Es war ein Schlag, der Fußball-Europa unvorbereitet traf. Heute vor einem Jahr wurde der Tod von Johan Neeskens bekannt - einem der größten Spieler aus der Goldenen Generation der Niederlande.
Mit seinem Tod verlor Europas Fußball einen seiner Größten
Einer der Größten Fußball-Europas
Mit dem berühmten „Voetbal totaal“ stürmte die Ikone an der Seite von Johan Cruyff bei der WM 1974 ins WM-Endspiel von München, bei dem Neeskens im Duell mit dem deutschen Siegerteam um Franz Beckenbauer eine tragende Rolle spielte.
Johan Neeskens: Ein kraftvoller und geschmeidiger Motor
Neeskens - geboren am 15. September 1951 in der Kleinstadt Heemstede - war ein kraftvoller, aber geschmeidiger Motor von Ajax Amsterdam und der niederländischen Nationalmannschaft.
Neeskens überzeugte als unermüdlicher Läufer und harter Zweikämpfer, aber auch als geschickter Spieler. „Er war wie zwei Männer im Mittelfeld wert“, sagte Ajax-Teamkollege Sjaak Swart einmal bei FIFA.com.
„Ich habe immer gerne mit Stil gespielt - und um zu gewinnen“, sagte Neeskens einmal über sich selbst.
Große Triumphe mit Ajax und Barca
Mit Ajax Amsterdam gewann Neeskens Anfang der 70er Jahre dreimal den Europapokal der Landesmeister. Auch sein Wechsel zum FC Barcelona, wo er an der Seite der 2016 verstorbenen Legende Cruyff von den Fans „Johan, der Zweite“ getauft wurde, war von Erfolg gekrönt.
In fünf Jahren gewann er die Copa del Rey und gegen Fortuna Düsseldorf den Europapokal der Pokalsieger, bevor er für fünf Spielzeiten in die USA zu den mit Stars gespickten New York Cosmos ging.
Bei der WM 1974 in Deutschland stand Neeskens an der Seite von Cruyff kurz vor der Krönung seiner Karriere, als er das DFB-Team im Endspiel in Führung schoss. Die Geschichte nahm aber bekanntlich eine andere Wendung.
Wichtiger Elfmeter im WM-Finale gegen Deutschland
Der 49-malige Nationalspieler hatte im WM-Finale gegen Deutschland schon in der zweiten Minute per Elfmeter gegen Sepp Maier die Führung erzielt.
Neeskens selbst schilderte die Situation so: „Als ich loslief, dachte ich: ‚Auf welche Seite soll ich schießen?‘ Es war mehr oder weniger immer die rechte Seite des Tores. Beim letzten Schritt dachte ich: ‚Nein, ich schieße in die andere Richtung‘. Es war nicht meine Absicht, den Ball direkt durch die Mitte zu schießen.“
Deutschland schlug zu Neeskens’ Leidwesen zurück, glich nach einem höchst umstrittenen Elfmeter nach Foul an Bernd Hölzenbein ebenfalls vom Punkt durch Paul Breitner aus, ehe Gerd Müller den Siegtreffer erzielte.
In der Schlussphase drängten die Niederländer nochmal auf den Ausgleich - wobei Neeskens nochmal mit Maier aneinandergeraten war: „Da war ich ganz schön sauer, weil Neeskens wie ein Irrer in mich reingerannt kam - mit gestrecktem Bein. Ich dachte: ‚Was ist denn jetzt los?‘ Zum Glück ging alles gut aus und keiner von uns wurde schwer verletzt", erinnerte sich Maier.
Tod bei Algerien-Reise
Schon vier Jahre später bot sich der Elftal in Argentinien gegen den Gastgeber in einem WM-Endspiel erneut die Chance auf den Titel, doch wieder blieb „nur“ Rang zwei.
Nach seiner aktiven Karriere startete Neeskens eine Laufbahn als Trainer. Er war Coach in den Niederlanden, der Türkei, der Schweiz und Südafrika und verbrachte mehr als vier Jahre als niederländischer Assistenztrainer unter Guus Hiddink und dann Frank Rijkaard. Neeskens war auch Rijkaards Assistent bei Barca und Galatasaray Istanbul.
Neeskens stand noch in Diensten des Verbands, als er am 6. Oktober 2024 unerwartet verstarb: Der 73-Jährige war im Rahmen eines World-Coaches-Programms als Trainer-Ausbilder in Algerien unterwegs, als er über Unwohlsein klagte und einen Herzstillstand erlitt.
Mit seinem Tod verlor der Fußball innerhalb weniger Monate den dritten Protagonisten des WM-Finals 1974: Auch Beckenbauer und Hölzenbein waren 2024 verstorben.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)