An diesen Platz muss sich Jude Bellingham bei Real Madrid wohl erst noch gewöhnen. Auch beim 3:1-Sieg gegen den FC Villarreal saß der 22-Jährige am Wochenende zunächst nur auf der Bank der Königlichen im heiligen Bernabéu.
Ein folgenschwerer Fehler?
Ein folgenschwerer Fehler?
Nach seiner Einwechslung (64.) sorgte er mit einem schönen Pass auf Vinícius Junior, der anschließend einen Elfmeter herausholte und selbst verwandelte, für ein kleines Highlight. Es erinnerte an seine Anfangszeiten bei den Königlichen, als der Engländer die Fans regelmäßig mit seinen Pässen verzückte. Doch das Problem ist: Viel davon war in den vergangenen Wochen und Monaten nicht mehr zu sehen.
Bellingham: Wenig Einsatzzeiten unter Alonso
Wegen Schulterproblemen, die ihn schon länger beschäftigt und eingeschränkt hatten, unterzog sich Bellingham nach der Klub-WM einer Operation. Eine Ausfallzeit von zwölf Wochen wurden prognostiziert, doch der ehemalige Dortmunder kehrte schon nach zwei Monaten in der Champions League gegen Marseille erstmals in den Kader zurück.
Doch seitdem hat der Engländer Probleme, sich im System von Neu-Trainer Xabi Alonso zurechtzufinden. In fünf Pflichtspielen wurde er viermal nur eingewechselt, absolvierte lediglich 126 Minuten. Beim einzigen Startelfeinsatz, der 2:5-Klatsche gegen Stadtrivale Atletico, war Bellingham einer der Schwächsten auf dem Platz und wurde nach 70 Minuten ausgewechselt.
Das Problem: Bellingham lässt sich weder klar als Mittelfeldspieler noch als Stürmer einordnen. In seiner ersten Saison bei Real (2023/2024), in der er herausragende 23 Tore schoss und 13 Vorlagen gab, wirkte er meistens als Schnittschnelle zwischen beiden Positionen und hatte in der Offensive viele Freiheiten. So konnte er immer wieder gefährliche Vorstöße aus dem Mittelfeld initiieren, fungierte gleichzeitig aber auch als Abnehmer in der Box.
In Xabi Alonsos inzwischen bevorzugtem 4-2-3-1-System und mit der Ankunft von Kylian Mbappé hat sich das Spiel der Königlichen verändert und damit auch die Rolle von Bellingham. Schon in der vergangenen Saison war er nicht mehr so torgefährlich, in der aktuellen Spielzeit gelang ihm noch kein einziger Scorerpunkt.
Güler nutzt Bellingham-Ausfall
Mit Mbappé, dem formstarken Viní und Mastantuono sind drei der vier offensiven Positionen aktuell besetzt. Auf der Doppel-Sechs spielen vor allem Aurélien Tchouaméni und Federico Valverde.
Wo bleibt da Platz für Bellingham? Eigentlich nur noch auf der Zehner-Position. Und dort spielte sich in Bellinghams Abwesenheit Arda Güler ins Rampenlicht.
Der Türke nutze den Ausfall des Engländers und hinterließ mit drei Toren und drei Vorlagen einen starken Eindruck. Bellingham wird es nicht leicht haben, den Platz des 20-Jährigen streitig zu machen. Doch muss das überhaupt sein?
„Sie können sich ergänzen“, erklärte Alonso, der damit klarstellte, dass es kein Entweder-oder ist. Es gehe darum, die richtige Balance zu finden.
Alonso steht vor der Herausforderung, einen Platz für Bellingham zu finden. „Er ist aufgrund seiner Qualität, seiner Einsatzbereitschaft und seiner Unberechenbarkeit ein wichtiger Spieler. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er wieder sein bestes Niveau erreicht“, versicherte der Spanier.
Nicht-Nominierung als Chance für Bellingham?
Diese Zeit verbringt Bellingham überraschend nicht mit der englischen Nationalmannschaft, sondern in Madrid. Thomas Tuchel verzichte für die anstehenden WM-Qualifikationsspiele auf den 22-Jährigen - ein überraschender Schachzug, der in England hohe Wellen und erbitterte Diskussionen auslöste.
„Es spielt auch eine Rolle, dass er noch nicht 100 Prozent im Rhythmus ist“, begründete der Deutsche seine Entscheidung. Zudem wolle er das gleiche Team wie zuletzt nominieren, dort fehlte Bellingham noch verletzt.
Interessanterweise herrscht in Spanien größeres Verständnis für Tuchel - der sich aus Sicht einiger Beobachter in Bezug auf Bellingham geschickter agiere als Alonso.
„Tuchel entblößt Alonsos bisher größten Fehler“, schrieb die Zeitung Sport. Madrids Trainer Xabi Alonso habe zu früh auf Bellingham gesetzt, seine Rückkehr habe ein zuvor funktionierendes Team unnötig aus dem Rhythmus gebracht.
Bellingham will nun in Madrid zu alter Form zurückfinden. „Er wird von Tag zu Tag besser werden und für die Phase im Oktober wichtig sein“, erklärte Alonso zu den Plänen mit seinem Schützling. Und diese Phase hat es in sich: Neben dem CL-Duell mit Juventus Turin (22. Oktober) wartet am Sonntag darauf der Clásico gegen den FC Barcelona.
Dort will auch Bellingham wieder eine große Rolle spielen. Die Frage ist nur, wo er seinen Platz findet.