaubt. Aber es war klar, dass ich operiert werden musste, wenn ich weiter ohne Probleme Profifußball spielen will.“

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Auf seinem Weg zurück nach der OP habe er „gesehen, wie Spieler auf dem Platz zusammengebrochen, ja sogar gestorben sind. Ich wäre wohl der nächste gewesen.“

Letzter Titel im Jahr 1933

Für Naubers Mannschaft endete am Montagabend eine ewig lange Durststrecke. Einen Titel bejubeln durften die Eagles (das Wappensymbol der Stadt Deventer ist ein Adler; Anm. d. Red.) zuletzt im Jahr 1933, als der Klub nach 1917, 1922 und 1930 seine vierte niederländische Meisterschaft gewann.

Auch im Pokalfinale gegen Alkmaar sah es lange Zeit danach aus, als müssten die Adler weiterhin auf einen ersten Titel seit über 90 Jahren warten.

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Troy Parrott hatte den Favoriten per Elfmeter in Führung gebracht (54.) - wenn auch erst im zweiten Anlauf. Der Ire scheiterte zunächst mit einem schwachgetretenen Strafstoß an De Busser, der sich allerdings zu früh von der Torlinie wegbewegt hatte. Beim Wiederholungs-Strafstoß blieb Parrott dann cool und brachte sein Team auf die Siegerstraße.

Pokaltitel sichert Teilnahme an der Europa League

Überhaupt war Alkmaar in einem chancenreichen Spiel (30:18 Torschüsse pro AZ) das bestimmende Team, das erst in der siebten Minute der Nachspielzeit für seinen Chancenwucher bestraft wurde: Eine Flanke der Eagles klärte Alkmaars Peer Koopmeiners mit der Hand, der in der Aktion allerdings auch von seinem Gegenspieler am Trikot gezogen wurde.

Schiedsrichter Danny Makkelie entschied dennoch auf Strafstoß - und Mats Deijl rettete den Außenseiter in die Verlängerung.

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In dieser passierte nicht viel, die Entscheidung fiel wenig später erst im Elfmeterschießen. Die Eagles blieben eiskalt, verwandelten alle ihrer Strafstöße und feierten in großem Stile ihren Schlussmann, der dem derzeitigen Tabellen-Siebten durch den Pokalsieg die Teilnahme an der Europa League sicherte.

„Das ist großartig, wirklich beispiellos. Ich freue mich für den Verein, die Spieler, für alle. Wir werden in die Geschichtsbücher eingehen“, erklärte Deijl euphorisch.

Am Mittwochabend wird sich die Mannschaft bei einer Busparade an der Ijssel von seinen Fans in der 100.000-Einwohner-Stadt feiern lassen. Die Pokalhelden haben ihre erste Partynacht bereits hinter sich, wie Nauber dem SID verriet.

Bis um drei Uhr nachts habe das Team „in einer Halle für Radrennen“ in Rotterdam gefeiert, doch der 33-Jährige weiß: „Dabei kommt die eigentliche Feier noch.“