Alf-Inge „Alfie“ Haaland und Egil Östenstad haben umfassende Einblicke in die Arbeit des „Team Haaland“ gewährt. Die beiden Schlüsselfiguren hinter dem Erfolg von Fußballstar Erling Haaland präsentierten ihre Geschäftsstrategien jüngst bei einer Fußballkonferenz unter dem Titel „Vom Start-up zur globalen Marke“ im Ullevaal-Stadion in Oslo vor hochrangigen Persönlichkeiten des norwegischen Fußballs.
Das Imperium hinter Haaland
Das Management-Team, das hinter dem Erfolg von Manchester Citys Stürmer-Star steht, ist mittlerweile zu einem millionenschweren Geschäft herangewachsen. Laut Östenstad ist die Arbeit des „Team Haaland“ in vier Kernbereiche gegliedert: der Fußballer, Kommerzielles, Vermögensverwaltung und EH9.
In einer überraschend offenen Präsentation teilte Alf-Inge Haaland bisher unbekannte Details über die Verhandlungen mit Nike. „Wir haben Erling mit genau diesem Vertrag ziemlich lange auf die Folter gespannt“, gestand der Vater des norwegischen Nationalspielers. „Wir waren zwei, drei Jahre damit beschäftigt und haben mit ihnen verhandelt. Aber am Ende ist es richtig gut geworden.“
„Die sind verdammt verrückt“ – Am Pokertisch mit Nike
Der 2023 verkündete Vertrag mit dem Sportartikelhersteller hat nach Angaben von Alf-Inge Haaland eine Laufzeit von zehn bis 15 Jahren und gilt als der größte Sponsorenvertrag in der Fußballgeschichte. Berichten zufolge soll das Volumen bei etwa 22 Millionen Euro liegen. Für Haaland bedeutet dies eine drastische Steigerung – sein vorheriger Nike-Vertrag brachte ihm etwa eine Million Euro jährlich ein, bevor er zwischenzeitlich auch Schuhe von Adidas und Puma testete.
Östenstad ergänzte die Geschichte mit einem aufschlussreichen Rückblick: „Zweieinhalb Jahre vor diesem Tag in London spielten Alfie und ich Golf und Alfie sagte: ‚Jetzt haben Rafaela und Mino zu einer Summe von X Millionen Kronen (norwegische Währung, Anm. d. Red.) nein gesagt. Die sind verdammt verrückt, das ist völlig abgedreht’.“ Nach dem Tod des bekannten Spielerberaters Mino Raiola 2022 hatte Rafaela Pimenta dessen Verantwortlichkeiten übernommen und die Verhandlungen weitergeführt.
„In diesen zweieinhalb Jahren ist viel passiert. Vor allem, weil Erling ein so guter Fußballspieler war, dass es für Nike mit jedem Tag schwieriger und teurer wurde, ihm abzusagen“, erklärte Östenstad während der Präsentation.
Wer steuert den Torjäger?
Mit steigendem Erfolg wuchs auch die Struktur des „Team Haaland“. Alf-Inge Haaland fungiert quasi als CEO des Unternehmens, während Östenstad im Sommer 2022 gezielt als Finanzdirektor eingestellt wurde, um die wachsenden Investitionen und Partnerschaftsverträge zu managen.
Das Team besteht mittlerweile aus mehreren Spezialisten mit klar definierten Aufgabenbereichen. Neben Östenstad und Alf-Inge Haaland hat Spieleragentin Pimenta nach Raiolas Tod die sportlichen und vertraglichen Belange übernommen. Hinzu kommen John „The Fix“ Haddad als persönlicher Trainer und Biomechanik-Experte sowie Mario Pafundi als Sporttherapeut.
Haaland statt Brad Pitt? „Das ist ungaublich schön“
Besonders interessant war auch die Offenlegung der Strategie hinter kommerziellen Partnerschaften. So war es beispielsweise das „Team Haaland“, das aktiv auf das Videospiel „Clash of Clans“ zuging – nicht umgekehrt. Erling Haaland wurde daraufhin die erste reale Person, die als Charakter („Barbarian King“) in das Spiel implementiert wurde.
„Die Auswirkungen auf das Geschäft waren enorm. Die Partnerschaft war unsere erfolgreichste Kampagne seit vielen Jahren, und wir haben sowohl einen Anstieg neuer Downloads als auch eine Reaktivierung früherer Spieler erlebt“, zitierte „Alfie“ Haaland die Aussage von Anna Bouveng, Marketing-Leiterin bei Clash of Clans.
Neben dem Nike-Deal und Clash of Clans gehört Haaland auch zum „All Star Squad“ der Uhrenmarke Breitling. Als Moderator Jan Age Fjörtoft erzählte, dass Breitling nicht länger Brad Pitt, sondern Erling Haaland als Markenbotschafter wollte, reagierte Alf-Inge Haaland bescheiden: „Das ist unglaublich schön.“
Auch an einer eigenen Stiftung arbeitet der City-Stürmer derzeit. „Er findet es aufregend, sich zu engagieren und einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, vor allem für Menschen, denen es vielleicht nicht so gut geht wie ihm. Und für viele Menschen, die am Anfang ihrer sportlichen Karriere stehen, und nicht zuletzt für die öffentliche Gesundheit, die ihm sehr am Herzen liegt“, erklärte Alf-Inge Haaland.
„Sucht euch ein Leben“
Die finanziellen Erfolge des „Team Haaland“ können sich sehen lassen: Alf-Inge Haalands eigene Investmentgesellschaft Tyrannus AS, deren Vorstandsvorsitzender Östenstad ist, erzielte 2023 einen Jahresgewinn von 159,4 Millionen norwegischen Kronen – eine Verdreifachung gegenüber 2022. Auf die Frage nach einem Kommentar zu den Abschlüssen vor drei Jahren antwortete Haalands Vater lediglich: „Sucht euch ein Leben.“
Im Mai 2022 verlegte Alf-Inge Haaland seinen Wohnsitz ins schweizerische Andermatt. Vermutlich, um von der deutlich niedrigeren Vermögenssteuer in der Schweiz zu profitieren – ein Schritt, für den er in seiner Heimat viel Kritik erntete. Dem Imperium um den Ausnahmefußballer hat es jedenfalls nicht geschadet.