Viel fehlte nicht zum perfekten Comeback von Niclas Füllkrug. Die Latte verhinderte in seinem ersten Einsatz für West Ham United nach fast dreimonatiger Verletzungspause die Krönung in Form eines Treffers, seine Kopfball-Bogenlampe senkte sich auf den Querbalken.
Der Kampf um Schadensbegrenzung
Trotz des Pechs überwog beim 32-Jährigen die Freude über die Rückkehr. „Ein gutes Gefühl, endlich wieder zurück in Aktion zu sein, aber definitiv nicht das Ergebnis, das wir uns vorgestellt haben“, schrieb Füllkrug bei Instagram.
Mit 0:1 mussten sich die Hammers am Dienstag Tabellennachbar Wolverhampton Wanderers geschlagen geben. Die Saison trudelt für die mit Europa-Ambitionen gestarteten Ost-Londoner in den Niederungen der Premier League aus. Es geht nur noch um Schadensbegrenzung – auch für Füllkrug.
„Mega-schwieriges Jahr“ für Füllkrug
Denn das England-Abenteuer des Nationalspielers verlief bislang unbefriedigend. Kurz nach seinem Abschied aus Dortmund fiel Füllkrug mit einer Achillessehnenreizung lange aus.
Sein Comeback Anfang Dezember krönte er zwar gleich mit seinem ersten Tor für seinen neuen Klub, doch Anfang Januar folgte der nächste Rückschlag: Eine Oberschenkelverletzung sorgte für eine erneute Zwangspause.
„Es ist ein mega-schwieriges Jahr“, sagte Füllkrug zuletzt am Rande des Abschiedsspiels von Diego in Bremen. Er habe gar keine richtige Vorbereitung gehabt, habe sich dann früh verletzt und „als ich gerade ein bisschen in Tritt war und meine ersten zwei, drei richtig guten Spiele gemacht habe gegen Manchester City und Brighton, habe ich mich wieder sehr groß verletzt.“
Unruhe bei West Ham
Bei seinem Klub ging es abseits des Rasens ebenfalls drunter und drüber: Anfang Januar musste Trainer Julen Lopetegui gehen, Graham Potter ersetzte ihn.
Im Februar ereilte dann Tim Steidten das Aus als Technischer Direktor. Der frühere Sportdirektor von Bayer Leverkusen und Werder Bremen hatte entscheidenden Anteil an Füllkrugs Verpflichtung im vergangenen Sommer.
„Ich wusste, dass Niclas in die Liga und in unsere Mannschaft passen würde. Außerdem haben wir jemanden gesucht, der auch in der Kabine führen kann“, verteidigte Steidten kürzlich im Podcast Klick & Rush den Deal: „Ich kenne ihn, seit ich bei Werder Bremen war. Ich würde diesen Transfer wieder tätigen, weil ich einfach von seiner Qualität überzeugt bin.“
Zeigen konnte Füllkrug seine Stärken aufgrund seiner Verletzungen allerdings selten. Auch in der Nationalmannschaft war er zuletzt nur Zaungast beim Training. Spieler wie Tim Kleindienst oder Jonathan Burkardt liefen ihm in seiner Abwesenheit etwas den Rang ab.
Mit Blick auf das Final Four in der Nations League Anfang Juni hat die Saison daher für Füllkrug persönlich noch eine große Bedeutung, um sich für Bundestrainer Julian Nagelsmann wieder zu empfehlen.
Sonderlob für Füllkrug
Bei seinem 45-minütigen Jokereinsatz am Dienstag sammelte Füllkrug jedenfalls Pluspunkte bei seinem Team. Hammers-Coach Potter attestierte seinem Schützling eine „wirklich gute“ Leistung.
„Man kann sehen, was er der Mannschaft geben kann. Wir können ihn mit langen Bällen anspielen, er holt die zweiten Bälle und ist eine Gefahr im Strafraum“, sagte Potter bei Sky: „Zum ersten Mal seit langer Zeit hat er 45 Minuten für uns gespielt. Das ist erfreulich.“
Nicht nur mit seinem eingangs erwähnten Lattenkopfball (72.) setzte Füllkrug ein Ausrufezeichen. Pech hatte er zudem, als ihm ein möglicher Elfmeter verwehrt wurde (72.). Außerdem vergab Tomas Soucek (89.) nach Füllkrugs Hacken-Vorlage die große Ausgleichschance.
„Fülle hat es wirklich gut gemacht“, sagte Kapitän Jarrod Bowen und lobte den Deutschen als Musterbeispiel an Wille und Einsatzbereitschaft: „Es ist unglaublich wichtig, ihn wieder dabei zu haben.“
Auch sein Coach zeigte sich mit Blick auf den Saisonendspurt erfreut. „Die Verteidiger müssen sich mehr Gedanken machen“, sagte Potter: „Er wird immer besser werden, je mehr Spielzeit er bekommen wird.“
Die winkt Füllkrug in der Premier League am Samstag (16 Uhr im LIVETICKER) gegen den AFC Bournemouth.