Die fast 11.000 Fans im etwas mehr als 15.000 Zuschauer fassenden Stadion von Odense BK brüllten nach seinem Freistoßtor lauthals den Nachnamen von Fiete Arp. Den stimmgewaltigen Einsatz der Anhänger in allen Ehren, aber nach Bundesliga hört sich das nicht an.
Beim FC Bayern gescheitert, nun als Torjäger gefeiert
Der Neustart von Fiete Arp
Muss es auch nicht. Denn Fiete Arp hat nach dem Abstieg mit Holstein Kiel und seinem Aus an der Förde bewusst den Weg ins Ausland gewählt.
„Ich wollte raus aus Deutschland“, sagte Arp dem Hamburger Abendblatt: „Ich wollte einen neuen Fußball und eine neue Liga kennenlernen.“ Der 25-Jährige habe sich weltweit Ideen geholt.
Arp mit eindrucksvoller Serie zum Saisonstart
Am Ende landete er nur 120 Kilometer Luftlinie nördlich von Kiel auf der dänischen Insel Fünen. „Odense war eine der ersten Möglichkeiten, die konkret wurde“, sagte Arp.
Beim Superliga-Aufsteiger hat er zum Saisonauftakt eine eindrucksvolle Serie hingelegt. In jedem seiner sechs Ligaspiele gelang ihm mindestens eine Torbeteiligung. Insgesamt steht er schon bei fünf Saisontoren und zwei Assists.
Vor der Länderspielpause brachte Arp sein Team bei der 1:2-Niederlage gegen den FC Nordsjaelland mit einem direkt verwandelten Freistoß zunächst in Führung.
Hat er also mit seinem Wechsel im Sommer alles richtig gemacht? „Ich denke schon. Sportlich ist es ein sehr guter Saisonstart. Privat fühle ich mich sehr wohl hier“, sagte Arp. „In Deutschland wäre es auf Biegen und Brechen der nächste Anlauf gewesen.“
Historisch beim HSV, gescheitert beim FC Bayern
Hierzulande galt er als Wunderkind. 2017 schrieb er als jüngster Bundesliga-Torschütze für den Hamburger SV Geschichte. Er war zugleich der erste Torschütze im deutschen Oberhaus, der nach der Jahrtausendwende geboren wurde.
Entsprechend groß waren die Erwartungen, als der Angreifer nur zwei Jahre später für drei Millionen Euro Ablöse zum FC Bayern wechselte. Doch der Durchbruch beim Rekordmeister gelang ihm nicht. Nur ein Spiel bestritt er für die Profis im DFB-Pokal, ansonsten kam Arp lediglich für die zweite Mannschaft der Münchner in der 3. Liga zum Einsatz.
2021 erfolgte der Schritt zurück in den Norden zum damaligen Zweitligisten Holstein Kiel. Dort fand Arp zwischenzeitlich seinen Platz, trug mit fünf Toren und zwei Vorlagen einen Teil zum Aufstieg bei. Doch absoluter Stammspieler war er dort zuletzt nicht und wäre es nun nach dem Abstieg wohl auch nicht geworden. Daher trennten sich die Wege im Sommer.
Den Wechsel zu Bayern bereut er rückblickend nicht. Stattdessen richtet Arp lieber den Blick nach vorne. Bei Odense soll er mit seiner Erfahrung als Führungsspieler vorangehen. „Ich habe die Rolle, aber es ist deutlich schwieriger, als ich es mir immer vorgestellt habe“, gesteht Arp. „Der erste Schritt ist aber immer die Leistung, das funktioniert schon mal gut.“
Geholfen hat ihm dabei auch sein Trainer Alexander Zorniger. Der frühere Fürther, Leipziger und Stuttgarter Coach sei für Arp jemand, der ihm „das Gefühl gegeben hat, dass er mich als Spieler versteht und mir nicht sagt: ‚Du bist hier der neue Superstar‘ und dir die Sonne vom Himmel verspricht. Es wurde auch nicht großartig gepokert. Hier ging es um Fußball. Das hat sich alles ziemlich richtig angefühlt.“
„Wir haben die Ehre, ihm beim Neustart zu helfen“
Arp scheint sein Glück gefunden zu haben. „In Deutschland wissen sie, dass es ein Name ist, den sie schon einmal gehört haben, und dann war er einige Jahre lang etwas in Vergessenheit geraten. Jetzt haben wir die Ehre, ihm beim Neustart seiner Karriere zu helfen“, sagte Teamkollege Rasmus Falk kürzlich bei TV2 Sport.
„Es ist großartig, mit ihm zu spielen, und er hat das Potenzial, noch viel mehr zu erreichen. Aber ich glaube, er war auch an einem Punkt, an dem er sein Glück im Fußball gesucht hat, und im Moment sehe ich einen wirklich, wirklich glücklichen Jungen“, ergänzte Falk.
„Er ist glücklich in Odense, er ist glücklich in Dänemark, er ist glücklich mit seinem Leben hier“, führte der 33 Jahre alte Routinier weiter aus. Arp sei auch zufrieden mit den Trainern und seinen Teamkollegen, führte Falk weiter aus, „und er darf frei sein und seine eigenen Sachen machen, und er darf seine Fehler machen“.
Bislang macht er vor allem eins: zuverlässig seine Tore.