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"Einmal trainiert - und dann macht er so etwas": Der ewige Jamie Vardy

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"Einmal trainiert - und dann macht er so etwas": Der ewige Jamie Vardy

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Zwischen Sauna und Sauerstoffzelt

Die Premier League hat Jamie Vardy zurück! Der 37-Jährige manövriert sich mal wieder ins Rampenlicht, dabei galt sein Einsatz letzte Woche als ausgeschlossen. Wie er es im hohen Fußballer-Alter noch immer zu Höchstleistungen schafft.
Jamie Vardy rettete Leicester City beim Spiel gegen Tottenham Hotspur das Remis
Jamie Vardy rettete Leicester City beim Spiel gegen Tottenham Hotspur das Remis
© IMAGO/Pro Sports Images
Alexander Kortan
Alexander Kortan
Die Premier League hat Jamie Vardy zurück! Der 37-Jährige manövriert sich mal wieder ins Rampenlicht, dabei galt sein Einsatz letzte Woche als ausgeschlossen. Wie er es im hohen Fußballer-Alter noch immer zu Höchstleistungen schafft.

Alle Augen waren auf Tottenhams 75-Millionen-Mann Dominic Solanke gerichtet. Bei seinem Debüt für die Spurs gegen Aufsteiger Leicester City wurde dem verspäteten Nachfolger von Harry Kane dann allerdings die Show gestohlen. Ins Rampenlicht spielte sich - als wäre er nie weg gewesen - der ewige Jamie Vardy.

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Mit seinem Treffer zum 1:1-Endstand entschied der 37-Jährige das Stürmer-Duell für sich. Bei seiner Auswechslung in der 79. Minute erinnerte er die Fans der Nordlondoner schließlich noch auf pikante Art und Weise daran, dass er im Gegensatz zu ihrem Klub bereits einen Premier-League-Titel vorzuweisen hat. Inzwischen ist Vardy der einzige Akteur der Meister-Mannschaft von 2016, der noch immer für die Foxes spielt.

Die Zuschauer im King Power Stadium in Leicester wurden einmal mehr Zeuge einer klassischen Vardy-Show. Nicht nur mit starker Leistung ging ihre Klub-Legende voran, sondern auch mit Provokationen und allem drumherum.

Beinahe sogar Matchwinner

„Verändere dich nie, Jamie Vardy“, forderte TV-Experte und Liverpool-Legende Jamie Carragher schmunzelnd in der Übertragung von Sky Sports, zeigte sich aber neben Vardys Fan-Provokationen auch begeistert von dessen fußballerischer Leistung. „Das war Vardy von seiner besten Seite. Er hätte sogar den Siegtreffer erzielen können.“

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In der Tat wäre es fast dazu gekommen, Vardy war allerdings in der Schlussphase im Eins-gegen-Eins an Spurs-Torwart Guglielmo Vicario gescheitert. Trotzdem schwärmte im Nachgang auch Carraghers Kollege Gary Neville, der sich besonders beeindruckt von Vardys Leistung im hohen Fußballer-Alter zeigte.

„Ich dachte, er wäre einer dieser Spieler, die sich ganz auf ihre Schnelligkeit verlassen, die nur kontern. Ich dachte, es würde ihm schwerfallen, sein Spiel anzupassen, wie es schon bei vielen der Fall war. Aber er ist mit seinen 37 Jahren immer noch voll dabei“, so die Manchester-United-Legende.

Einsatz galt als ausgeschlossen

Bemerkenswert ist Vardys Fitnesszustand aber nicht nur angesichts seines Alters. Wie sein Trainer Steve Cooper verriet, hat der 37-Jährige vor seinem Startelf-Einsatz gegen Tottenham lediglich ein vollständiges Teamtraining absolviert.

Im Vorbereitungsspiel gegen Villarreal Mitte Juli hatte er einen Schlag auf sein Bein bekommen und war seitdem ausgefallen, für den Saison-Auftakt gegen die Spurs wurde ein Einsatz Anfang letzter Woche sogar ausgeschlossen.

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„Vor drei Tagen standen wir noch ohne einen erfahrenen Stürmer da. Er hat sich vor einem Monat verletzt, hat einmal richtig trainiert, und dann er geht hin und macht so etwas“, staunte sein Trainer nach dem Unentschieden gegen Tottenham am Sky-Mikrofon.

„Ich war fit wie ein Turnschuh - bis zur 65. Minute, wenn ich ganz ehrlich bin“, sagte der Protagonist selbst nach der Partie, als er auf seinen Fitnesszustand nach seiner Verletzung angesprochen wurde - und ärgerte sich in klassischer Vardy-Manier über den Grund für seine knapp einmonatige Pause. „Einer der Spieler von Villarreal hat versucht, mein Bein in den Genfer See (Testspiel fand am Genfer See statt, Anm. d. Red.) zu stecken.“

Schwimmbad, Sauna, Sauerstoffzelt und vieles mehr

Angesprochen auf mögliche Anpassungen im hohen Alter erklärte Vardy, der in seinen besten Zeiten als pfeilschneller Konterspieler brillierte, dass er nicht viel an seinem Spielstil verändert habe: „Ich würde nicht sagen, dass ich spielerisch etwas anders mache. Wahrscheinlich habe ich mich ein wenig angepasst, indem ich mich einfüge und versuche, am Ball zu bleiben.“

Der größte Unterschied betreffe allerdings die Regeneration. „Das Wichtigste ist, dass ich mich so gut wie möglich erhole. Ich habe jetzt alles, was ich dafür brauche, zu Hause“, verriet der 37-Jährige. In diesem Bereich hat sich sein Programm dann doch ziemlich verändert.

„Morgen heißt es Füße hochlegen, Massagen, Kältetherapie, ins Schwimmbad gehen, dehnen. Dann noch mehr Kältetherapie zu Hause, Sauna, eine Stunde im Sauerstoffzelt“, zählte Vardy alle Maßnahmen auf, wobei es im Sauerstoffzelt für ihn „immer ein bisschen langweilig“ sei. „In neun von zehn Fällen schlafe ich ein, und die Kinder müssen mich dann holen kommen“, lieferte er dann noch eine Anekdote zum Schmunzeln.

Keine Verfilmung - weil Vardy einfach nicht aufhört

Ans Aufhören denkt er deswegen noch nicht, auch wenn diese Premier-League-Spielzeit womöglich seine letzte werden könnte. Erst im Sommer hatte er seinen ausgelaufenen Vertrag bis Sommer 2025 verlängert, nachdem er seine Foxes als bester Torschütze (18 Tore) in der Championship zurück in Englands höchste Spielklasse geschossen hatte.

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„Solange meine Beine noch fit sind, wenn ich morgens ins Training komme. Wenn ich mich immer noch so fühle, werde ich so lange wie möglich weitermachen“, sagte der in Sheffield geborene Vardy über ein mögliches Ende seiner Profi-Laufbahn.

Bis zur längst angekündigten Verfilmung seiner Karriere kann es also noch etwas dauern, denn so schnell will Vardy seine Schuhe noch nicht an den Nagel hängen. Auf Profi-Level ist seine Karriere außerdem noch nicht außerordentlich alt, schließlich ging sie mit 25 Jahren erst so richtig los.

Der etwas andere Karriereweg

Nachdem er 2002 im Alter von 15 Jahren von seinem Heimatklub Sheffield Wednesday abgelehnt wurde, war Vardy im englischen Amateur-Fußball unterwegs, musste 2007 zeitweise wegen eines Körperverletzungs-Delikts sogar eine elektronische Fußfessel tragen und erhielt eine Ausgangssperre zwischen 6 und 18 Uhr. Oft musste er die Spiele seines damaligen Klubs, den Stocksbridge Park Steelers, deswegen sogar vorzeitig verlassen.

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2010 schoss er dann den Siebtligisten Halifax Town FC mit 27 Saisontoren zur Meisterschaft und wechselte zu Fleetwood Town in die fünfte Liga, wo er seinen neuen Klub mit 48 Torbeteiligungen wieder zur Meisterschaft schoss.

Im Alter von mittlerweile 25 Jahren wurde dann der damalige Zweitligist Leicester City auf ihn aufmerksam, der ihn 2012 für 1,24 Millionen Euro Ablöse kaufte.

Der Rest ist Geschichte: Ein Jahr später schoss er die Foxes zum Aufstieg in der Premier League, dort vollbrachte er mit seiner Mannschaft dann nur zwei Jahre später das Meisterschaft-Märchen. Trotz eines holprigen Karrierestarts war Vardy mit 29 Jahren ganz oben angekommen - und gilt seitdem als Idol für jeden Fußballer, der sich trotz Rückschlägen seinen Traum von Profifußball erfüllen möchte.