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Eine falsche Transfer-Entscheidung rächt sich bitter

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Selten war der Fußball grausamer

Nur fünf Tage nach dem verlorenen Pokalfinale gegen PSG ist Stade Reims abgestiegen. Sieben ereignisreiche Jahre in der Ligue 1 enden - was auch mit einer folgenschweren Transfer-Entscheidung zu tun hat.
Vor dem Champions-League-Finale gegen Inter Mailand lebt für Paris Saint-Germain der Traum vom Triple: Nach der Meisterschaft sichert sich PSG im Finale gegen Stade Reims auch den Titel in der Coupe de France.
Nur fünf Tage nach dem verlorenen Pokalfinale gegen PSG ist Stade Reims abgestiegen. Sieben ereignisreiche Jahre in der Ligue 1 enden - was auch mit einer folgenschweren Transfer-Entscheidung zu tun hat.

Freud und Leid liegen auch im Fußball oft sehr nah beieinander – das wurde in den vergangenen Tagen in Frankreich besonders deutlich. Stade Reims, der traditionsreiche Klub aus der Champagne, erlebte in kurzer Zeit ein emotionales Auf und Ab.

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Zum ersten Mal seit 48 Jahren trat der Verein im Finale der Coupe de France an - eine außergewöhnliche Chance nach jahrzehntelanger Erfolglosigkeit, dementsprechend groß war die Vorfreude. Doch Rekordsieger Paris Saint-Germain wurde seiner Favoritenrolle gerecht und ließ Reims beim 3:0 nicht den Hauch einer Chance. Die Titelträume waren dahin. Nur fünf Tage später, an Christi Himmelfahrt, folgte der nächste, deutlich schwerer wiegende Tiefschlag.

Das schicksalshafte Relegations-Rückspiel gegen den FC Metz entwickelte sich zum absoluten Krimi. Nach Verlängerung triumphierte schließlich Metz mit 3:1 – für Reims blieb nur der Abstieg in die Ligue 2.

Traditionsklub verliert Pokalfinale und steigt ab

Besonders bitter: Erst am letzten Spieltag der Ligue 1 hatte Le Havre im Parallelspiel durch ein Elfmetertor in der neunten Minute der Nachspielzeit Reims in die Relegation geschickt.

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Nun bleibt nicht einmal der Klassenerhalt als Trostpflaster für das verlorene Pokalfinale. Die renommierte L’Équipe sprach von einem „grausamen Szenario“. Coach Samba Diawara, der erst im Februar sein Amt angetreten hatte, blieb sogar der obligatorischen Pressekonferenz fern.

Ohne Pro-Lizenz: Trainer-Newcomer überzeugt

Mit dem Abstieg endet für Reims ein siebenjähriges Intermezzo in der Ligue 1, das von einem Trainer-Märchen geprägt war. Im Oktober 2022 hatte Reims Mut bewiesen und den 30-jährigen Will Still zum jüngsten Trainer aller europäischen Top-5-Ligen gemacht.

Zuvor hatte Still als Co-Trainer in Belgien gearbeitet und war zur Saison 2022/23 als Assistent von Oscar Garcia in die Champagne gekommen. Nach einem ernüchternden Saisonstart wurde Garcia früh von seinem Amt entbunden und Still übernahm Reims interimistisch.

Obwohl er damals noch keine notwendige UEFA-Pro-Lizenz besaß, konnte sich der Coach mit den markant roten Haaren direkt beweisen. Nach fünf Spielen in Folge ohne Niederlage wurde der Belgier als Cheftrainer eingestellt. Reims nahm dafür sogar die Strafe von rund 25.000 Euro pro Spiel in Kauf, die aufgrund der fehlenden Lizenz fällig wurde.

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Kurios waren aber nicht nur die Umstände seiner Einstellung, sondern auch wie Still seine Passion für den Trainerjob fand: Im Alter von 17 Jahren überzeugte ihn das PC-Spiel „Football Manager“ sich auf die Tätigkeit an der Seitenlinie zu fokussieren.

Schon vor einem Jahr endete das Trainer-Märchen

Sportlich zahlte sich Reims Vertrauen voll aus: Stills Serie ohne Niederlage in der Liga hielt 18 Spiele, Reims beendete die Saison 2022/23 im gesicherten Mittelfeld auf Platz elf.

Im Mai 2024 folgte jedoch die einvernehmliche Trennung und damit das vorzeitige Ende dieser speziellen Geschichte. Zum damaligen Zeitpunkt gerieten die angepeilten internationalen Plätze langsam außer Reichweite.

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Ein Jahr später wirkt diese Situation wie ein Luxusproblem. Mit dem Abstieg ist Reims vom internationalen Fußball sehr weit entfernt.

Schwache Offensive und fragwürdige Abgänge

Hauptproblem in der aktuellen Saison war die Schwäche vor dem generischen Tor. Mit 33 Toren aus 34 Spielen stellte Reims die drittschlechteste Offensive der Liga. Defensiv bewegte sich der Verein hingegen im Mittelfeld.

Zusätzlich hatte Reims im Winter eine folgenschwere Entscheidung getroffen: Die beiden Führungspersönlichkeiten, Verteidiger Emmanuel Agbadou und Mittelfeldspieler Marshall Munetsi, wurden für jeweils 20 Millionen Euro an Wolverhampton verkauft. Zwar spülten die Transfers Geld in die Kasse, sportlich aber schwächten sie die Mannschaft erheblich.

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Die Fans stehen aufgrund zweifelhafter Entscheidungen dem Management schon länger kritisch gegenüber.

Einst war Reims Frankreichs Aushängeschild

Inzwischen ist es mehr als ein halbes Jahrhundert her, dass Reims das Maß aller Dinge im französischen Fußball war. Zwischen 1949 und 1962 feierte der Klub sechs Meisterschaften, zwei Pokalsiege und stand zweimal im Finale des Europapokals der Landesmeister.

Doch nach einem sportlichen und finanziellen Niedergang musste der Verein 1992 neu gegründet werden – und sich aus der sechsten Liga zurück nach oben kämpfen.

2012 hatte Reims nach 33 Jahren endlich seine Abstinenz aus der Ligue 1 beendet. So lange soll die Rückkehr diesmal nicht dauern.