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Ein umstrittenes Fußball-Imperium in Aufruhr

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Ein Imperium in Aufruhr

Die „Eagle Football Holding“ um US-Investor John Textor ist nach dem angeordneten Zwangsabstieg von Olympique Lyon in aller Munde. Was hat es mit dem Multi-Klub-Konstrukt auf sich?
Einst war Olympique Lyon einer der größten Vereine Europas, jetzt droht der Zwangsabstieg - wegen horrender Überschuldung. Ein Blick auf einen Traditionsverein, der von Macht und Geldgier zerfressen wurde.
Die „Eagle Football Holding“ um US-Investor John Textor ist nach dem angeordneten Zwangsabstieg von Olympique Lyon in aller Munde. Was hat es mit dem Multi-Klub-Konstrukt auf sich?

Auf ihrer Webseite bezeichnet sich die Eagle Football Holding als „eine Familie globaler Fußballklubs“.

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Und im schönsten Marketing-Sprech heißt es weiter: „Unsere Vereine kollaborieren, um den Wettbewerbsvorteil durch den Zugang zu unserem globalen Netzwerk an Talenten zu maximieren.“

Multi-Club-Ownership als heile Welt und Familienidyll? Die Realität des vor allem von Fußballtraditionalisten kritisch beäugten Investorenmodells sieht oftmals anders aus. Das hat nun auch die Eagle Football Holding um ihren Gründer und Vorsitzenden John Textor erfahren müssen.

Lyon-Investor Textor bei den Fans am Pranger

Nachdem die französische Finanzaufsicht Olympique Lyon am Dienstag zum Zwangsabstieg verdonnert hat, entlud sich der Ärger der Fans an Investor Textor. Der Amerikaner werde „niemals einer von uns sein“, schrieb „Les Bad Gones“, der größte Fanklub von „OL“. Er sei vielmehr ein „Botafogo-Anhänger“.

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Textors Holding übernahm im Dezember 2022 den früheren französischen Serienmeister. „Heute beginnt eine neue Geschichte“, tönte er damals. 800 Millionen Euro soll der Deal umfasst haben. OL wurde zum Aushängeschild seiner Holding.

Doch die finanzielle Situation des Klubs ist verheerend. Ende 2024 sollen sich die Schulden auf 500 Millionen Euro belaufen haben.

Investorengruppe droht Textor mit rechtlichen Schritten

Und Textor droht weiteres Ungemach. Wie die Financial Times am Freitag berichtete, drohe eine Investorengruppe um Hedgefonds-Milliardär Jamie Dinan dem Lyon-Boss mit rechtlichen Schritten.

Textor hatte sich demnach im Zuge der Lyon-Übernahme 75 Millionen US-Dollar von der Investorengruppe geliehen, die fordert nun das Geld plus Zinsen zurück und verlangt 93 Millionen US-Dollar (fast 80 Millionen Euro) von Textor.

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Der Geschäftsmann wehrt sich dagegen. „Sie haben einfach keinen Anspruch auf die vertraglichen Leistungen, die sie jetzt fordern“, wurde Textor in dem Bericht zitiert.

Der Lyon-Boss eckt immer wieder an. Im Zuge des Zoffs um die TV-Rechtevergabe legte sich Textor Anfang des Jahres mit PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi an, der ihn als „Cowboy“ bezeichnet haben soll. Textor trat daraufhin beim folgenden Ligaspiel gegen Paris mit einem entsprechenden Hut auf.

„Hollywood‘s Virtual Reality Guru“ baut Fußball-Imperium auf

Als Gründer der Streaming-Plattform FuboTV hatte sich Textor einst in den USA einen Namen gemacht. Das Magazin Forbes bezeichnete ihn einmal als „Hollywood‘s Virtual Reality Guru“.

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Sein Engagement im Klubfußball begann 2021 mit dem Einstieg beim englischen Erstligisten Crystal Palace, 40 Prozent der Anteile übernahm der US-Geschäftsmann damals. Das Klub-„Familie“ bekam in der Folge stetig Zuwachs.

Noch im gleichen Jahr wurde Textor Mehrheitseigner beim belgischen Klub RWD Molenbeek. Anfang 2022 kaufte er 90 Prozent der Anteile am aktuellen Klub-WM-Teilnehmer Botafogo. Zudem unterhält die Holding eine Nachwuchsakademie in Florida.

Die Webseite wahrt unterdessen noch den Schein einer intakten Familie. Denn Crystal Palace wird noch als vollwertiges Mitglied aufgeführt - dabei hat Textor Anfang der Woche die Scheidung eingereicht.

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Multi-Klub-Konstrukte sind ein verbreitetes Phänomen

Der 59-Jährige verkaufte seine Klubanteile an Woody Johnson, Miteigentümer der NFL-Franchise New York Jets. Multi-Club-Ownership gibt es auch über verschiedene Sportarten hinweg.

Bekannte Imperien sind hier etwa die Fenway Sports Group, die neben dem englischen Rekordmeister FC Liverpool auch die Boston Red Sox aus der MLB und die NHL-Franchise Pittsburgh Penguins umfasst.

US-Milliardär Stan Kroenke unterhält ein noch größeres Imperium mit dem FC Arsenal, den Los Angeles Rams (NFL), Denver Nuggets (NBA) und Colorado Avalanche (NHL).

Auch das Red-Bull-Imperium und die City-Group zählen zu den berühmten Beispielen von Multi-Klub-Konstrukten.

Schattenseiten der Klub-Imperien

Doch zurück zu Textor: Der Verkauf seiner Anteile an Crystal Palace offenbarte die Schattenseiten der Klub-Konglomerate. Denn seit Wochen war durch seine Verstrickung in die Klubs aus Lyon und London die gleichzeitige Teilnahme beider Klubs an der Europa League in Gefahr.

Laut UEFA-Statuten darf keine natürliche oder juristische Person die Kontrolle oder den Einfluss über mehr als einen am gleichen UEFA-Klubwettbewerb teilnehmenden Klub ausüben.

Textors Rückzug bei Palace sollte eigentlich auch Lyon retten. Doch der Schuss ging nun mit dem angeordneten Absturz in die zweite Liga gründlich nach hinten los.

Zwar kündigte Lyon umgehend Berufung gegen die Entscheidung an - möglicherweise hat sie Erfolg, aber Gewissheiten gibt es nicht. Die Familienidylle bei der Eagle Football Holding ist es fürs Erste in jedem Fall dahin.