Manchester City hat am Samstag in wenigen Sätzen das Ende einer Ära offiziell vermeldet. City bestätigte, dass Txiki Begiristain seinen Job als Sportdirektor zum Ende der Saison 2024/25 beenden werde. Hugo Viana, aktuell sportlicher Leiter bei Sporting Lissabon, wird ab nächster Saison hauptverantwortlicher Sportdirektor in Manchester.
Eine außergewöhnliche Beziehung
Der 60-jährige Begiristain war seit 2012 in dieser Funktion für die Skyblues tätig und prägend für die jüngsten Erfolge des Klubs. Zugleich ist Begiristain ein langjähriger Weggefährte von Trainer Pep Guardiola und zu dessen rechter Hand geworden.
Doch wer ist der gebürtige Baske überhaupt und wie wurde er im Fußball zu einer der mächtigsten Persönlichkeiten?
Bislang ist Begiristain hauptsächlich als Macher hinter Guardiola bekannt, dabei war er derjenige, der beim FC Barcelona erst den Durchbruch vom heutigen Star-Trainer mit ermöglichte.
Begiristain war einer der ersten Spieler, die Johan Cruyff für den FC Barcelona verpflichtete. Er kam 1988 als 23-Jähriger von Real Sociedad, als Guardiola gerade in Barcas Jugendakademie „La Masia“ Fuß fasste. Der sechs Jahre ältere Begiristain unterstützte Guardiola mit seiner Erfahrung, und die beiden wurden schnell gute Freunde.
Begiristain und Guardiola vereinen die Liebe zu Cruyff
Bis heute vereint die beiden die Liebe und Verehrung zu Cruyff. Laut der englischen Zeitung The Athletic war Begiristain einer der wenigen Menschen, denen die Frau der niederländischen Legende noch erlaubte, ihn zu besuchen, als er 2015 an Lungenkrebs erkrankte, da die beiden sich weiterhin angeregt über Fußball unterhielten.
Der Niederländer war es auch, der den damals 38-jährigen Begiristain als Sportdirektor empfahl, als der heutige Barca-Präsident Joan Laporta 2003 zum ersten Mal die Präsidentschaftswahlen in Barcelona gewann.
Der im Baskenland geborene und aufgewachsene Begiristain arbeitete viele Jahre entscheidend im Hintergrund mit und krempelte somit den FC Barcelona zwischen 2003 und 2008 um.
„Txiki ist ein intelligenter Mensch mit einem guten Urteilsvermögen, der ganz klar etwas vom Fußball versteht und weiß, wie man die Art von Fußball spielt, die wir umsetzen wollten, nämlich die Philosophie von Johan Cruyff“, sagte Laporta einmal bei The Athletic.
Guardiola: „Txiki ist der Schlüssel zu all dem“
Und welcher Trainer sollte diese Philosophie besser umsetzen als Guardiola? Das dachte sich auch Begiristain im Jahr 2008 und kämpfte entscheidend für die Installierung von Guardiola als neuen Barca-Trainer.
„Txiki ist der Schlüssel zu all dem“, sagte Guardiola Jahre später. The Athletic zitierte ihn wie folgt: „Als niemand sonst ein Risiko für mich eingehen wollte, als vielleicht drei Prozent der Leute bei Barca an mich glaubten, war er derjenige, der darauf bestand, mich in die erste Mannschaft zu berufen. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen.“
Dabei wurden beide damals rund um die katalanische Großstadt nicht gerade selten kritisch gesehen. Grund dafür: Es war Begiristains Idee, nicht nur Guardiola zu verpflichten, sondern auch Ronaldinho und Deco zu verkaufen, um somit eine neue Ära einzuleiten.
„Begiristain war sich darüber im Klaren, dass Guardiola der neue Trainer sein sollte und dass Ronaldinho den Verein verlassen und die Rolle des Anführers an Lionel Messi übergeben sollte“, schrieb der Journalist Lluis Lainz in seinem Buch „De Puertas Adentro“. Lainz selbst war zwischen 1996 und 2010 für Barca als Trainer aktiv und arbeitete eng mit Txiki zusammen.
Begiristain verlässt Barcelona im Jahr 2010
Und die Entscheidungen der damaligen Zeit trugen Früchte. Gemeinsam entwickelten Guardiola und Begiristain die glanzvollste Zeit in der Geschichte des FC Barcelona.
Bis zum Jahr 2010. Damals wurde Sandro Rosell zum Nachfolger von Laporta als Barca-Präsident gewählt. Da beide nicht gut aufeinander zu sprechen sind, verließ der langjährige Kaderplaner das Camp Nou.
Heutzutage muss man diese Entscheidung wohl als größten Glücksfall für Manchester City bezeichnen, denn nach einer zweijährigen Auszeit heuert Begiristain in Manchester an.
Und auch die Skyblues merkten schnell, dass der Baske nicht davor zurückschreckt harte Entscheidungen zu treffen, um an sein Ziel zu gelangen. Nach seiner ersten Saison entließ er den bei Fans sehr beliebten Trainer Roberto Mancini, der im Jahr 2011 noch den Premier-League-Titel geholt hatte.
Entscheidender Faktor für Citys Guardiola-Coup
Auf ihn folgte Manuel Pellegrini. Der Chilene fügte dem Pokalschrank von City einen weiteren Meistertitel und zwei Ligapokale hinzu, erreichte ein Champions-League-Halbfinale und trug dazu bei, den Verein zu dem offensiven Fußballstil zu führen, den City unter Guardiola vollständig übernehmen sollte.
Doch seine dreijährige Amtszeit war bei weitem nicht perfekt, ebenso wenig wie die Zeit von Begiristain. Bis zur Ankunft von Guardiola war seine Trefferquote auf dem Transfermarkt - gelinde gesagt - durchwachsen.
Das Ziel von Begiristain war allerdings immer klar: Pep Guardiola sollte Trainer bei Manchester City werden. Nach seinem Amtsantritt bei City im Jahr 2016 unterstrich Guardiola die Bedeutung von Begiristain: „Wenn Txiki für Chelsea gearbeitet hätte, hätte ich wahrscheinlich Chelsea angerufen.“
Gemeinsam krempelten die beiden Spanier nach dem FC Barcelona auch die Skyblues um und formten ein Team, dass um alle Titel mitspielen konnte. Leroy Sané, Bernardo Silva, Ederson, Kyle Walker und Gabriel Jesus waren allesamt Transfers, die das Team innerhalb weniger Monate zu einem der stärksten Mannschaften Europas werden ließ.
Begiristains „kann hart sein“
Eine nahestehende Quelle verriet The Athletic im Jahr 2022, wie Begiristains als Verhandlungspartner agiert: „Er kann hart sein, er ist hart, aber er verhandelt jetzt schon seit 17, 18 Jahren, er ist also sehr erfahren, er hat das richtige Gleichgewicht. Sie wissen, wenn Sie ins Büro gehen, um zu verhandeln, wird es hart sein. Aber wenn man wieder herauskommt, kann man ihn umarmen und alles wird gut. Er kann diese Dinge sehr gut trennen, er ist sehr professionell.“
Besonders seine Professionalität soll Guardiola an ihm so schätzen. Vielleicht ist es aber auch der Fakt, dass sich die Meinungen der beiden nahezu immer gleichen, wie ein hochrangiger City-Mitarbeiter verriet: „Wenn Sie mit Txiki sprechen, sprechen Sie im Grunde mit Pep.“
Eine außergewöhnliche Beziehung, die im Sommer 2025 vorerst zu Ende gehen wird.
Wie geht es mit Pep Guardiola weiter?
Begiristain hat im Laufe der Jahre auch reichlich Kritik einstecken müssen - aber er hat die womöglich größte Mannschaft des FC Barcelona mit aufgebaut, er hat eine große Rolle dabei gespielt, Pep Guardiola den Durchbruch im Management zu verschaffen, und er hat seit 2012 dazu beigetragen, die Pläne von Manchester City für die globale Vorherrschaft zu verwirklichen.
Nicht gerade geringe Fußstapfen, die der 60-Jährige bei Manchester City hinterlässt. Es wird spannend zu sehen sein, wie die Zukunft des Vereins ohne Pep Guardiolas rechter Hand aussieht.
Möglicherweise müssen die Citizens bald auch auf der Trainerposition nach einem Nachfolger suchen. Begiristain und Guardiola sind schließlich fast ein und dieselbe Person.