Er ist erst 17, doch wie selbstverständlich übernahm Franco Mastantuono Verantwortung. Sicher verwandelte der Youngster den Elfmeter zum 3:2 in der Nachspielzeit der ersten Hälfte und brachte River Plate damit in der Copa Libertadores gegen Independiente del Valle auf die Siegerstraße.
Argentiniens neuer Messi?
6:2 hieß es am Ende – und Mastantuono war einmal mehr einer der Hauptdarsteller. Im fünften Spiel in Folge war er an mindestens einem Tor direkt beteiligt. Der 17-Jährige versetze die Fans bei jeder Ballberührung aufs Neue in Begeisterung, schrieb die größte argentinische Tageszeitung Clarín nach jenem Sieg in der Nacht von Donnerstag auf Freitag und titelte: „Mastantuono ist viel mehr als das Juwel von River“.
Als „unangefochtener Anführer“ wurde der aufstrebende Teenager bei der AS gefeiert. Spätestens seit seinem Traumtor im Superclásico gegen Boca Juniors Ende April wird der Hype um das 1,77 Meter große Mittelfeldtalent immer größer.
Mastantuono mit Traum-Freistoß im Superclásico
Aus über 25 Metern Entfernung schlenzte Mastantuono den Ball beim 2:1-Sieg gegen den Erzrivalen punktgenau in den rechten Winkel. Die über 85.000 Fans im El Monumental eskalierten.
„So ein Tor habe ich schon lange nicht mehr gesehen“, staunte auch sein Trainer Marcelo Gallardo hinterher und sprach von einer „schönen kleinen Perle“.
Dass er in Mastantuono einen Rohdiamanten in seinem Team hat, ist dem 49-Jährigen bewusst. „Er ist ein Talent, das schon jetzt Situationen mit seinen Fähigkeiten löst, und das ist gut für River“, sagte er über den Dribbelkünstler.
Gallardo will seinen Schützling gern weiter behutsam entwickeln. „Er ist nicht der Anführer, er ist ein Spieler, der sich einfügt. Wir werden ihm keine Verantwortung aufbürden. Aufgrund seiner Qualitäten spielt er so, wie er spielt, und das hat einen großen Wert.“
Wunderkind weckt Interesse
Doch die Leistungen des argentinischen Juniorennationalspielers wecken auch Begehrlichkeiten. Internationale Topklubs stehen offenbar Schlange, angeblich soll Real Madrid ganz vorne mitmischen. Allerdings sollen die Königlichen nicht bereit sein, die 45 Millionen Euro für die Ausstiegsklausel zu zahlen.
„Mastantuono macht gerade seine ersten Schritte“, sagte Gallardo über die Transfergerüchte. „Wenn wir ihn schon verkaufen müssen, weil die Welt und der Transfermarkt dynamisch sind, dann müssen wir ihn eben weiter unterstützen. Er steht mit beiden Beinen auf dem Boden und muss weiter als Fußballer und als Mensch wachsen.“
Aufgewachsen ist Mastantuono in der argentinischen Stadt Azul, rund 299 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Bereits als Neunjähriger fiel er River bei einem Probetraining auf. Aber ein erstes Angebot schlug er aus, weil er lieber bei seiner Familie bleiben wollte.
Zudem schien auch eine Tenniskarriere möglich, erst mit elf Jahren konzentrierte sich Mastantuono voll auf den Fußball. 2019 wagte er dann doch den Schritt in die Jugendakademie von River Plate.
Profidebüt unter Ex-Bayern-Profi Demichelis
Unter dem früheren Bayern-Profi Martín Demichelis feierte Mastantuono im vergangenen Jahr sein Profidebüt für „Los Millonarios“ und verewigte sich mit 16 Jahren, acht Monaten und 28 Tagen als drittjüngster Spieler in der Klub-Historie.
Beim emotionalen Abschied von Demichelis schlenzte er ebenfalls einen Freistoß traumhaft sehenswert in den Winkel.
Mastantuonos linker Zauberfuß weckt unweigerlich Erinnerungen an Superstar Lionel Messi. Derartige Vergleiche sind angesichts seines Alters zwar noch verfrüht, doch erst kürzlich nannte Thierry Henry Mastantuonos Namen im Zusammenhang mit den ganz Großen.
„Es wundert mich, dass immer wieder gesagt wird, dass es niemanden gibt, der besser ist als Messi oder Cristiano Ronaldo. Zu meiner Zeit waren es Pelé oder Maradona. Man kann Zidane, Ronaldo und andere Namen nennen“, sagte Henry bei CBS.
Und in Bezug auf die Gegenwart nannte der frühere Offensivstar neben Lamine Yamal auch Mastantuono und verwies auf dessen Traumtor im Superclásico.
„Es ist verrückt, wenn man bedenkt, dass diese Jungs erst 17 Jahre alt sind“, schwärmte Henry.
Debüt für Argentinien?
Zuletzt wurde bereits spekuliert, dass Mastantuono erstmals in die argentinische A-Nationalmannschaft berufen werde. Trainer Lionel Scaloni verzichtete beim Comeback von Lionel Messi nun allerdings darauf.
Laut Olé soll Mastantuono aber eher früher als später von der U20 hochgezogen und mit Messi trainieren. Dies soll in Abstimmung mit U20-Trainer Diego Placente geschehen.
„Er hat alles, was es braucht, und ist eine große Persönlichkeit. Mental ist er viel reifer, als es sein Alter vermuten lässt“, sagte der frühere Leverkusener über das Mittelfeldjuwel.
Ein weiteres Highlight steht für Mastantuono im Sommer mit River Plate auf dem Programm. Der Youngster wird mit seinem Team an der Klub-WM teilnehmen. Der Hype um das argentinische Wunderkind dürfte also so schnell nicht abflauen.