Christoph Kramer hat laut eigener Aussage bereits 300 Trikots bei sich zu Hause. Schon bald dürfte ein neues Shirt die riesige Sammlung des deutschen Weltmeisters von 2014 vergrößern.
Die verspätete Antwort auf Kimmich?
Denn Kramers Lieblingsspieler der vergangenen Europameisterschaft, Riccardo Calafiori, hat sich für eine Ablöse von kolportierten 45 Millionen Euro dem FC Arsenal angeschlossen und verlässt den FC Bologna. Mit Boni kann die Ablöse noch auf 50 Millionen steigen.
„Wenn ich ein Topverein wäre, würde ich alles Geld, das ich habe, für ihn ausgeben. Ich finde ihn super, in allem, was er macht“, empfahl der 33 Jahre alte Kramer als ZDF-Experte allen Managern in Europa. „Er ist bisher mein Lieblingsspieler dieser EM.“
Kramer kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: „Was ist das denn bitte für ein geiler Spieler? Er macht das überragend. Er grätscht nicht, wenn er nicht grätschen muss. Er schießt keinen Ball unters Stadiondach, wenn er keinen Ball unters Stadiondach schießen muss.“
Und auch Arsenals Trainer Mikel Arteta hat sich offenbar in Calafiori verguckt. Eigentlich wollten die Gunners in diesem Sommer vor allem nach einem Stürmer Ausschau halten. Doch für den 22-Jährigen änderte Arteta seine Pläne.
Dabei scheint die Verpflichtung des italienischen Shootingstars auf den ersten Blick gar nicht nötig zu sein.
Calafiori behebt Arsenals Schwachstelle
Arsenal hat in der vergangenen Saison weniger Gegentore kassiert als jede andere Mannschaft in der Premier League. Die Londoner kassierten nur 29 Tore in 38 Spielen.
Zudem hat Arsenal mit dem Duo William Saliba und Gabriel ein Innenverteidiger-Duo, dass sich in England vor niemandem verstecken muss. Und Calafiori ist eigentlich auch im Abwehrzentrum zu Hause.
Und trotzdem soll er in leicht veränderter Rolle das perfekte Puzzleteil sein, damit Arsenal zum ersten Mal seit 2004 wieder Meister wird. Calafiori soll als Linksverteidiger die Schwachstelle beheben, die Arsenal auch im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Bayern das Weiterkommen kostete.
Damals hatten die Münchner immer wieder die linke Abwehrseite angegriffen und damit Erfolg gehabt. Joshua Kimmich leitete den letztlich entscheidenden Angriff ein, Leroy Sané drang in den Strafraum ein - und als der Ball nach einer missglückten Flanke erneut in den Sechzehner segelte, war nur Kimmich zur Stelle. Der Bayern-Star nutzte das Arsenal-Problem zum Tor fürs Halbfinale.
Calafiori hat riesiges Potenzial
Eigentlich sollte bei Arsenal der Ukrainer Oleksandr Zinchenko links hinten die erhoffte Lösung sein. Er zeigte dort jedoch immer wieder Schwächen. Seinen Stammplatz verlor er deshalb in der Endphase der Saison an den Polen Jakub Kiwior. Doch dem fehlte der Drang nach vorne.
Calafiori soll beides vereinen. Er verteidigt knallhart. Allerdings spielt er auch offensiv und liebt es, direkt nach Ballgewinnen nach vorne umzuschalten.
Bei Italien machte der Linksfuß zudem deutlich, dass er mit dem Ball am Fuß viele Ideen hat. Immer wieder war es Calafiori, der das Spiel der Squadra Azzurra eröffnete.
Zudem bietet der Neuzugang dem Trainer ganz neue Möglichkeiten. Der Shootingstar kann in einer Dreierkette genauso gut agieren wie in einer Viererreihe. Er kann außen und innen agieren. Sogar eine Aufgabe im defensiven Mittelfeld ist vorstellbar. Genau solche vielseitigen Spieler liebt Arteta.
Kramers EM-Lieblingsspieler könnte also seinen sensationellen Aufstieg fortsetzen. Dabei stand seine Karriere bereits vor sechs Jahren vor dem Aus.
In der Jugend verletzte er sich im Trikot der AS Rom gegen Viktoria Pilsen schwer am Knie und musste ein Jahr pausieren. „Vor mir liegt der wichtigste Kampf meines Lebens, und ich darf auf keinen Fall aufgeben“, verkündete der 16-Jährige damals.
Er hat auf die Zähne gebissen und sich nun ins Rampenlicht katapultiert.