Gleicher Nachname, andere Position. Aus Spaß hat sich Jonathan Klinsmann als Kind Torwarthandschuhe angezogen und entdeckte dadurch seine neue Leidenschaft. Sein Vater Jürgen Klinsmann war von dieser Entscheidung begeistert und freut sich für ihn.
Klinsman-Sohn startet endlich durch
Klinsmann wird zum Fan-Liebling
Sein Vater hat Tore geschossen und er verhindert Tore. Ein Punkt weniger in dem er mit seinem Vater verglichen werden kann. Denn der Sohn von so einem großen und erfolgreichen Fußballer zu sein, sorgt dafür, dass man ständig miteinander verglichen wird.
Das sieht der 28-Jährige auch selbst ein und verrät im Interview mit The Athletic: „Das hätte ziemlich schwierig werden können. Am Ende des Tages wird es immer noch Vergleiche geben, aber es hat Spaß gemacht, als ich ins Tor gegangen bin.“
Seine fußballerischen Anfänge verbrachte er in der Bayern-Jugend. Zur selben Zeit war Jürgen Klinsmann Cheftrainer beim FC Bayern.
Mit seinem ersten Torwarttrainer war er mehr als zufrieden, wodurch er noch mehr Freude an der Position bekam: „Ich habe mich in die Position verliebt. Das hängt alles irgendwie von deinen Erfahrungen als Kind ab.“
Über ein Stipendium ging es nach Berlin
Nachdem er 1997 in München geboren war, zog die Familie zunächst nach Italien und wenige Monate später nach London. Anschließend blieb Familie Klinsmann in den USA, wo Jonathan teil eines Entwicklungsprogramms wurde. Danach folgte en College Stipendium für Fußball an der University of California in Berkeley.
Außerdem durchlief er ab 2014 den Nachwuchsbereich der US-amerikanischen Nationalmannschaft. Bei der U20-CONCACAF-Championship wurde er 2017 zum besten Torhüter des Turniers gewählt und verhalf dem Team zum Titel.
2017 folgte dann ebenfalls die Rückkehr nach Deutschland als er seinen ersten Profivertrag bei Hertha BSC unterschrieb. Doch trotz der guten Leistungen in der Nationalmannschaft und eines gehaltenen Elfmeters im Europa-League-Spiel mit Hertha, hat Pal Dardai hauptsächlich den anderen Torhütern den Vortritt gelassen.
Auch später beim FC Luzern und LA Galaxy bekam der Deutsch-Amerikaner nur wenig Einsätze. Hinzu kam ein weiterer Rückschlag als er aufgrund einer Gehirnerschütterung die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio verpasst hat: „Die Olympischen Spiele waren schon immer ein Traum von mir.“
Dritter Wechsel in fünf Jahren
„Es war eine harte Zeit für mich.“ Zu sehen, dass einige seiner Mitspieler im vergangenen Sommer bei Olympia in Paris spielen durften, hat ihn zudem „ein wenig neidisch gemacht.“
Im Februar 2024 hat er sich anschließend für einen erneuten Wechsel entschieden. Diesmal zog es ihn nach Italien zu Cesena FC. „Es war eine Entscheidung, die einige Zeit gebraucht hat“, blickt er auf den Wechsel zurück.
Doch der Wechsel hatte einen Grund: „Das Wichtigste für mich war zu spielen. Ich brauche Spiele.“ Auch bei Cesena hatte er mit Matteo Pisseri erneut einen Konkurrenten, der vom Trainer bevorzugt wurde. „Ich glaube, das waren wahrscheinlich die härtesten Monate meiner bisherigen Karriere“, erklärte er.
Er stellte sich die Frage: „Habe ich hier die falsche Entscheidung getroffen?“ Doch nach einigen Monaten bekam er von Coach Michele Mignani einen Startelfeinsatz. „Wir haben unentschieden gespielt und das hat mir viel Selbstvertrauen gegeben. Dann spielte ich jedes Wochenende“, erzählt er euphorisch.
Durchbruch in Italien für Klinsmann
Das war für ihn der Durchbruch. Anschließend verpasste er nur ein Spiel aufgrund einer kleinen Verletzung. In den restlichen Spielen stellte er sein Können unter Beweis und blieb sieben Mal ohne Gegentor. Außerdem wurde er zum Elfmeterspezialisten und parierte drei von vier Elfmetern.
Das sorgte dafür, dass bereits erste Klubs aus der Serie A Interesse gezeigt haben. Doch Klinsmann ist aktuell zufrieden mit seiner Rolle in Cesena, weswegen er sich gegen einen Wechsel entschieden hat.
Vor allem genießt er die Anerkennung der Fans. Seit seinem Durchbruch wird er oft in der Öffentlichkeit angesprochen. „Ich bin wahrscheinlich der einzige 1,90 Meter große Amerikaner in der Stadt, also falle ich ein bisschen auf“, gab er humorvoll zu.
„Die Leute sind ziemlich respektvoll. In letzter Zeit haben sie mich gebeten, hier zu bleiben“, erzählte er weiter von den Fans.
„Es ist einfach das Gefühl, sich beweisen zu müssen“
Ist vom ganzen Druck durch Legende Jürgen Klinsmann, jetzt wo er in Italien angekommen ist, also nichts mehr zu spüren? „Es gibt definitiv Druck. Es ist einfach das Gefühl, sich beweisen zu müssen“, erklärte er.
Besonders wichtig ist ihm: „Ich möchte zeigen können, dass ich aus einem bestimmten Grund hier bin. Da ich weiß, dass die Leute immer etwas zu sagen haben, muss ich gut sein.“
Eins seiner großen Ziele ist es, sich weiterhin in Italien zu beweisen und somit auch für Nationaltrainer Mauricio Pochettino präsent zu sein.
Auch Jürgen Klinsmann hat bekanntlich eine USA-Vergangenheit. Sein Sohn sieht sogar einige Ähnlichkeiten zwischen ihm und Pochettino: „Es gibt viele Ähnlichkeiten aus der Zeit, als mein Vater dort war. Von außen betrachtet fühlt es sich ähnlich an.“
Teil der Heim-WM im kommenden Jahr zu werden, ist „definitiv ein Ziel.“ Diesem ist er einen Schritt näher gekommen: Für die beiden Testspiele des US-Teams Anfang September steht Klinsmann erstmals im Kader.