Nach dem gehaltenen Elfmeter von Victor Lindelöf hatte Bernd Leno noch ganz zurückhaltend die Faust geballt und keine Miene verzogen. Nach der Parade gegen Joshua Zirkzee streckte er dann die Faust in die Höhe, bevor es aus ihm herausbrach und seine Jubelschreie durch das Stadion hallten. Kurz darauf war er in der Fulham-Traube kurzzeitig verschwunden, auf dem Rasen fast erdrückt worden und feierte einen dramatischen Sieg im Achtelfinale des FA Cups bei Manchester United (4:3 nach Elfmeterschießen).
Deutscher Torhüter als Held gefeiert
Lenos Cottagers dürfen weiter vom ersten größeren Titel der Klubgeschichte träumen. Fulhams größter Erfolg ist der Gewinn des UEFA Intertoto Cup (UI-Cup) 2002, 2010 stand der Klub aus London im Finale der Europa League. National war bisher erst ein Endspiel drin: 1975 hieß es im FA Cup 0:2 gegen Stadtrivale West Ham United. Für Fulham geht es im Viertelfinale mit einem Spiel gegen Crystal Palace weiter.
Leno in England nach Elfmeter-Wahnsinn gefeiert
Leno selbst sagte: „Unglaublich. Ich denke, wir haben den Sieg nach 90 Minuten verdient. Natürlich ist das Elfmeterschießen manchmal eine Lotterie, aber zum Glück haben wir heute im Roulette gewonnen. Der Torwarttrainer hat mir Informationen gegeben, aber mein Gefühl ist wichtiger. Ich habe bei Lindelöf komplett umgedacht. Erst wollte ich nach links gehen. Aber irgendwas im Kopf hat mir gesagt: Geh nach rechts“.“
Der 32-Jährige ist seit August 2022 bei Fulham und dort glücklich. Als Stammkeeper ist er unangefochten und nun zum Wiederholungstäter im Elfmeterschießen geworden. Bereits im Herbst 2023 war er im Viertelfinale des Ligapokals zum Helden geworden, indem er einen entscheidenden Strafstoß gehalten hatte.
Überhaupt ist Leno ein echter Elfer-Killer. 13 Elfmeter hat er in seiner Karriere gehalten. Kurios: Für Fulham parierte er noch nie einen Strafstoß in der regulären Spielzeit. Letztmals war Leno im Dezember 2020 gegen Chelsea-Star Jorginho zur Stelle. Damals stand Leno noch beim FC Arsenal unter Vertrag.
Die englische Presse ist jedenfalls nach der Leno-Show im Nervenduell aus dem Häuschen. Die Daily Mail titelte: „Bernd Leno mit Heldentaten im Elfmeterschießen: Fulham wirft Titelverteidiger aus dem FA Cup.“ Die englische Zeitung fügte im Text an: „Die ersten sechs Schüsse waren noch perfekt. Dann lud Lindelof Bernd Leno zu einer Parade ein und als Fulham-Kapitän Antonee Robinson das vierte Tor für sein Team schoss, griff Leno auf der anderen Seite gegen Joshua Zirkzee entscheidend ein und stoppte ihn.“
United wegen Leno „am Abgrund“
Auch die BBC hielt sich nicht zurück: „Leno scheint. Der Torhüter ist Fulhams Held mit zwei Paraden im Elfmeterschießen, mit denen er Manchester United in der fünften Runde des FA Cups aus dem Wettbewerb warf.“
The Guardian berichtete: „Leno ist Fulhams Elfer-Held. Fulhams Keeper parierte die Elfmeter von Lindelöf und Zirkzee, sodass die Mannschaft von Marco Silva nun zwei Spiele vom großen Spiel in Wembley entfernt ist.“ Auch The Standard würdigte den ehemaligen Profi von Stuttgart und Leverkusen: „Bernd Leno war der Held. Der ehemalige Arsenal-Torhüter parierte im Elfmeterschießen die Elfmeter von Victor Lindelöf und Joshua Zirkzee und entschied damit ein dramatisches Viertelfinale im OId Trafford.“
The Independent richtete zudem den Blick auf die Folgen der Leno-Show: „Als Bernd Leno zweimal richtig lag, sorgte er dafür, dass die Saison von Manchester United endgültig am Rande des Abgrunds steht.“
Ob seine Glanzleistung auch bei der Nationalmannschaft zur Kenntnis genommen wird? Im vergangenen Oktober hatte Leno eine DFB-Einladung von Bundestrainer Julian Nagelsmann aufgrund von mangelnder Einsatzchancen ausgeschlagen und sich beim Coach ins Abseits befördert.