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"Albtraum" für den Transfer-König

„Albtraum“ für den Transfer-König

Der AFC Bournemouth nimmt allein für drei Abwehrspieler über 175 Millionen Euro ein, verliert aber zugleich wichtige Stützen. Zahlt das Überraschungsteam der Vorsaison einen zu hohen Preis?
Neuzugang Dean Huijsen spricht bei seiner offiziellen Vorstellung über den Traum, für Real Madrid spielen zu können. Der spanische Nationalspieler schwärmt.
Der AFC Bournemouth nimmt allein für drei Abwehrspieler über 175 Millionen Euro ein, verliert aber zugleich wichtige Stützen. Zahlt das Überraschungsteam der Vorsaison einen zu hohen Preis?

Ex-Profi Chris Sutton möchte aktuell nicht in der Haut von Andoni Iraola stecken. Denn der BBC-Experte glaubt, dass der Coach des AFC Bournemouth angesichts der ganzen Abgänge recht deprimiert auf den Saisonstart am Freitag bei Meister FC Liverpool (21.00 Uhr im LIVETICKER) blickt.

„Sie sind alle weg. Wie ersetzt du diese Qualität?“, fragte sich Sutton und sprach von einem „Albtraum“ für den Trainer. „Das ist wirklich schwierig für ihn.“

Iraola selbst will nicht klagen. Stattdessen schwört der spanische Coach sich und sein Trainerteam auf die neue Herausforderung ein. „Wir werden es wie der Klub machen. Sie werden auf jede Situation vorbereitet sein - und wir werden unsere Arbeit machen“, sagte Iraola während der Vorbereitung der BBC.

Es ist auch der Preis des Erfolgs, den die Cherries in diesem Sommer zahlen. Zugleich lässt sich der Tabellenneunte der vergangenen Premier-League-Saison das gute Abschneiden auch entsprechend vergolden.

Über 175 Millionen Euro für drei Leistungsträger

175,5 Millionen Euro kassierte der Klub von der englischen Südküste für drei seiner Leistungsträger: Milos Kerkez wechselte für rund 47 Millionen Euro zu Champion Liverpool. Shootingstar Dean Huijsen ging für 62,5 Millionen Euro zu Real Madrid. Und in dieser Woche zog dann auch noch Ilya Zabarnyi für 63 Millionen Euro Ablöse zu Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain weiter.

Das Problem: Damit bricht Bournemouth fast die komplette Defensive weg. Nimmt man noch den nur ausgeliehenen Torhüter Kepa Arrizabalaga hinzu, der sich im Sommer dem FC Arsenal anschloss, muss Iraola vier von fünf Positionen in der Abwehr neu besetzen.

Immerhin: Die Cherries haben bereits reagiert. Djordje Petrovic kam für fast 30 Millionen Euro vom FC Chelsea und soll Kepa zwischen den Pfosten ersetzen. Als Nachfolger von Kerkez holte Bournemouth Adrien Truffert für 13,5 Millionen Euro aus Rennes.

Und kurz nach dem Abgang von Innenverteidiger Zabarnyi präsentierte der Verein Bafodé Diakité, der für 35 Millionen vom OSC Lille nach England gelockt wurde und zum Königstransfer der Cherries wurde.

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Geschäftsführer Tiago Pinto zeigte sich in einem Klub-Statement „begeistert“ von der Verpflichtung des 24-Jährigen und brachte auch seinen Stolz über die übrigen Neuzugänge zum Ausdruck.

Bournemouth erwirtschaftet größten Transferüberschuss

Auf dem Papier hat der Portugiese in der Tat clever gewirtschaftet. Laut den Zahlen von transfermarkt.de ist Bournemouth mit einem Saldo von fast 110 Millionen Euro aktuell im internationalen Vergleich der Klub mit dem größten Transferüberschuss. Den fast 187 Millionen Euro Einnahmen stehen gut 77 Millionen Euro Ausgaben gegenüber.

Schon im März prophezeite Pinto im Gespräch mit Transfer-Experte Gianluca Di Marzio: „Ich glaube, es wird ein harter Sommer werden. Ich war immer ein Sportdirektor, der gerne Spieler verkauft hat, aber jetzt bin ich in einer Situation, in der ich niemanden verkaufen möchte - aber das wird schwer werden.“

Es wurde in der Tat zu schwer, aber seinem Klub hat er damit eine herausragende Transferbilanz beschert. Das war insbesondere bei Senkrechtstarter Huijsen schon abzusehen. Als Sportdirektor der AS Rom lotste Pinto den Innenverteidiger Anfang 2024 für ein halbes Jahr auf Leihbasis zu den Giallorossi.

Huijsen wie ein Lottogewinn

Nun setzt der 20-Jährige seine Karriere bei Real Madrid fort – über 40 Millionen Gewinn verzeichnete Bournemouth allein bei ihm. „Für mich gehört Dean bereits zu den fünf besten Innenverteidigern der Welt, und in zwei Jahren wird er der Beste sein. Huijsen zu verpflichten ist wie einen Lottoschein zu kaufen und man weiß, dass man bereits gewonnen hat“, sagte Pinto.

Auf dem Platz dürfte es indes schwerer werden, die Siege der Vorsaison ohne die abgewanderten Leistungsträger zu wiederholen. Mit Erfolgen gegen Arsenal, Manchester City, Newcastle United, Manchester United und Tottenham Hotspur hatte sich Iraolas Mannschaft den Ruf des Favoritenschrecks erarbeitet.

Wie viel davon noch übrig ist, wird sich am Freitag im Duell mit Liverpool zeigen. Iraola selbst will nur nach vorne schauen. „Es muss ein Neustart sein. Wir fangen bei Null an. Alle fangen bei Null an. Sobald wir ein oder zwei Spiele gespielt haben, wird sich niemand mehr daran erinnern, was wir letzte Saison gemacht haben.“