Ende Januar schlug die Nachricht aus England ein wie eine Bombe: Jürgen Klopp verlässt den FC Liverpool zum Saisonende. Dem deutschen Trainer, der die Reds zum Meistertitel und zur Champions League-Trophäe führte, würde die Energie ausgehen und er benötige eine Pause.
Der perfekte Klopp-Nachfolger?
Seitdem rauscht ein Name nach dem nächsten durch die Medien: Wer wird Klopp-Nachfolger? Die Antwort wurde jetzt anscheinend gefunden: Arne Slot. Ein Name, der nicht jedem bekannt sein dürfte.
Klopp schwärmt von Slot
„Ich möchte der neue Liverpool-Coach werden, meine Entscheidung ist klar“, sagte der derzeitige Coach vom niederländischen Tabellenzweiten Feyenoord Rotterdam bei ESPN. Eine offizielle Bestätigung steht zwar noch aus, doch Klub und Trainer stehen bereits in engen Verhandlungen. Das bestätigte Slot höchstpersönlich. Erst am vergangenen Sonntag hatte er mit Feyenoord den niederländischen KNVB-Pokal gewonnen.
Angesprochen auf seinen potenziellen Nachfolger, geriet Klopp am Freitag ins Schwärmen. „Ich bin nicht involviert, in den Prozess (der Trainerfindung, d. R.), aber ich mag wirklich viel von ihm. Wenn er es wird, wäre das brillant. Ich mag, wie seine Teams Fußball spielen. Ein guter Trainer und guter Mann.“
Der 45-Jährige kickte vor einigen Jahren noch selbst in den niederländischen Topligen für PEC Zwolle, NAC Breda und Sparta Rotterdam. 2013 beendete er seine aktive Karriere und wechselte auf den Trainerstuhl. Seine erste Station in der Eredivisie hatte er bei AZ Alkmaar, erst als Co- und dann als Cheftrainer.
Doch die Zusammenarbeit endete plötzlich, als der Verein ihn entließ. Zuvor waren Gerüchte aufgekommen, dass Slot in der folgenden Saison bei Feyenoord anheuern würde. „Wir haben mit Arne über die Berichte gesprochen. Als Klub haben wir uns anschließend dazu entschieden, uns sofort voneinander zu verabschieden. Bei AZ wollen wir einen Cheftrainer, der sich voll und ganz auf seine Aufgabe konzentriert“, begründete der Technische Direktor Max Huiberts damals die Trennung.
Slot ging im Sommer 2021 tatsächlich nach Rotterdam. In der ersten Saison landete er „nur“ auf dem dritten Platz, dafür schaffte es der Trainer mit seiner Mannschaft ins Finale der Conference League. Dort scheiterte man aber mit 0:1 gegen AS Rom mit ihrem Trainer José Mourinho. Zwei Jahre später gab es zwischen den beiden Trainern aber nochmal richtig Ärger.
Slot feiert Guardiola-Spielstil mehr als Mourinho-Konservatismus
In Viertelfinale der letztjährigen Europa-League-Saison trafen die beiden wieder aufeinander. Nachdem sich im Hinspiel mit 1:1 getrennt wurde, bekam Slot auf der Pressekonferenz vor dem Rückspiel die Frage gestellt, ob er sich denn Spiele von der Roma angeschaut hätte. „Ein oder zwei“, antwortete der Niederländer. Er würde sich aber lieber Spiele von Manchester City mit Pep Guardiola anschauen, um etwas zu lernen. Der Spielstil würde ihm besser gefallen als der Mourinho-Konservatismus. Dieser ist für seine „Park-den-Bus“-Taktik bekannt, bei der sich das Team tief hinten reinstellt.
Mourinho ließ das typischerweise nicht auf sich sitzen. Nachdem sich die Italiener im Rückspiel mit 4:1 durchsetzen konnten, rief er Slot in den Katakomben hinterher: „Hey! Vielleicht hättest du dir diese Spiele ansehen sollen - du weißt jetzt vielleicht, was es braucht, um ein Gewinner zu sein!“.
In dieser Saison trafen Feyenoord und Rom übrigens erneut aufeinander, in der PlayOff-Runde war Mourinho aber bereits entlassen. Feyenoord verlor jedoch erneut.
Doch der mögliche Klopp-Nachfolger hat auch bereits bewiesen, dass er gewinnen kann. In seiner zweiten Saison bei Feyenoord holte er die Ligameisterschaft und den Pokal, übrigens mit Stürmerlegende Robin van Persie im Trainerteam. Diese Saison steht man zwar „nur“ auf dem zweiten Platz und hat nur noch ganz theoretische Chancen auf die Meisterschaft, doch immerhin wurde der Pokal gewonnen.
„Feyenoord spielt ein bisschen wie Manchester City“
Dabei begeistert er die Zuschauer mit aktivem und mutigem Fußball, der tatsächlich ein wenig an Pep Guardiola erinnert. So sagt auch Jan Mulder, früherer niederländischer Nationalspieler, gegenüber der L‘Équipe: „Feyenoord spielt ein bisschen wie Manchester City. Aber im Gegensatz zu Pep Guardiola schickte Slot immer eine echte Nummer Neun aufs Feld. Es gibt einen guten Aufbau von Aktionen, aber mit weniger ‚Handball‘ vor den Sechszehnmetern des Gegners. Sein Spiel ist direkter und weniger langweilig“.
Zudem soll eine Stärke des Trainers sein, dass er junge Spieler entwickeln kann. In seinem Team blüht momentan unter anderem der 22-jährige Quinten Timber auf, der Zwillingsbruder von Arsenals Jurrien Timber. Zudem entwickelte er Luis Sinisterra, der bereits als Flop galt, zu einem Star der Mannschaft weiter. Er wechselte am Ende der Saison für 25 Millionen Dollar zu Leeds United.
Auch in England ist man bereits von den Qualitäten des Trainers begeistert: „Die wichtigsten Voraussetzungen für Klopps Nachfolge sind, dass er Spieler entwickeln muss, in der Lage ist, eine Verbindung zu den Fans aufzubauen und sich dem Spielstil des Vereins zu verschreiben. Er erfüllt alle Kriterien“, schreibt die DailyMail.
Bereits im vergangenen Sommer soll Slot von Tottenham und Chelsea umworben worden sein, er entschied sich aber damals für eine Vertragsverlängerung in den Niederlanden. Deswegen hat er auch noch einen Vertrag bis 2026 in Rotterdam, Liverpool müsste knapp 10 Millionen Euro nach Rotterdam überweisen, um den Trainer aus dem Vertrag loszueisen.
Slot bietet den Fans gerne eine Show
„Slot teilt die gleiche Idee vom Fußball wie Klopp: zu gewinnen und den Fans eine Show zu bieten“, sagte unlängst der frühere Stuttgarter Frank Verlaat der französischen Sportzeitung L‘Équipe. „Seit er Feyenoord übernommen hat, hat er sie zu einer Mannschaft gemacht, die sehr schwer zu schlagen und in ihren Leistungen stabil ist. Auch ihr Spielstil ist ähnlich, mit dem Wunsch, nach vorne zu spielen und oft über die Flügel zu passen, mit Flügelspielern. Da er am liebsten sofort und damit hoch presst, bereitet er seine Spieler körperlich vor, sobald er den Ball verliert.“
Es wäre Slots erstes Engagement außerhalb der Niederlande. In Liverpool träfe er mit Virgil van Dijk, Ryan Gravenberch und Cody Gakpo allerdings drei Landsmänner. Aktuell spielen die drei noch um den Titel in der Premier League, auf der Abschiedstournee von Klopp erlebten sie aber mit der 0:2-Pleite im Derby gegen Everton einen heftigen Dämpfer.
Ob Slot am Ende wirklich Klopps Nachfolger wird, sollte sich bald entscheiden.