Was haben Paul Pogba, Ansu Fati und Eric Dier gemeinsam? Klar, alle drei sind gerade zur AS Monaco gewechselt. Vor allem aber sind die drei grundverschiedenen Profis auf völlig unterschiedlichen Wegen am selben Punkt in ihren Karrieren angekommen.
Europas größte Wundertüte
„Rachsuchende sind bei der AS Monaco willkommen“, schreibt die Tageszeitung Le Figaro etwas martialisch. Und spielt damit auf den hochinteressanten Kadermix an, der gerade im Zwergstaat an der Mittelmeerküste um die drei Neuzugänge entsteht.
Pogba, Fati, Dier - die große Gemeinsamkeit ist: Sie alle haben etwas zu beweisen. Und Monaco will diese besondere Art der Motivation nutzen. Gleichzeitig tauchen im Team von Trainer Adi Hütter diverse Talente und einige wieder erstarkte Routiniers auf. Was Monaco zu einer echten Wundertüte - und einen genaueren Blick wert - macht.
Die Personalie Pogba
Der alles überstrahlende Name. Er will es der Fußballwelt noch einmal zeigen. „Es ist, als ob man als aufstrebender Bewerber unterschreibt“, sagte Pogba bei seiner Unterschrift im Fürstentum, mit Tränen in den Augen. Monaco betitelte die Ankunft des 32-Jährigen als Renaissance.
Nach Verletzungsproblemen, einem Erpressungsversuch aus der eigenen Familie und einer Dopingsperre ist Pogba aber vor allem ein großes Fragezeichen. Sein letztes Spiel über die volle Distanz absolvierte der ehemalige Weltstar vor über drei Jahren.
Aber: „Er ist einer der motiviertesten Menschen, die ich je getroffen habe“, sagte Fitnesstrainer Roger Caibe Rodriguez, der Pogba auf dem Weg zurück begleitet hatte. Sein Schützling sei in Topform.
Erreicht der einst brillante Mittelfeld-Regisseur nochmal sein altes Level, könnte er Monaco auf ein neues Niveau heben. Erreicht er es nicht, könnte die Karriere zumindest in Europa vorbei sein.
Die Personalie Fati
Der verhinderte Erbe Messis: Als solcher kommt der Spanier vom FC Barcelona nach Monaco. Obwohl er erst 22 Jahre alt ist, gilt er als fast schon gescheitert.
In Barcelona-nahen Medien wurde der Abgang auf Leihbasis sehr wohlwollend aufgenommen. Die Sport sprach gar von einem „großen Erfolg für Sportdirektor Deco“.
Und endlich, so möchte man meinen, ist auch der Weg für Barcas Superstar Lamine Yamal frei, der von Fati die Rückennummer 10 übernehmen wird.
Beste Voraussetzungen also für ein wütendes Comeback. Monaco erhofft sich eine Rückkehr zu Fatis Anfängen, als dieser mit pfeilschnellen Läufen und starken Dribblings verzückte.
Doch auch er macht Monaco zur Wundertüte: Nach gerade einmal 298 Einsatzminuten in der vergangenen Saison lässt sich keine ernsthafte Prognose zu seinem Leistungslimit stellen.
Die Personalie Dier
Auch der ehemalige Bayern-Spieler hat noch eine Rechnung offen. Zwar nicht mit dem deutschen Rekordmeister, aber sehr wohl mit seiner englischen Heimat.
Er sei auf der Insel „nicht immer fair behandelt“ worden, hatte der Ex-Nationalspieler in so manchem Interview in den letzten Jahren betont. Die Wertschätzung fehlte ihm auf der Insel, für die Three Lions war er keine Option mehr.
Das könnte sich ändern, sollte der Routinier in Monaco anders als in München zum Dauerbrenner werden. Ein Beispiel könnte der 31-Jährige sich dabei an seinem neuen Mitspieler Thilo Kehrer nehmen. Dieser hatte sich im Juni mit starken Leistungen im Monaco-Trikot zurück in den Kreis der deutschen Nationalmannschaft gespielt.
Jede Menge Potenzial - Brunner kehrt zurück
Klar ist: Mit seinem neuen Trio holt sich Monaco interessante Spieler ins Team, die für einen ordentlichen Schub sorgen können. Dazu kommt, dass das junge Hütter-Team ohnehin bereits viel Potenzial hat.
Da wäre zum einen das Eigengewächs Maghnes Akliouche, das mit 45 Millionen Euro den höchsten Marktwert aufweist. Der 23 Jahre alte Rechtsaußen verfügt über einen guten Abschluss und einen tödlichen Pass.
Sein Pendant auf der linken Seite: Der ehemalige Liverpool-Star Takumi Minamino. Nach seinem Abschied aus der Premier League liefert er in Frankreich - mit zuletzt neun Toren und fünf Assists in 43 Spielen.
Auch interessant: Der deutsche U17-Weltmeister Paris Brunner kehrt von seiner Leihe an Cercle Brügge zurück. In Belgien hatte der 19-Jährige in 28 Spielen immerhin sechs Tore geschossen.
Wird ter Stegen zum Rächer?
Im Sturmzentrum ist Mika Biereth der vielleicht vielversprechendste Akteur. Mit zarten 22 Jahren schoss er in 16 Liga-Spielen stolze 13 Tore (zwei Assists). Der Däne ist erst seit einem halben Jahr in Monaco.
Bleibt die Frage: Kann Hütter die Jungspunde und großen Namen unter einen Hut bringen?
Eine Baustelle ist zudem noch offen, im Tor sucht der Klub diversen Berichten zufolge noch nach einem neuen Mann. Auch hier wird dabei offenbar groß gedacht, der Klub soll an Marc-André ter Stegen herangetreten sein.
Noch hat der deutsche Nationaltorhüter aber wohl kein Interesse an einem Abschied vom FC Barcelona. Was sich aber womöglich ändern könnte, sollten ihn die Katalanen tatsächlich aussortieren.
Vielleicht wird er ja der nächste „Rachsuchende“?