Ein einst stolzer Rekordmeister stürzt ab - schon wieder. Vor 44 Jahren holte die AS Saint-Étienne ihren bis dato letzten Meistertitel (den 10. ihrer Geschichte), am Samstag musste der Traditionsklub zum mittlerweile achten Mal den bitteren Abschied aus der Ligue 1 verkraften.
Absturz eines Rekordmeisters
Die 2:3-Niederlage gegen den FC Toulouse besiegelte nach nur einem Jahr im Oberhaus den erneuten Abstieg des früheren französischen Rekordchampions. „Es ist schwer zu erklären. Wir haben in den ersten vier, fünf Minuten schlecht angefangen, wir hatten keinen Ball, es war kompliziert für uns“, sagte Trainer Eirik Horneland nach der Partie bei DAZN.
„Mussten um unser Überleben kämpfen“
Der Coach führte aus: „Wir hatten heute nicht die Energie, die wir für dieses Spiel brauchten. Wir mussten um unser Überleben kämpfen. Wir wollten, dass das Stadion mit uns mitgeht. Das war eine schlechte Leistung.“
ASSE-Torwart Gautier Larsonneur gestand bei RMC Sport: „Ich bin niedergeschlagen. Ehrlich gesagt bin ich am Ende. Ich habe nicht einmal die Kraft zu weinen.“
Zuletzt war Saint-Étienne 2022 abgestiegen. Dabei durfte die AS bis zuletzt noch hoffen, aber das Torverhältnis war am Ende so katastrophal im Verglich zur Konkurrenz im Abstiegskampf, dass nur ein hoher Sieg mit Schützenhilfe anderer Klubs geholfen hätte. Nur das abgeschlagene Tabellenschlusslicht Montpellier hatte eine noch schlechtere Bilanz als das Team aus Ostfrankreich.
„Ein vorhersehbares Desaster“
Insbesondere der Abwehr wurde der erneute Abstieg angelastet. 77 Gegentore fing sich die AS in dieser Spielzeit, nur zwei weniger als Montpellier. So schrieb die französische Sportzeitung L’Équipe folgerichtig: „Bis zum Schluss dieser Höllen-Saison wurde die ASSE von ihrer Abwehr untergraben. Das Wunder blieb aus.“
Ähnlich sah es auch Le Parisien: „Ein vorhersehbares Desaster“. Die Zeitung bezog sich dabei auf die schlechte Personalplanung bei Saint-Étienne, die nun letztlich in der Rückkehr in die Ligue 2 gipfelte.
Dabei spielten in der goldenen Ära große Namen bei „Les Verts“ („Die Grünen“) wie Michel Platini (Ex UEFA-Präsident) oder später Laurent Blanc (Ex Nationaltrainer Frankreichs), Willy Sagnol (Ex Bayern-Spieler) und Pierre-Emerick Aubameyang (Ex Dortmund-Profi).
1976 erreichte die AS das Finale im Europapokal der Landesmeister - heute Champions League - wo sie denkbar unglücklich dem FC Bayern 0:1 unterlag. Es war der größte sportliche Erfolg der Vereinsgeschichte.
Saint-Étienne wird zur Fahrstuhlmannschaft
Nach der Vizemeisterschaft 1982 ging es in den Folgejahren auch mit der Mannschaft bergab, da viele Stammspieler den Klub verließen. Nur zwei Jahre später folgte nach 21 Jahren Erstklassigkeit der zweite Abstieg.
1996 und auch 2001 mussten „Les Verts“ wieder runter, ehe man sich nach dem Aufstieg 2004 bis 2022 in der Ligue 1 hielt. Bislang dauerte es in den meisten Fällen mindestens zwei Jahre, bis die ASSE zurückkehrte. Nur in den frühen 60er-Jahren glückte einmal der direkte Wiederaufstieg. Wie wird es wohl nach dem erneuten Abstieg sein?