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Ein Stück Fußballgeschichte vor der Auslöschung

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Traditionsklub droht komplettes Aus

Einst kickten Legenden wie Pep Guardiola oder Roberto Baggio für Brescia Calcio. Jetzt steht die 114-jährige Geschichte vor der Auslöschung. Der Verantwortliche ist schnell gefunden.
Roberto Baggio (l.) und Luca Toni spielten Anfang der 2000er Jahre gemeinsam für Brescia
Roberto Baggio (l.) und Luca Toni spielten Anfang der 2000er Jahre gemeinsam für Brescia
© IMAGO/Buzzi
Einst kickten Legenden wie Pep Guardiola oder Roberto Baggio für Brescia Calcio. Jetzt steht die 114-jährige Geschichte vor der Auslöschung. Der Verantwortliche ist schnell gefunden.

„Hier habt ihr euch an Mittelmäßigkeit gewöhnt“, hatte Geschäftsmann Massimo Cellino getönt, als er sich 2017 beim Kauf des italienischen Zweitligisten Brescia Calcio den Journalisten vorgestellt hatte.

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Doch anstatt den Klub aus der Mittelmäßigkeit nachhaltig voranzubringen und weiterzuentwickeln, hat der 68 Jahre alte Unternehmer den Traditionsklub in den Ruin getrieben.

„Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, wird Cellino eine Spur der Verwüstung hinterlassen und 114 Jahre Geschichte mit einem Schlag auslöschen“, schrieb die Gazzetta dello Sport.

Der Klub aus der Lombardei steht unmittelbar vor der Pleite. Ein neuer Investor ist nicht in Sicht. Außerdem steigt Brescia wohl aus der Serie B ab, auch dafür ist der Besitzer und Präsident verantwortlich.

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Abstieg und Insolvenz: Cellino schuldig?

Rein sportlich hätten sich die Biancazzurri gerettet, doch wegen eines dubiosen Kredits und nicht existenter Steuergutschriften im Zusammenhang mit einem Unternehmen von Cellino gab es eine Vier-Punkte-Strafe, durch die der Klub auf einen direkten Abstiegsplatz abrutschte.

Der gesamte Tabellenkeller wurde so durcheinander gewirbelt, die italienische Presse schrieb von einem „Erdbeben“.

Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen, weil Brescia am 10. Juni vor dem Bundesgericht in Berufung gehen wird. In Gänze lautet die Entscheidung des Gerichts übrigens, dass Brescia ein Abzug von acht Punkten auferlegt wird - vier davon werden in der nächsten Saison vom Konto abgehen.

„Der Präsident selbst hat den Stecker gezogen“

Doch als wäre der Abstieg nicht genug, droht auch die erste Insolvenz in der 114-jährigen Vereinsgeschichte.

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Drei Millionen Euro wären für die Tilgung der Schulden nötig. Am Donnerstag hatte Cellino bereits bekräftigt, dass er nicht für die Schulden aufkommen werde - und sein Wort zum Ärger der Fans auch gehalten.

Bis Freitag um 15 Uhr hätten Gehälter der letzten zwei Monate bezahlt werden müssen, die Frist ließ er allerdings verstreichen.

„Der Präsident selbst hat den Stecker gezogen“, schrieb die Gazzetta. „Die Wut in einer ungläubigen Stadt ist groß.“

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Pirlo, Hagi und Guardiola spielten bei Brescia

Ein Stückchen Fußballgeschichte steht kurz vor der Auslöschung. Einst hatten Weltmeister wie Roberto Baggio, Andrea Pirlo, Alessandro Altobelli und der spätere Bayern-Stürmer Luca Toni für Brescia gespielt.

Fußball-Legende Gheorghe Hagi kam in den 90er-Jahren von Real Madrid und wurde nach Barcelona weiterverkauft. Anfang der 2000er kam Pep Guardiola von Barca zu den Biancazzurri.

„Cellino zahlt keine Gehälter, 114 Jahre Geschichte von Altobelli über Baggio bis Guardiola gehen in Rauch auf“, titelte die ansässige Zeitung Corriere della Sera.

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Brescia-Kapitän schießt gegen Besitzer

In Anbetracht der prekären Lage wandte sich Kapitän Dimitri Bisoli am Freitag mit einem deutlichen Statement an die Öffentlichkeit.

„Heute wurden 114 Jahre Geschichte mit Füßen getreten, aber Brescia ist nicht er, Brescia sind wir, und deshalb wird Brescia niemals sterben“, bekräftigte der 31-Jährige in den sozialen Netzwerken. „Im Gegenteil, ich bin sicher, dass es stärker als zuvor wiederauferstehen wird.“

Wie geht es jetzt weiter?

Doch wie es weitergehen wird, das weiß niemand so genau. „Auch die lokale Politik fragt sich, was zu tun ist“, so die Gazzetta. Bürgermeisterin Laura Castelletti soll sich bereits mit lokalen Profiklubs besprechen, auch Experten für Sportrecht wurden eingeschaltet.

„Da es keine Anzeichen dafür gibt, dass die erforderlichen Auflagen erfüllt werden, hat die Gemeinde beschlossen, einzugreifen, um die Kontinuität des Fußballs in Brescia und den sportlichen, sozialen und identitätsstiftenden Wert, den er darstellt, zu schützen“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung.

Bis zum 26. Juni soll eine Lösung gefunden werden. Dann wird feststehen, ob Brescia in der Serie C an den Start gehen darf oder ausgeschlossen wird.

Die Gemeinde will bis dahin als Vermittler dienen und „mit den zur Verfügung stehenden Mitteln einen Weg unterstützen, der die fußballerische Identität von Brescia auf legale, transparente und konstruktive Weise bewahrt“.