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Mit seinem Tod verlor der Fußball eine besondere Legende

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Eine besondere Fußball-Legende

Heute vor fünf Jahren starb Radomir Antic, der als einziger Trainer Real, Barca und Atlético gecoacht hat - letztere in besonders prägender Manier. Über ein einzigartiges Lebenswerk.
Radomir Antic (l.) führte Altético Madrid 1996 zum Meistertitel
Radomir Antic (l.) führte Altético Madrid 1996 zum Meistertitel
© IMAGO / Miguelez Sports Foto
Heute vor fünf Jahren starb Radomir Antic, der als einziger Trainer Real, Barca und Atlético gecoacht hat - letztere in besonders prägender Manier. Über ein einzigartiges Lebenswerk.

Real Madrid, Atlético Madrid und der FC Barcelona: Spaniens erbitterte Rivalen und Fußball-Großmächte blicken auf eine legendäre Historie zurück. Der einzige Trainer, der in allen drei Klub-Geschichtsbüchern Platz findet: Radomir Antic.

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Am 6. April 2020 - heute vor fünf Jahren - starb der Serbe im Alter von 71 Jahren an einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung. Seine Errungenschaft, alle drei spanischen Giganten trainiert zu haben, wird jedoch voraussichtlich noch lange einzigartig bleiben.

Als Vertreter der jugoslawischen Fußballschule galt Antic als Schleifer, aber er war mehr als das: Er war auch ein innovativen Taktiker mit großem Sachverstand und besaß vor allem auch ein großes menschliches. Bei seinen Spielern war er außerordentlich beliebt.

Als „einen großen Trainer und noch größeren Menschen“, bezeichnete ihn sein früherer Atlético-Stürmer Kiko nach seinem Ableben. Ex-Barca-Torwart Victor Valdés fand „keine Worte für meinen Schmerz“. Für Real-Legende Míchel war er „ein Vater“.

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Über Boxen und Schach zum Fußball

Bevor er als Trainer in Spanien Geschichte schreiben würde, war Antic - geboren am 22. November 1948 in Zitiste - auch als Spieler durchaus erfolgreich. Nachdem er sich in seiner Jugend im Basketball, Boxen sowie im Schach versucht hatte, sollte „Rade”, wie man ihn kurz nannte, schließlich im Fußball Fuß fassen.

Der Gewinn der Jugoslawien-Meisterschaft (Partizan Belgrad) steht in seiner Vita, genauso wie der Liga-Titel in der Türkei (Fenerbahce). In Erinnerung ist auch ein Kopfballtor für Partizan, bei dem er eine Schädelfraktur erlitt. In England stieg er mit Luton Town als Zweitliga-Meister auf und rettete danach den Klassenerhalt mit einem späten Tor am letzten Spieltag.

Antics damaliger Coach David Pleat hatte einen prägenden Einfluss auf seine Trainerkarriere: Als Antic seinen Coach um eine offensivere Spielausrichtung bat, lehrte dieser ihm Pragmatismus. „Er zeigte auf die Tribünen und sagte: ‚So lange die voll sind, haben wir nicht das Recht, was zu ändern‘“, erinnerte sich Antic im Nachgang. Die Ansicht, für die er zunächst nur wenig Verständnis zeigte, übernahm er schließlich in seiner Trainer-Laufbahn: Ein kompaktes englisches 4-4-2-System mit Freiheit für Künstler und dem Fokus auf Standards, die Antics Teams auszeichnen sollten.

Bei Real Madrid: Als Tabellenführer entlassen

Nach seinem Karriereende 1984 heuerte er ein Jahr erst als Co-Trainer bei Partizan an, ehe er 1988 zwei Meisterschaften reicher seinen ersten Job als Cheftrainer antrat - beim spanischen Erstligist Saragossa, für den er auch als Spieler aktiv gewesen war. Dort machte er sich ein Namen, sodass Real Madrid auf ihn aufmerksam wurde. Bei den Königlichen beerbte er 1991 die Klub-Ikone Alfredo Di Stéfano und führte den im Mittelmaß versunkenen Klub zurück auf Platz drei, ehe er in der Folge-Saison entlassen wurde, obwohl Madrid die Tabelle mit drei Punkten Abstand anführte.

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Der Grund soll sein zu unspektakuläres Spielsystem und eine zu autoritäre Mannschaftsführung gewesen sein. Zum Kontext: Bei Rivale Barcelona ließ Legende Johan Cruyff einen von Ansehnlichkeit nur so strotzenden Fußball spielen, die Ansprüche waren hoch. Ohne den „Mister”, wie man Antic in seiner serbischen Heimat aufgrund seines Gentleman-Auftretens nannte, sollte Real die Meisterschaft verspielen.

Das legendäre Double mit Atlético

Rund fünf Jahre später, in der Zwischenzeit war Antic bei Real Oviedo gewesen, gelang ihm dann der große Wurf. Als Trainer von Real-Konkurrent Atlético holte er 1996 das nationale Double aus Meisterschaft und Pokal, bis heute das einzige in der Klub-Geschichte. Zuvor hatte Atlético innerhalb von zwei Saisons unglaubliche zehn Trainer verbraucht, kurz vor der Pleite gestanden und war jeweils nur haarscharf einem Abstieg entronnen.

Einen entscheidenden Anteil an seinem Erfolg hatte ein bis dato weitestgehend unbekannter Milinko Pantic, der in Madrid zum Schlüsselfaktor wurde. Antic hatte den damals bereits 29-Jährigen, den er aus seiner Zeit bei Partizan kannte, trotz Widerständen in Madrid von Panionios Athen geholt. 500.000 Euro Ablöse kosteten die Dienste der Standard-Koryphäe damals.

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„Du willst hier doch nur deine Freunde unterbringen, wie alle anderen auch“, soll ihm der umstrittene Eigentümer und Klub-Präsident Jesús Gil y Gil anfangs vorgehalten haben. „Wenn du ihn nicht zahlst, tue ich das aus meiner eigenen Tasche“, habe Antic entgegnet. Der Transfer ging durch - und auf. Unglaubliche 49 Prozent der Tore fielen in der Folge durch Standards, dank zahlreichen Varianten und punktgenauer Einstudierung sowie eines überragenden Standard-Schützens. Ein weiblicher Fan soll Pantic zu Ehren immer einen Blumenstrauß an die Eckfahne gelegt haben.

Ein weiterer wichtiger Faktor in Antics Erfolgsteam war ein gewisser Diego Simeone - dessen eigene Entwicklung zum Erfolgscoach bei Atlético Antic mit Freude verfolgte: „Er hat als Trainer die gleichen Charakteristiken wie früher schon als Spieler“, sagte Antic 2016 im SPORT1-Interview: „Er ist ein Kämpfer, immer vorbereitet und kann die Menschen mitreißen.“

Antic komplettiert die Trilogie bei Barca

Antics Erfolgsgeschichte in Atlético fand jedoch ein Ende. 1998 ging er zum ersten Mal, ein Jahr daraufhin kam er jedoch nochmal zurück, stieg allerdings ab. Nach einer Rückkehr zu Real Oviedo, wo er ebenfalls abstieg, landete er schließlich 2003 als Nachfolger des gescheiterten Louis van Gaal beim FC Barcelona und machte sein persönliches Triple der spanischen Giganten komplett.

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Als Feuerwehrmann kam er im Februar, im Sommer war das Kapitel dann allerdings schon wieder beendet. Von Platz zwölf führte er die Katalanen noch auf Rang sechs und damit immerhin noch zur Teilnahme am UEFA-Pokal.

Die großen Erfolge blieben im Anschluss aus, als Trainer der serbischen Nationalmannschaft erfüllte er sich bei der WM 2010 jedoch noch einen Traum. Nach der Gruppenphase war trotz eines Sieges gegen Deutschland Schluss, in der Folge auch für Antic.

Ein Leben für den Fußball

Antic zog sich nach einer kurzen Station in China in den letzten Jahren seines Lebens immer weiter zurück, der Fußball blieb jedoch immer in seinem Leben. In seiner Wahlheimat Madrid verfolgte er das Geschehen vor dem Fernseher. Meist in Badelatschen und kurzer Hose, lag er mit hochgelegten Beinen auf der Couch und starrte auf das Geschehen - meist waren es mehrere Spiele gleichzeitig.

Weil ein Bildschirm nicht ausreichte, musste neben dem Fernseher auch Laptop, Tablet und Handy herhalten. „Ein Wochenende, an dem ich nicht zwanzig Spiele sehe, ist für mich ein verlorenes Wochenende“, sagte er einst bei einem Besuch - er führte ein Leben für den Fußball, dem er so viel gab.