Nicht Paris Saint-Germain, sondern Racing Straßburg hat in diesem Sommer überraschend die meisten Transfers in der Ligue 1 getätigt. Der elsässische Verein machte mit Investitionen in Höhe von mehr als 118 Millionen Euro auf sich aufmerksam.
Die Hintergründe eines außergewöhnlichen Kaufrauschs
Ein außergewöhnlicher Kaufrausch
Insgesamt 18 neue Spieler wurden verpflichtet, während mehr als zehn Akteure Straßburg dauerhaft verließen. Nie zuvor hat der französische Meister von 1979 eine solch wichtige Rolle auf dem Transfermarkt der Ligue 1 gespielt.
Möglich wurde diese Transferoffensive vor allem durch die enge Verbindung zum FC Chelsea. Beide Klubs gehören dem BlueCo-Konsortium, das gezielt Synergien nutzt, um Transaktionen zu vereinfachen und die Vereine zu stärken.
„Wir haben uns sehr hohe Ziele gesetzt“
Dies generiert einen erheblichen Geldfluss, der zum großen Teil erklärt, warum Straßburg in diesem Sommer so viel ausgeben konnte. Diese Brücke wird immer häufiger genutzt.
„Der Prozess ist in Gang gekommen. Wir haben uns sehr hohe Ziele gesetzt“, sagt Racing-Boss Marc Keller, einst Stürmer beim Karlsruher SC (1996 bis 1998), im Gespräch mit SPORT1: „Wir haben ein tolles, nachhaltiges Projekt. Bei uns glauben alle daran.“
Mehr als ein Drittel der Neuzugänge kamen in diesem Sommer von der Stamford Bridge. Der ehemalige Mittelfeldspieler von Saint-Étienne, Mathis Amougou, der im vergangenen Winter von Chelsea verpflichtet wurde, wechselte für 14,5 Millionen Euro an den Rhein.
Chelsea-Spieler verstärken Straßburg
Ebenfalls neu bei Racing ist Außenverteidiger Ishé Samuels-Smith, der für 7,5 Millionen Euro geholt wurde. Am Deadline Day folgte außerdem die Verpflichtung von Ben Chilwell.
Für den englischen Linksverteidiger, der in der vergangenen Rückrunde leihweise für Crystal Palace spielte, zahlten die Blues einst 50 Millionen Euro an Leicester City. Straßburg dürfte für Chilwell allerdings nur einen Bruchteil dieser Summe überwiesen haben.
Neben diesen festen Transfers wurden Torwart Mike Penders und der ecuadorianische Mittelfeldspieler Kendry Páez von Chelsea ausgeliehen.
Gleiches gilt für Mamadou Saar: Die Blues hatten den Innenverteidiger, der bereits in der vergangenen Saison für Straßburg spielte, erst in diesem Sommer fest verpflichtet. Nun erfolgte eine direkte Rückleihe.
Teure Neuzugänge aus dem Ausland
Die Deals des elsässischen Vereins beschränken sich jedoch nicht nur auf Transaktionen mit Chelsea. Die finanzielle Bedeutung und die Netzwerke von BlueCo zeigen sich auch auf anderen Märkten.
So schaute sich Straßburg, das mit Grégory Thil als Direktor eine neue Scouting-Abteilung aufbaute, überall um. Zum Beispiel in Spaniens zweiter Liga: Für 16,5 Millionen Euro wurde Stürmer Joaquin Panichelli von CD Alavés verpflichtet. Der 22-jährige Argentinier hatte in der vergangenen Saison für seinen Klub 20 Tore erzielt.
Noch teurer war wohl der paraguayische Nationalspieler Julio Enciso, dessen Wechsel erst am Deadline Day bekannt wurde. Medienberichten zufolge wurde für den offensiven Mittelfeldspieler von Brighton & Hove Albion eine Ablöse im Bereich von 18,5 Millionen Euro fällig.
Brisant: Ursprünglich galt Chelsea als Favorit auf eine Verpflichtung des 21-jährigen Enciso, gehandelt wurde in diesem Kontext eine Ausleihe nach Straßburg.
Allerdings dürften laut FIFA-Regelwerk nicht mehr als drei Spieler von einem Klub zum anderen ausgeliehen werden. Dieses Limit ist bei Chelsea und Straßburg durch die weiteren Leihdeals bereits erreicht.
„Wir wollen um Europa kämpfen“
Die Verpflichtungen überwiegend junger Spieler mit großem Potenzial unterstreichen die ambitionierten Ziele von Straßburg, das derzeit in der Conference League spielt. „Wir wollen um Europa kämpfen, dort hinkommen und dort bleiben“, betont Keller.
„Dazu müssen wir uns langsam daran gewöhnen, unter der Woche regelmäßiger zu spielen. Ich glaube, dass dies sowohl physisch als auch für die Organisation der Mannschaft ein sehr wichtiger Schritt ist.“
Jetzt träumt Straßburg von der Champions League
Der Weg von Straßburg wird nach diesem intensiven Transfersommer mehr denn je mit Spannung erwartet.
Die Mannschaft vom englischen Coach Liam Rosenior war bereits in der vergangenen Saison rein spielerisch eine der spannendsten der Ligue 1 und belegte am Ende einen zufriedenstellenden siebten Platz.
Die eingefleischten Racing-Anhänger träumen aber bereits von der Champions League. Nach drei Spieltagen in der neuen Saison steht der Klub mit zwei Siegen jedoch vorerst auf Platz sechs, der „nur“ zur Europa-League-Teilnahme berechtigt.