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Antony blüht auf: Die Wiederbelebung des Totgesagten

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Die Wiederbelebung des Totgesagten

Bei Manchester United wurde Antony zum Sinnbild der Krise und produzierte abseits des Platzes Negativschlagzeilen. In Spanien erlebt der totgesagte und als Millionen-Flop abgestempelte Brasilianer nun eine wundersame Wiederauferstehung.
Antony jubelt vor den Betis-Fans
Antony jubelt vor den Betis-Fans
© IMAGO/ZUMA Press Wire
Bei Manchester United wurde Antony zum Sinnbild der Krise und produzierte abseits des Platzes Negativschlagzeilen. In Spanien erlebt der totgesagte und als Millionen-Flop abgestempelte Brasilianer nun eine wundersame Wiederauferstehung.

In England und insbesondere rund um Manchester United dürfte man sich verwundert die Augen reiben: Ist das wirklich DER Antony?

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Der im Winter von United an Betis Sevilla verliehene Offensivstar sorgt in Andalusien binnen kurzer Zeit für Aufsehen. Und anders als in England: im durchweg positiven Sinne.

Dreimal stand Antony seit seinem Wechsel in der spanischen La Liga für Real Betis auf dem Platz – jedes Mal wurde er von der Liga zum MVP, also zum Spieler des Spiels, gekürt.

Antony glänzt mit Volley-Kunstschuss

Beim 3:0-Sieg gegen Real Sociedad San Sebastián am Sonntag sorgte der Brasilianer für das vorläufige Highlight seines Raketenstarts in Sevilla. Künstlerisch anspruchsvoll ebnete Antony mit einem eingesprungenen Volleyschuss zum 1:0 seinem Team den Weg zum 3:0-Erfolg - und feierte diesen stilecht mit einem Rückwärtssalto. Später bereitete er auch den zweiten Treffer des Ex-Münchners Marc Roca zum Endstand vor.

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„Wow, in welcher Art und Weise er seinen Körper einsetzt, um den Ball mit solcher Qualität zu treffen!“, staunte die Lokalzeitung Diaro de Sevilla in ihrer Einzelkritik und lobte ihn auch für den herausgeholten Elfmeter, den allerdings Giovani Lo Celso im ersten Durchgang verschossen hatte. Kurzum: „Ein großartiger Spieler.“

Auch die Marca sah einen „glänzenden Antony, der ununterbrochen Tore schießt“. Unter der Woche hatte der 24-Jährige bereits in den Playoffs der Conference League beim 3:0-Hinspielsieg bei KAA Gent getroffen. Zuvor hatte er bei der 2:3-Niederlage bei Celta Vigo sein Tordebüt für Betis gefeiert.

Bei Manchester United ein Sinnbild der Krise

Drei Tore in drei Spielen – für diese Ausbeute benötigte Antony zuvor 30 Pflichtspiele. Bei Manchester United verkam der 2022 für rund 95 Millionen Euro verpflichtete Flügelstürmer somit zum Sinnbild der Krise.

Dabei startete Antony nach seinem Wechsel von Ajax Amsterdam zu den Red Devils im Sommer 2022 ähnlich verheißungsvoll. In seinen ersten drei Premier-League-Einsätzen traf er jeweils. Doch das Niveau konnte er nicht halten.

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Hinzu kamen Negativschlagzeilen abseits des Rasens. Seine frühere Lebensgefährtin Gabriela Cavallin warf Antony in einem Interview mit dem Portal UOL vor, sie mehrfach körperlich angegriffen zu haben. Antony wurde im Zuge der Gewaltvorwürfe im Herbst 2023 suspendiert und kehrte erst nach einem Monat bei Manchester United in den Kader zurück.

Antony als „Clown“ verspottet

Auf dem Rasen sorgte Antony mit seiner Spielweise für Kontroversen. Unvergessen bleibt etwa seine doppelte Pirouette mit Ball am Fuß – der ein Fehlpass ins Aus folgte. United-Legende und TV-Experte Paul Scholes bezeichnete die Szene damals als „peinlich“ und nannte Antony bei BT Sport einen „Clown“.

Antony selbst konterte im Vorfeld der WM 2022 mit einem Beitrag für The Players‘ Tribune: „Wenn du denkst, dass ich nur ein Clown bin, dann verstehst du meine Geschichte nicht.“ Unter dem Titel „Der Junge aus der Hölle“ gab Antony dabei einen emotionalen Einblick in seine schwere Kindheit.

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„Ich wurde in der Hölle geboren. Das ist kein Scherz“, schrieb Antony, der in Sao Paulo in der Favela Inferninho – „kleine Hölle“ – aufwuchs. Kriminalität und Armut prägten dort den Alltag. Der Fußball war seine Rettung.

Antony wehrt sich: „Die Gabe hat mich aus den Slums gebracht“

„Wenn man einen Ball am Fuß hat, sollte man nur Freude empfinden“, lautete Antonys Devise. „Ich wurde als Dribbler geboren. Das ist ein Teil meiner Wurzeln. Es ist die Gabe, die mich aus den Slums ins Theatre of Dreams gebracht hat. Ich werde meine Spielweise nie ändern, denn sie ist kein Stil - das bin ich. Es ist ein Teil von mir.“

Nichts, was er mache, sei ein Scherz. „Alles hat einen Zweck. Mutig nach vorne zu gehen, dem Gegner Angst einzujagen, Raum zu schaffen, für mein Team den Unterschied auszumachen.“

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All das zeigt er jetzt im Trikot von Real Betis. „Ich glaube, das Wichtigste ist, dass ich glücklich bin. Das bin ich hier. Die Dinge kommen ganz von selbst“, sagte Antony nach seiner Galavorstellung gegen San Sebastián bei DAZN.

Die Marca bezeichnete ihn als „Wolf im Schafspelz“, der „uns alle getäuscht“ habe. Schließlich brachte es Antony in seinen zweieinhalb Jahren in 96 Einsätzen für Manchester United auf überschaubare zwölf Tore und fünf Assists.

„Andere hielten ihn für ‚tot‘“

Einige hätten im Zusammenhang mit dem Wechsel nach Sevilla gehofft, dass Antony nun sein wahres Gesicht zeigen würde und „wie ein Wolf die Abwehrreihen nach Belieben ausnehmen“ würde, schrieb die Sportzeitung weiter: „Andere hielten ihn für ‚tot‘ und behaupteten, er käme nach Sevilla, um Manchester zu entfliehen und ein paar Monate schönes Wetter zu genießen.“

Der Totgesagte hat sich selbst wiederbelebt. Das legen zumindest die ersten Wochen nahe. Bei Betis träumt man bereits, die vorerst nur bis Saisonende ausgelegte Leihe ausdehnen zu können. Doch das ist noch Zukunftsmusik.

Antony selbst denkt derweil nur ans Sportliche und will seinen Lauf möglichst fortsetzen. Eine bestimmte Torausbeute hat er sich aber nicht zum Ziel gesetzt: „Nein, ich arbeite hart, bin konzentriert, glücklich und genieße jeden Tag.“