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Das erwartet Müller in den MLS-Playoffs

Müller betritt Neuland

Seit seinem Wechsel hat Thomas Müller für reichlich Furore in der MLS gesorgt. Doch die heiße Phase der Saison beginnt erst jetzt.
Thomas Müller hat mit den Vancouver Whitecaps gegen den FC Dallas sein erstes Spiel verloren und den Spitzenplatz in der Western Conference zum Abschluss der Hauptrunde der MLS verpasst. In den MLS-Playoffs werden die Whitecaps erneut auf Dallas treffen.
Seit seinem Wechsel hat Thomas Müller für reichlich Furore in der MLS gesorgt. Doch die heiße Phase der Saison beginnt erst jetzt.

Den kleinen Seitenhieb auf seinen alten Kumpel Bastian Schweinsteiger konnte sich Thomas Müller nicht verkneifen. „Basti, hast du’s jemals in die Playoffs g’schafft?“, fragte der Wahl-Kanadier vor dem Auftakt der Titeljagd in der MLS frech in die BR-Kamera und ergänzte verschmitzt: „Tschuldigung, der musste sein.“

Tatsächlich erreichte Schweinsteiger nur im ersten seiner drei Jahre bei Chicago Fire 2017 die K.o.-Phase, wo er mit seiner Mannschaft gegen die New York Red Bulls in der ersten Runde mit 0:4 unterging. Müller und die Vancouver Whitecaps haben ganz andere Ambitionen: Der kanadische Meister fühlt sich trotz starker Konkurrenz wie Hauptrundensieger Philadelphia Union oder Inter Miami mit Weltstar Lionel Messi bereit für den ersten „MLS Cup“ - dank Müller.

Denn seit seinem Wechsel vom FC Bayern nach Kanada ist der Weltmeister von 2014 kaum zu bremsen. In seinen bisherigen sieben MLS-Spielen traf Müller siebenmal und bereitete zudem drei Tore vor – eine überragende Quote. Der Routinier schoss die Caps am Ende fast im Alleingang in die Postseason. Einer der Gründe, weshalb Geschäftsführer Axel Schuster den Alles-Gewinner als „fehlendes Puzzleteil“ bezeichnete; bei den Vertragsgesprächen überzeugte er ihn mit den Worten: „Wenn du hier bist, können wir alles gewinnen.“

Müller: Die Spiele, „für die ich besonders brenne“

„Ja, es läuft und läuft“, sagte Müller, das Warum hat er schnell erklärt: „Ich komme hier in deutlich mehr Offensivsituationen als in der Bundesliga.“ Zu Hause gehe es enger zu, da werde „härter verteidigt. Hier gibt’s etwas mehr Raum.“

Auch in den Playoffs? Für den früheren Nationalspieler ist das eine neue Erfahrung. Noch nie spielte er die Meisterschaft in einem solchen System aus. Doch die Vorfreude auf die Crunchtime – so wird die entscheidende Saisonphase in Kanada genannt – könnte bei ihm nicht größer sein.

Nun kämen die Spiele, „für die ich besonders brenne“, schrieb Müller auf LinkedIn und fügte hinzu: „Wenn es den ganzen Tag schon kribbelt und die Fans schon tagelang vorher diskutieren, wie das Team agieren soll. Ich glaube fest daran, dass wir die Meisterschaft holen können. Wir haben eine hoch motivierte Mannschaft und einen Trainer, der das Team souverän durch die Saison führt. Gute Voraussetzungen, wie ich meine, den ersten MLS-Titel seit 1979 nach Vancouver zu holen.“

Aber schon zum Auftakt wartet in der Nacht auf Montag (0.30 Uhr) eine hohe Hürde: Gegen den FC Dallas hat Vancouver nur eines der jüngsten fünf Spiele gewonnen, zum Abschluss der Vorrunde gab es trotz Müller-Tor ein 1:2. Der Kopf kommt als wichtige Komponente dazu. „Wie verhalte ich mich clever auf dem Spielfeld? Und wie werde ich mit dem besonderen Druck fertig? Hier sehe ich mich besonders in der Pflicht“, betont Müller, „meinen Mitspielern Tipps an die Hand zu geben und auf dem Spielfeld an den notwendigen Stellschrauben zu drehen.“ Sonst wäre alles auch schnell vorbei.

So läuft der Playoff-Modus in der MLS

Die Caps duellieren sich mit Dallas in einer Best-of-Three-Serie. Heißt: Wer zuerst zwei Spiele gewinnt, kommt weiter, das andere Team ist raus. Danach wird es noch unwägbarer. In den weiteren drei Runden, einschließlich des Finales am Nikolaustag, entscheidet jeweils ein einziges Match. „Wie im DFB-Pokal“, sagte Müller beim BR in der Sendung Blickpunkt Sport: „Heimfahren, Saison-Aus – oder weiter geht’s. Du brauchst an dem Tag zumindest kein Pech.“

Um das Glück auf ihre Seite zu zwingen, lassen sich die Sportstars in Nordamerika gerne einen Playoff-Bart wachsen, auch Müller trägt neuerdings Gesichtshaar. Aus Aberglaube? „Entstanden ist das Ganze auch ein bisschen durch das Hin- und Herfliegen“, sagte er schmunzelnd, „irgendwann war ich über den Punkt drüber, wo es juckt und easy weggeht.“ Passt ja: Auch Müller ist gekommen, um zu bleiben.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)