Int. Fußball>

Mourinho: Seine Weltkarriere startete als Heynckes-Nachfolger

Als Mourinho Heynckes ablöste

José Mourinho heuert ein zweites Mal bei Benfica Lissabon an. Vor 25 Jahren übernahm er dort von einer deutschen Trainerlegende.
José Mourinho wird neuer Cheftrainer bei Benfica Lissabon. Der Portugiese kehrt nach 25 Jahren zu den Adlern zurück.
José Mourinho heuert ein zweites Mal bei Benfica Lissabon an. Vor 25 Jahren übernahm er dort von einer deutschen Trainerlegende.

Für José Mourinho wird sich bei seinem Debüt als neuer Trainer von Benfica Lissabon am Samstag ein Kreis schließen. Fast auf den Tag genau 25 Jahre zuvor startete die erfolgreiche Trainerkarriere des 62-Jährigen beim Klub aus Portugal – wenn sie auch nicht lange anhalten sollte.

Am 20. September 2000 trat der junge Portugiese seinen ersten Posten als Cheftrainer an, zuvor war er als Assistenztrainer beim FC Barcelona tätig. Auf der iberischen Halbinsel wurde er Nachfolger eines großen Namens: Jupp Heynckes.

Der Deutsche hatte den portugiesischen Rekordmeister im Sommer 1999 mit hohen Erwartungen übernommen, schließlich hatte der damals 54-Jährige nur ein Jahr zuvor Real Madrid den ersten CL-Titel seit 1966 (damals noch Europapokal der Landesmeister, Anm. d. Red.) beschert.

Heynckes bleibt hinter den Erwartungen zurück

Doch Heynckes schaffte es nicht, die Anforderungen der Klubverantwortlichen zu erfüllen. Benfica war drei Jahre ohne Titel geblieben, die letzte nationale Meisterschaft lag gar fünf Jahre zurück. Heynckes sollte den Klub zurück zum Erfolg führen, doch schnell wurde klar, dieses Unterfangen würde nicht gelingen.

Trotz einer unbefriedigenden Saison blieb Heynckes zunächst im Amt, sorgte aber bereits vor Beginn der nächsten Saison für Aufruhr. Er sortierte den langjährigen Kapitän Joao Pinto aus, der anschließend zum Rivalen Sporting wechselte. Damit löste er einen Proteststurm der Fans aus, der in einem Pfeifkonzert bei seinem letzten Spiel mündete. „Ich halte das hier nicht länger aus. Wenn man mich nicht will, dann gehe ich schon morgen freiwillig“, drohte Heynckes damals. Diese Drohung machte er wahr und trat zwei Tage später zurück.

Als Nachfolger präsentierte Benfica wie erwähnt José Mourinho, damals 37 Jahre jung. Doch gleich sein Debüt an der Seitenlinie ging in die Hose – ein 0:1 gegen Boavista. Mourinho war mit der Leistung seiner Mannschaft nicht zufrieden, weder in diesem Spiel noch im Training. Er vertraute nur wenigen gestandenen Spielern, griff darüber hinaus auf viele Spieler der Jugendakademie zurück.

„Er hat nicht auf Namen geachtet. Er hat auf andere Qualitäten geschaut“, sagte Diogo Luis, der zu diesem Zeitpunkt von Mourinho in die erste Mannschaft befördert wurde, bei Sky Sports: „Für ihn war es nicht wichtig, ob man ein 28 Jahre alter portugiesischer Nationalspieler oder ein junger Spieler aus der B-Mannschaft war.“

Mourinho und Präsident überwerfen sich

Die Maßnahmen trugen Früchte, Mourinho verlor lediglich ein weiteres der folgenden neun Spiele. Und dennoch fand sein Engagement bei Benfica ein jähes Ende. Nach einem 3:0-Erfolg über Sporting stellte Mourinho dem neuen Vereinspräsidenten Manuel Vilarinho die Loyalitätsfrage und bat nach nur zwei Monaten um eine vorzeitige Vertragsverlängerung.

Doch Vilarinho, der nicht nachhaltig vom Portugiesen überzeugt war, lehnte dessen Angebot ab. Ein Schlag ins Gesicht für Mourinho, der daraufhin am 5. Dezember, nach nur neun Ligaspielen, wieder zurücktrat. Vilarinho gab 2007 in einem Interview zu, einen Fehler gemacht zu haben: „Im Nachhinein hätte ich genau das Gegenteil getan: Ich hätte seinen Vertrag verlängert.“

Mourinho ging und startete eine Weltkarriere bei diversen europäischen Top-Klubs, darunter waren der FC Porto, der FC Chelsea, Inter Mailand oder auch Real Madrid. Mit Porto und Inter gewann er die Champions League. Einem, dem der Gewinn mit zwei verschiedenen Teams ebenfalls gelang: Seinem Benfica-Vorgänger Jupp Heynckes, der 1998 mit Real und 2013 mit dem FC Bayern erfolgreich war.

„Special One“ und Heynckes treffen nur einmal aufeinander

Als Cheftrainer dieser beiden Teams trugen die beiden Trainer-Legenden auch ihre einzigen beiden Duelle gegeneinander aus. Im Champions-League-Halbfinale 2012 traf das von Mourinho trainierte Real auf Heynckes Bayern. Die Bilanz: Offiziell 1:1 und doch entschied Heynckes das Duell für sich.

Denn: Beide Partien endeten in der regulären Spielzeit 2:1. Die Bayern setzten sich anschließend dramatisch im Elfmeterschießen durch und zogen ins „Finale Dahoam“ ein - mit einem bekanntermaßen weniger erfolgreichen Endergebnis.

Während Heynckes seine Trainerkarriere 2018 beendete, landete „The Special One“ nach Stationen bei Tottenham Hotspur, der AS Rom und Fenerbahce Istanbul nun dort, wo vor fast genau 25 Jahren eine Weltkarriere an der Seitenlinie begann.