Nicht Rekordtransfer Florian Wirtz, auch nicht die Torschützen Hugo Ekitiké oder Mohamed Salah - sondern ausgerechnet Federico Chiesa schlüpfte beim durchaus mühsamen Auftaktsieg des FC Liverpool in die Rolle des gefeierten Matchwinners.
Vermeintlicher Flop rettet Liverpool! "Der unwahrscheinlichste Held"
Der Vergessene wird zum Retter
„Der unwahrscheinlichste Held“, titelte die Times nach dem Saisonstart der Premier League. Und der Daily Express würdigte den italienischen Offensivmann als „Retter“.
Der für Wirtz eingewechselte 27-Jährige brachte den Titelverteidiger mit seinem Tor zum 3:2 in der 88. Minute gegen den AFC Bournemouth auf die Siegerstraße. Salah sorgte kurz vor Schluss für den 4:2 (1:0)-Endstand.
Der „in Vergessenheit geratene Chiesa“ rettet Liverpool
„Liverpool braucht den in Vergessenheit geratenen Chiesa, um der neu formierten Mannschaft Auftrieb zu verleihen“, schrieb der Telegraph.
Vor einem Jahr wechselte Chiesa für zwölf Millionen Euro zu den Reds, fasste aber nie so richtig Fuß und galt nun schon als Flop. Mit seinem späten Jokertor versetzte er die Fans an der Anfield Road in Ekstase.
„Chiesa festigt seinen Status als Liverpool-Kultheld mit einem unvergesslichen Moment“, hieß es beim Mirror.
Slot plant weiter mit Chiesa
Zuletzt aufgekommene Gerüchte über einen schnellen Abschied Chiesas sind damit wohl vorerst vom Tisch. Trainer Arne Slot plant jedenfalls weiter mit ihm. „Solange er hier ist, ist er definitiv in Liverpool und ich sehe keinen Grund zu der Annahme, dass sich daran etwas ändern wird“, sagte Slot nach der Partie.
In der vergangenen Saison habe er es schwer gehabt, seine Match-Fitness zu finden, erklärte Slot. Zudem wurde er in der Anfangsphase der Saison von einer Verletzung gestoppt. In nur sechs Kurzeinsätzen in der Premier League blieb er ohne Torbeteiligung.
Seine einzigen beiden Treffer gelangen ihm im League Cup und im FA Cup. Am Freitag feierte Chiesa nun endlich seine Torpremiere in der Premier League.
Chiesa denkt an Jota: „Das war sein Tag“
Seinen Treffer widmete er seinem verstorbenen Teamkollegen Diogo Jota. „Mein Tor war ein großartiger Moment für mich - aber meine Gedanken sind bei Diogo. Das hier heute war sein Tag“, sagte Chiesa der BBC.
Schon vor und während des Spiels war es auf den Rängen äußerst emotional zugegangen. „Das Gefühl, das mir die Fans vermittelt haben, als sie während des gesamten Spiels Diogos Lied gesungen haben, war sehr bewegend für mich“, so Chiesa.
In Anwesenheit von Jotas Familie erklang vor dem Anpfiff eine mitreißende Darbietung von „You’ll Never Walk Alone“, gefolgt von einer Schweigeminute. Die Fans zeigten auf zwei Tribünen eine Choreographie, zu sehen waren die Schriftzüge „DJ20“ und „AS30“. Liverpool-Profi Diogo Jota und dessen jüngeren Bruder André Silvain waren in der Nacht zum 3. Juli bei einem Autounfall in Spanien ums Leben gekommen.
Rassismus-Eklat überschattet Partie
An einem denkwürdigen Abend sorgte allerdings ein Liverpool-Fan mit einer rassistischen Entgleisung auch für einen unschönen Moment. Schiedsrichter Anthony Taylor unterbrach das Spiel für zwei Minuten, nachdem diskriminierende Gesten gemeldet worden waren, die sich gegen den aus Ghana stammenden späteren Doppeltorschützen Antoine Semenyo richteten.
„Das war völlig inakzeptabel. Ich bin schockiert, dass das in der heutigen Zeit passiert ist. Ich weiß nicht, wie Ant weiterspielen und seine Tore erzielen konnte“, sagte Bournemouth-Kapitän Adam Smith. Der Fan wurde in der Pause von der Polizei abgeführt. Der Vorfall sei nun „Gegenstand einer eingehenden Untersuchung“, teilte die Liga mit.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)