Die Stimmung auf dem „Barfi“, wie der Barfüsserplatz in Basel im Volksmund liebevoll genannt wird, kochte am Sonntag bereits über. Dann betrat endlich einer der größten Lieblinge der Fans des FC Basel den Balkon des Stadtcasinos: Xherdan Shaqiri!
Der verlorene Sohn hält Wort
Begleitet vom Jubel Zehntausender schwenkte der „Kraftwürfel“ eine riesige FCB-Flagge und läutete damit den Höhepunkt der spontanen Meisterparty ein. Acht Jahre musste der zwischenzeitlich in den Abstiegskampf geratene frühere Serienmeister auf diesen Moment warten. Vor allem dank Shaqiri fand diese bittere Durststrecke ein umjubeltes Ende.
Bei Shaqiri „kommen Emotionen von früher hoch“
„Ich bin mit Ambitionen und Zielen nach Basel gekommen. In Basel ist es immer um Titel gegangen“, sagte Shaqiri. „Wenn man wieder auf dem Balkon steht, kommen auch Emotionen von früher hoch.“
Die Heimkehr des verlorenen Sohnes zu Saisonbeginn entfachte eine Euphoriewelle am Rheinknie. Schon damals sprach er selbstbewusst von der Meisterschaft. Und er hielt Wort.
„Mein größtes Ziel war, dass der FCB wieder um Titel spielen kann und auch, dass wir den Kübel wieder nach Hause bringen“, sagte der 33-Jährige. Nach dem Unentschieden von Verfolger Servette Genf ist der Titel den Baslern drei Spieltage vor Schluss nicht mehr zu nehmen.
„Den Kübel“, also den Meisterpokal, gibt es nach dem letzten Spiel gegen den FC Luzern am 24. Mai - die Karten für die Partie sind längst vergriffen.
Shaqiri mit glänzenden Statistiken
„Ich selbst hätte auch nicht gerade gedacht, dass es gleich im ersten Jahr wieder klappt. Aber so ist es natürlich umso schöner“, schwärmte Shaqiri.
Der 125-malige Schweizer Nationalspieler, der nach der EM im Vorjahr seinen Rücktritt erklärt hatte, hat einen entscheidenden Anteil am Erfolg des FCB.
Nach seiner Rückkehr aus Chicago in die Schweiz entwickelte sich Shaqiri auf Anhieb zum Leistungsträger früherer Tage - und sammelte Scorer-Punkte en masse. 18 Tore und 20 Vorlagen in 31 Einsätzen lassen ihn sowohl die Tor-Statistik als auch die Assist-Statistik der Schweizer Liga anführen.
Der Beginn einer Shaqiri-Saga
2012 war Shaqiri für 12,5 Millionen Euro von Basel zum FC Bayern gewechselt. Unter Trainer Jupp Heynckes schrieb der Schweizer mit den Bayern auf Anhieb Geschichte.
Zum ersten Mal in der Vereinshistorie gewann das Team das Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Champions League. In den Folgejahren gewannen Shaqiri und der FC Bayern zwei deutsche Meisterschaften, den DFB-Pokal, den deutschen Superpokal sowie die Klub-Weltmeisterschaft.
Nach zweieinhalb erfolgreichen Jahren in München wechselte er zu Inter Mailand - zunächst auf Leihbasis, im Sommer 2015 dann fest.
Weitere Titel in England
Doch nur wenige Tage später - das Transferfenster war noch nicht wieder geschlossen - verkaufte Inter den Schweizer weiter an Stoke City, wo die Erfolge jedoch ausblieben. Drei Jahre später stand der nächste Wechsel an, der seine Titel-Sammlung erweitern sollte.
Für 14,7 Millionen Euro verpflichtete der FC Liverpool unter Erfolgstrainer Jürgen Klopp Shaqiri. Mit Liverpool gewann er eine Meisterschaft, den UEFA-Supercup, die Klub-Weltmeisterschaft und einen weiteren Champions League-Titel.
Der Kreis schließt sich
Nach der Zeit in Liverpool sollte es für Shaqiri in Frankreich weitergehen. Ein halbes Jahr spielte der Routinier für Olympique Lyon, bevor er sich 2022 aus dem europäischen Fußball verabschiedete und sich Chicago Fire in der MLS anschloss.
Der Schweizer Publikumsliebling geriet in Europa allmählich in Vergessenheit. Zu Beginn dieser Saison wechselte Shaqiri dann aber wieder zu seinem Jugend-Klub FC Basel und führte diesen nach acht Jahren endlich wieder zum Titel.
„Einfach unbezahlbar“, schwärmte das Boulevardblatt Blick. Er stehe sinnbildlich für die Verwurzelung in der Region. „Für die Jüngeren ist er der weit gereiste Nati-Star, den sie plötzlich Woche für Woche sehen dürfen. Und der dann tatsächlich all die Zauberdinge tut, die man sich immer von ihm erzählt hat.“
Und Shaqiri stellte einmal mehr unter Beweis, dass man ihn nie abschreiben sollte.