Die Sommerpause war mehr als zwei Monate lang und die neue Spielzeit soll eigentlich mit der Partie bei Leicester City schon am 10. August losgehen. Und doch deuten schon die Plakate am legendären Stadion darauf hin, dass dies wohl kaum möglich sein wird. Denn Sheffield Wednesday steht in England vor dem Ruin.
"Schockierende" Zustände! Legendärem Traditionsverein droht das Ende
Traditionsklub droht das Ende
„Chansiri raus“ lautet die einfache Botschaft vor dem Hintergrund einer Collage aus Kulthelden und Pokalgewinnern an der Arena. Gemeint ist Besitzer Dejphon Chansiri. Der 57 Jahre alte Geschäftsmann, dessen Familie Eigentümer des weltweit größten Unternehmens für Thunfischkonserven ist, hat den Zweitligisten in ein riesiges Chaos gestürzt. Vergleichbare Fälle gibt es angesichts der Ausmaße kaum.
Der 1867 gegründete Verein, in den frühen 1990er-Jahren noch einer der besten in England und einer der ältesten überhaupt im Mutterland des Fußballs, könnte 25 Jahre nach der letzten Teilnahme an der Premier League schon bald aus dem Profifußball verschwinden.
Denn den Spielern und Mitarbeitern wurde mehrfach das Gehalt nicht oder nur deutlich verspätet überwiesen. Die Folge: Die English Football League (EFL) hat eine Transfersperre bis 2027 verhängt. Zudem liefen die meisten Verträge von Spielern und Mitarbeitern am 30. Juni aus.
Sheffield Wednesday steht vor dem Nichts
Aktuell umfasst der Kader laut The Athletic gerade einmal 16 Spieler - und das nur eine Woche vor dem ersten Ligaspiel! Angesichts der Transfersperre scheint es nahezu unmöglich, eine wettbewerbsfähige Mannschaft zusammenzustellen.
Dazu kommt noch ein Chaos auf der Trainerposition. Beim Start der Saisonvorbereitung fehlte der deutsche Manager Danny Röhl.
Der 36-Jährige, einst Assistent von Bundestrainer Hansi Flick, war seit Oktober 2023 für Sheffield tätig und hatte den Traditionsklub in seiner ersten Saison zum Klassenerhalt geführt. Zuletzt reichte es für den finanziell klammen Verein zu Platz zwölf in der EFL Championship. Nun ging Röhl kurz vor dem Saisonstart.
Erst am Donnerstag präsentierte der Klub mit Henrik Pedersen einen neuen Trainer. Er war zuvor Röhls Assistent. Es wurden jedoch weder Freundschaftsspiele noch eine Saisonvorbereitungstour angekündigt. Wie denn auch ohne richtige Mannschaft?
Weil Spieler und Mitarbeiter des Klubs nicht rechtzeitig bezahlt wurden, hatte Maheta Molango, Vorsitzender der Spielergewerkschaft PFA, die Zustände als „schockierend“ und „nicht hinnehmbar“ beschrieben. Mehrere Spielerverträge wurden mittlerweile aufgelöst.
Stadt sperrt Nordtribüne des Hillsborough-Stadions
Doch damit nicht genug: Vergangene Woche sperrte der Stadtrat von Sheffield die Nordtribüne des legendären Hillsborough-Stadions. Jenes Hillsborough, in dem sich vor 36 Jahren die größte Stadionkatastrophe der europäischen Fußballgeschichte abspielte.
Nun darf die Nordtribüne des maroden Stadions erst nach Renovierungen wieder für die Fans geöffnet werden. Die Anhänger des Traditionsklubs wünschen sich sehnlich einen Neuanfang ohne Chansiri. Doch der Thailänder will angeblich nur bei einem Fabelangebot von 100 Millionen Pfund verkaufen. Zuletzt lehnte er gleich zwei Offerten ab.
Unter anderem soll laut einer Mitteilung von Chansiri der Geschäftsmann Adam Shaw gemeinsam mit dem amerikanischen Immobilieninvestor John Flanagan 40 Millionen Pfund geboten haben. Das war dem Besitzer zu wenig.
Im Jahr 2015 hatte er den Verein für 37,5 Millionen Pfund gekauft und seitdem rund 150 Millionen Pfund investiert. Unter anderem kaufte er auch das Stadion, was er nun offenbar zerfallen ließ.
Wie geht es für Sheffield weiter?
Eine Erfolgsstory wurde unter seiner Leitung übrigens nie geschrieben. Von 2021 bis 2023 spielten „The Owls“, übersetzt: „die Eulen“, in der 3. Liga, schafften aber noch einmal den Sprung nach oben.
Doch nun ging es innerhalb weniger Monate ganz weit nach unten. Es braucht ein Wunder. Hoffnung besteht aber kaum noch.
Die Fans versuchen jedenfalls weiter, sich aus der Umklammerung des verhassten Investors zu befreien. Am 10. August wäre mit massiven Unmutsbekundungen zu rechnen - sofern Sheffield Wednesday überhaupt antreten kann.