Das Transferfenster ist noch über einen Monat geöffnet. Wie unglaublich viel in dieser für den Fußball vergleichsweise kurzen Zeit passieren kann, wird Spielern, Trainern, Fans und Experten praktisch in jedem Sommer vor Augen geführt. Doch diesmal zeichnet sich schon Wochen vor Toresschluss ab, welcher Verein in diesem Jahr der Ausgabenkönig schlechthin wird: Der FC Liverpool, aktueller Meister der Premier League.
FC Liverpool: Woher kommt das ganze Geld?
Woher kommt das ganze Geld?
Sage und schreibe 309 Millionen Euro haben die Reds bereits für neue Spieler ausgegeben. Eine schwindelerregende Summe. Der deutsche Nationalspieler Florian Wirtz kam für 125 Millionen Euro aus Leverkusen. Jeremie Frimpong schlug für 40 Millionen Euro den gleichen Weg ein. Der ungarische Linksverteidiger Milos Kerkez kostete knapp 47 Millionen Euro. Frankfurts Hugo Ekitike wechselte für 95 Millionen Euro nach England – und ein Ende des Kaufrausches ist nicht in Sicht.
Trotz Ekitike-Kauf: Liverpool will wohl auch Isak
Denn die Gerüchte um den früheren Dortmunder Alexander Isak und einen Transfer an die Anfield Road halten sich hartnäckig und werden sogar noch intensiver. Laut Fabrizio Romano beschäftigen sich die Liverpooler weiterhin mit Isak - trotz der getätigten Verpflichtung von Ekitike. Nach Informationen der Daily Mail soll der Schwede seinen Wechselwunsch bei Newcastle United auch schon hinterlegt haben. Ein Angebot zur Verlängerung seines noch drei Jahre laufenden Vertrags habe er hingegen ausgeschlagen.
Sollten die Reds auch diesen Deal unter Dach und Fach bringen, dürfte es wieder sündhaft teuer werden. Es braucht dem Vernehmen nach weit über 100 Millionen Euro, um Newcastle zu einem Verkauf zu bewegen – dann hätte der Verein die 400-Millionen-Marke geknackt und eine weitere hochkarätige Alternative in seiner Offensivreihe. Viele Beobachter fragen sich allerdings im gleichen Zuge: Ist Dagobert Duck persönlich in Liverpool eingestiegen oder woher kommt das ganze Geld?
“Das verzerrt wahrscheinlich die Daten”
Wenn man den Beteiligten glaubt, ist die Antwort relativ simpel: durch eine verdammt kluge Planung und jahrelange Vorbereitung. So schilderte LFC-Geschäftsführer Billy Hogan in einem Interview mit The Athletic zuletzt, dass die aktuelle Ausgabenwelle nicht das Ergebnis eines plötzlichen Sinneswandels der Klubphilosophie sei, sondern vielmehr Teil eines bewussten, strategischen Plans, der längst in Gang gesetzt wurde und nun zunehmend für die Öffentlichkeit sichtbar wird.
„Eines der Dinge, auf die wir uns ständig konzentrieren, ist dieser ‚positive Kreislauf‘. Wir versuchen, den Verein so zu führen, dass wir möglichst viel Umsatz generieren können. Das hilft natürlich dabei, mehr in die Mannschaft zu investieren“, sagte Hogan und führte aus: „Die Schwierigkeit besteht darin, wenn man nur einen einzelnen Sommer betrachtet. Das verzerrt wahrscheinlich die Daten. Letzten Sommer gab es viele Kommentare, die sagten, dass wir nicht genug ausgegeben hätten.“ Ein valider Punkt.
Im vergangenen Jahr standen lediglich zwei Namen auf der Transferliste: Der Italiener Federico Chiesa, der zwölf Millionen Euro kostete. Und Torhüter Giorgi Mamardashvili, für den die Reds 30 Millionen Euro zahlten. Den 42 Millionen Euro Ausgaben standen letztlich sogar 47 Millionen Euro Einnahmen gegenüber – ein Transferplus, das für englische Vereine eher untypisch ist. Doch Liverpools Besitzer, die Fenway Sports Group, zeigten sich in den vergangenen Jahren stets als zurückhaltende Investoren.
Deswegen gibt es keine Probleme mit dem Financial-Fairplay
Hinzu kam der große Erfolg nach dem Bilderbuch-Neustart mit Arne Slot, der die Kassen gewaltig klingeln ließ. Wie das Liverpool Echo berichtete, sollen allein der Titelgewinn in der Premier League und der Einzug in die Champions League gigantische 311 Millionen Euro eingebracht haben. Dazu gesellten sich die Abgänge von Jarell Quansah (Leverkusen), Caoimhin Kelleher (Brentford), Trent Alexander-Arnold (Real Madrid) und Nathaniel Phillips (West Bromwich), wodurch weitere 60 Millionen Euro eingenommen wurden.
Bald könnte es sogar noch mehr werden. Der Verkauf von Offensivspieler Luis Díaz, der unter anderem mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wird, würde dem Verein noch einmal mindestens 70 Millionen Euro einbringen. Auf das Geld ist Liverpool jedoch nicht zwingend angewiesen. Vielmehr würde ein Deal neuen Spielraum für weitere Transfers schaffen – und das im Sinne der Financial-Fairplay-Regeln der Liga und der UEFA. Denn diese spielen dem englischen Spitzenklub stark in die Karten.
Ist Liverpool bald unschlagbar?
Entsprechende Regularien sehen vor, dass ein Verein innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren maximal 105 Millionen Pfund (rund 120 Millionen Euro) Verlust ansammeln darf. Wird dieser Wert überschritten, gibt es Konsequenzen in Form von Punktabzügen. Diese haben beispielsweise der FC Everton (8 Punkte) und Nottingham Forest (4 Punkte) in der Saison 2023/24 erhalten. Der Knackpunkt dabei ist jedoch, dass sich der Verlust nicht ausschließlich auf die Transferbilanz bezieht, sondern dass auch Einnahmen aus TV-Geldern oder Ticketverkäufen gegengerechnet werden dürfen.
In diesen Bereichen erzielen die Reds bekanntlich hohe Einnahmen. Vereinfacht könnte man sagen, dass sich Liverpool auf dem Transfermarkt lange zurückgehalten hat, um diesen Sommer voll zuzuschlagen. Mit Blick in die Zukunft könnte der Konkurrenz daher Angst und Bange werden. Waren Slot und sein Team in der vergangenen Saison schon schier übermächtig, wurde der Kader jetzt noch einmal deutlich aufgewertet.