Es war der Moment, der einem fast 19 Jahre andauernden Projekt die Krone aufsetzte.
Ein Milliarden-Projekt am Ziel
Als der FC Chelsea am Sonntagabend mit dem Triumph im Finale der Klub-WM gegen Palmeiras erstmals in der langen Geschichte zum besten Team der Welt avancierte, besorgte das Team von Thomas Tuchel das letzte Puzzle-Teil, das Roman Abramowitsch für den Erfolg seines Engagements bei den Londonern noch fehlte. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Premier League)
Seit Juli 2003 ist der russische Oligarch bei den Blues als Investor tätig, angetreten mit dem ambitionierten Ziel, den FC Chelsea zur Weltmacht im Profi-Fußball zu machen. 21 Trophäen später - darunter zwei Champions-League-Titel - ist dieses Ziel auch über die Grenzen Europas hinaus erreicht.
„Die Trophäen sprechen für sich selbst und zeigen, was wir als Klub über die Jahre erreicht haben. Und es ist mein Ziel, dass wir weiterhin Trophäen gewinnen, voran gehen und für die Zukunft etwas aufbauen“, hatte Abramowitsch vergangenes Jahr im Forbes-Magazin zu seinen Ambitionen beim Londoner Top-Klub erklärt. Doch der Weg zur Spitze war nicht leicht - und alles andere als billig.
Abramowitsch investierte Milliarden in den Chelsea-Kader
Über 2,3 Milliarden Euro investierte der FC Chelsea seit der Übernahme durch Abramowitsch in seinen Profi-Kader. Und von Anfang an galt die Devise: Klotzen statt kleckern.
Alleine in den ersten beiden Saisons wechselten 41 Spieler für insgesamt über 340 Millionen Euro an die Stamford Bridge. Mit dabei waren Top-Spieler der damaligen Zeit wie Hernan Crespo und Juan Sebastián Verón, die sich schnell als Flops erwiesen. Und solche wie Ricardo Carvalho, Petr Cech und Didier Drogba, die den Verein auf Jahre hin prägen sollten.
Das Risiko von Transfer-Flops schien dabei von Beginn an einkalkuliert. Stars, die sich nicht schnell genug anpassten oder einer System-Umstellung zum Opfer fielen, wurden schnell und teilweise sogar gewinnbringend verkauft.
Das bekannteste Beispiel ist wohl Juan Mata, der 2011 für 26,7 Millionen Euro nach London wechselte, nur um den Klub zwei Jahre später für fast doppelt so viel wieder Richtung Manchester United zu verlassen. Millionen-Zugänge wie Álvaro Morata oder Michy Batshuayi, um nur zwei zu nennen, weilten ebenfalls nur kurz in der britischen Hauptstadt, Chelsea musste bei ihnen aber deutliche finanzielle Verluste hinnehmen.
Nur Mourinho und Conte hielten sich länger als zwei Jahre
Bezeichnend für die Transferpolitik der Blues in den letzten zwei Jahrzehnten, dass mit Romelu Lukaku (113 Millionen) und Kai Havertz (80 Millionen Euro) die beiden Rekord-Neuzugänge hauptverantwortlich für den Sieg im Finale der Klub-Weltmeisterschaft waren.
Abramowitsch wollte „Weltklasse-Teams auf dem Feld“ schaffen. Dank seiner Investitionen ist dies den Blues eindrucksvoll gelungen, was auch für die Besetzung der entscheidenden Position neben dem Feld gilt. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Premier League)
Dort herrscht seit Sommer 2003 nämlich eine ähnlich hohe Fluktuation wie auf dem Rasen, Star-Trainer geben sich fast Jahr für Jahr die Klinke in die Hand. 13 Manager hat die Stamford Bridge seit dieser Zeit kommen und gehen sehen, neun davon hielten sich kein Jahr im Amt.
José Mourinho kam in seiner ersten Amtszeit zwischen 2004 und 2007 immerhin auf drei Jahre mit fünf nationalen Titeln, Antonio Conte war seitdem der Einzige, der (wenn auch knapp) ebenfalls die Zwei-Jahre-Marke an der Seitenlinie knackte.
Andere Meister ihres Fachs wie Rafael Benitez, der Liverpool zum Champions-League-Triumph 2005 führte, die niederländische Legende Guus Hiddink oder der bei Amtsantritt erst 33-jährige André Villas-Boas wurden den Ansprüchen des selbsterklärten Weltklubs nicht gerecht und früh entlassen.
Abramowitsch brachte den Erfolg zum FC Chelsea
Trotzdem funktioniert das System Abramowitsch. Wo andere Vereine nach Kontinuität lechzen, Trainerentlassungen oft Misserfolg und Unruhe nach sich ziehen, scheint die permanente Veränderung auf und neben dem Platz Teil des Erfolgsgeheimnisses zu sein.
Zwar blieb der Champions-League-Sieger von 2021 auch unter dem russisch-israelischen Geschäftsmann nicht vom sportlichen Misserfolg verschont, trotzdem spielt man in England und international mit den ganz Großen mit.
Denn trotz teils gravierender Leistungsschwankungen wie Mitte der 2010-er Jahre, als die Blues zwei Mal nach dem Gewinn der Meisterschaft in der Folgesaison jeweils die Champions-League-Teilnahme verpassten, ist der FC Chelsea seit dem Amtsantritt von Abramowitsch das nach Punkten erfolgreichste Team der Premier League.
Andere Vereine sind dem Vorbild Chelsea längst gefolgt
Fünf Meisterschaften stehen in der Ära Abramowitsch zu Buche, ebenso viele wie jeweils die beiden Vereine aus Manchester. Dazu standen die Londoner acht Mal mindestens im Halbfinale der Champions League - so oft wie kein anderer Premier-League-Klub - und gewannen die Königsklasse dabei zwei Mal, was sonst nur dem FC Liverpool gelang. (DATEN: Die Tabelle der Premier League)
Beeindruckende Zahlen, wenn man bedenkt, dass der FC Chelsea bis zum Einstieg des 55-Jährigen in der Premier League nie ernsthaft um die Meisterschaft, geschweige denn um den Champions-League-Titel mitspielte.
Inzwischen sind dem Beispiel der Blues längst andere Vereine gefolgt, immer mehr machen sich vom Geld eines großen Investors abhängig, um erfolgreich zu sein. Manchester City geht seit Jahren einen ähnlichen Weg, Entwicklungen wie in Newcastle sind dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Ob dieser Art der Vereinsfinanzierung die Zukunft gehört, ist fraglich. Der FC Chelsea ist mit dem System Abramowitsch und unter Trainer Thomas Tuchel jedenfalls drauf und dran, den Erfolgsweg weiterzuführen.