Um 21 Uhr steigt in der spanischen Liga das Madrider Stadtderby zwischen Real und Atlético (im LIVETICKER). Ein von jeher hitziges Duell, welches schon alleine durch die Tabellenkonstellation hochspannend ist. Real ist in La Liga derzeit Spitzenreiter, nur einen Punkt dahinter lauert der Rivale aus der spanischen Hauptstadt.
„Madrid in Flammen“
Doch damit nicht genug. Die Ereignisse in der vergangenen Woche verleihen der Begegnung eine zusätzliche Brisanz, sodass die spanische Sportzeitung AS vor dem Spiel formulierte: „Madrid in Flammen. Das Derby ist ein Vulkan.“ Auch die Marca titelte von „zwei Giganten in Flammen“.
Ausgangspunkt war das Ligaspiel zwischen den Königlichen und Abstiegskandidat Espanyol Barcelona am zurückliegenden Wochenende, welches Espanyol mit 1:0 für sich entscheiden konnte. In der Schlussphase hatte Verteidiger Carlos Romero das entscheidende Tor erzielt und damit für viel Wut gesorgt. So hätte der 23-Jährige nach Meinung der Real-Verantwortlichen längst nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen.
Real nach Espanyol-Pleite empört
In der 61. Minute hatte Romero ein grobes Foulspiel an Kylian Mbappé begangen – sah dafür aber nur die Gelbe Karte. Der VAR hatte sich dazu entschieden, die von dem Referee auf dem Feld getätigte Entscheidung nicht weiter zu überprüfen – zum großen Ärger von Real.
Nach der Partie zeigte sich unter anderem Trainer Carlo Ancelotti empört und sprach von einer „unerklärlichen“ Entscheidung. Doch dabei blieb es nicht. So veröffentlichte der Klub unter anderem ein vierseitiges Pamphlet, in welchem die „vollständige“ Reform des Schiedsrichterwesens in der spanischen Liga gefordert wurde.
So sei dieses „korrupt“ und benachteilige die Königlichen fortwährend und massiv. Zudem wolle man – wenn nötig gerichtlich – die Tonaufzeichnungen der Kommunikation zwischen Referee und VAR erwirken. Die umstrittene Szene und die Folgen lösten „einen Tsunami aus“, schrieb die as.
Schwere Aufgabe für den Referee
Am vergangenen Donnerstag fand in diesem Zusammenhang bereits ein Treffen der Interessensgruppen des Fußballs statt, bei dem sich untere anderem Getafe-Präsident Ángel Torres auf die Seite der Königlichen stellte.
„Es muss etwas getan werden, ich weiß nicht, ob wir alle Briefe schreiben müssen? So können wir nicht weitermachen“, konstatierte er.
Eine äußerst schwierige Gemengelage für das Madrider Derby. In allererster Linie aber vor allem keine einfache Aufgabe für César Soto Grado, der in der Partie als leitender Schiedsrichter auf dem Feld agieren wird und mit dessen Ansetzung Real freilich nicht einverstanden ist. Gleiches gilt für VAR-Referee Ricardo de Burgos Bengoetxea.
Atlético schlägt zurück
Dazu kommt: Angesichts der Situation hat auch Atlético nicht tatenlos zugesehen und sich gleich mehrfach zu Wort gemeldet. Das Team von Trainer Diego Simeone versprach unter anderem den Schiedsrichtern, deren Familien und Freunden ihre volle Unterstützung in diesen „schweren Zeiten für den Fußball“.
Doch damit nicht genug. So bat der Klub über seinen offiziellen X-Account die Königliche Spanische Akademie um eine Definition von Begriffen wie „Presse“, „einschüchtern“, „zwingen“, „beeinflussen“ und „bedrohen“. Ein klarer Seitenhieb gegen Real nach deren Beschwerden.
Zudem folgten an die Fans gerichtete Grafiken mit „Anweisungen für das Derby“, die Aufbauanleitungen von IKEA-Möbeln nachempfunden waren. Darin zu lesen unter anderem: „Benutzt euren Fernseher, um wieder einmal Druck auf den Schiedsrichter auszuüben“ und „Nutzt eurer Heer von befreundeten Journalisten, um ihre Wahnvorstellungen zu verbreiten.“