Eines der faszinierendsten Teams Europas

So gut wie sie ist aktuell kein Team in Spaniens Eliteklasse - vom FC Barcelona abgesehen.

Mit fünf Siegen aus den vergangenen fünf La-Liga-Spielen ist Real Betis Sevilla neben Hanis Flicks Barca derzeit das formstärkste Team. Das Highlight war der 2:1-Triumph über Real Madrid, zuletzt untermauerten die Andalusier ihren Lauf mit einem dominanten 4:0-Sieg gegen Vitória de Guimaraes in der UEFA Conference League. Was steckt hinter der phänomenalen Formkurve?

Trainer-Veteran wieder in seinem Element

Bei Betis steht seit 2020 der chilenische Übungsleiter-Veteran Manuel Pellegrini an der Seitenlinie. Der ehemalige Coach von Real Madrid und Manchester City poliert in Sevilla seinen Ruf als akribischer Trainerfuchs wieder auf, den er sich einst vor allem beim FC Villarreal erwarb. Real Betis hat der mittlerweile 71-Jährige zuletzt ebenfalls regelmäßig ins internationale Geschäft geführt. Als aktueller Tabellen-Sechster hat Betis nun auch die Champions League im Auge.

Pellegrinis Team überzeugte zuletzt durch spielerische Reife und eine schlagkräftige Mischung aus kollektiver Ordnung und individueller Klasse - verkörpert vor allem vom früheren Real-Star Isco und Manchester-United-Leihgabe Antony.

Vom Premier-League-Flop zum Schlüsselspieler

Der brasilianische Flügelspieler Antony erlebt gerade eine regelrechte Wiedergeburt in Sevilla. Bei ManUnited lief es für ihn alles andere als rund. Nachdem er 2022 für eine Ablösesumme von rund 100 Millionen Euro von Ajax Amsterdam nach England wechselte, konnte er die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Mangelnde Konstanz, Kritik an seinen Entscheidungsfindungen im Spiel sowie Verletzungen führten dazu, dass er mehr und mehr ins Hintertreffen geriet. Letztlich entschied sich United, ihn im Januar 2025 nach Betis zu verleihen - was sich für den Flügelspieler als Glücksfall herausstellen sollte.

„Ich habe hier das Vertrauen des Trainers und der Mannschaft. Das gibt mir die Freiheit, mein Spiel voll zu entfalten“, sagte Antony zuletzt in der vereinseigenen Sendung Todo al Verde. Mit vier Toren und vier Vorlagen in zehn Spielen bringt der schnelle und dribbelstarke Wirbler die Abwehrreihen der Gegner immer wieder ins Wanken.

Kein Wunder also, dass Betis alles daran setzt, ihn über die Saison hinaus zu halten – eine mögliche Champions-League-Teilnahme könnte dabei der Schlüssel sein.

Isco der Schlüsselfaktor

Im Mittelfeld zieht Isco als kreativer Motor die Fäden. Nach schwierigen Jahren, in denen er bei Real Madrid immer weniger Spielzeit bekam und anschließend beim FC Sevilla keinen Halt fand, hat Isco beim Lokalrivalen Betis - der heute Abend im Derby auf den FC trifft - seine Karriere neu entfacht und ist der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Spanier.

Sechs Tore und drei Vorlagen sprechen eine klare Sprache. Viel wichtiger aber ist seine Rolle als Führungsspieler: Mit seiner Erfahrung und Spielintelligenz lenkt er das Tempo und sorgt für die entscheidenden Momente in der Offensive.

„Ich genieße es, wieder eine zentrale Rolle zu spielen und das Vertrauen der Fans zu spüren“, erklärte Isco nach dem jüngsten Erfolg gegen Real Madrid, wo er nicht nur ein Tor erzielte, sondern auch als „Man of the Match“ ausgezeichnet wurde.

Auch ein früherer Bayern-Reservist trumpft auf

Marc Roca ist ein weiteres Beispiel für einen Spieler, der bei Betis sein volles Potenzial entfaltet, nachdem er zuvor auf dem Abstellgleis stand. Nach starken Jahren bei Espanyol Barcelona wechselte er 2020 zum FC Bayern München. Dort kam er über die Rolle des Ergänzungsspielers nicht hinaus und absolvierte meist Kurzeinsätzen. Nach einem Wechsel zu Leeds United, wo er anfangs Stammspieler war, ging es im Sommer 2024 weiter nach Sevilla.

Bei Betis konnte er seine Stärken entfalten und wurde zu einem Pfeiler im Mittelfeld: Er gibt dem Spiel Struktur, sorgt für Stabilität und setzt immer wieder kluge Akzente nach vorne. Für Betis ist er der Anker im Zentrum, der den Offensivspielern die nötige Freiheit gibt.

Ein weiterer prominenter Schlüsselfaktor im Team ist Mittelfeld-Routinier William Carvalhos, der portugiesische Europameister von 2016. Sein ruhiges Passspiel und seine defensive Stärke waren schon damals für Cristiano Ronaldo und Co. Gold wert.

Nach 19 Jahren wieder Königsklasse?

Die Fans von Betis träumen nun bereits von Champions-League-Nächten im Benito Villamarín - eine Qualifikation wäre ein Meilenstein für den Verein, denn seit der Saison 2005/06 hat Betis nicht mehr an der Königsklasse teilgenommen.

Mit einem Sieg gegen den Stadtrivalen FC (ab 21 Uhr im LIVETICKER) könnten sie ihren Lauf fortführen und in dieser Saison womöglich Historisches schaffen.