Nach dem Abpfiff im legendären Craven Cottage stand Benjamin Sesko im Mittelkreis und schnäuzte sich seine Nase im Trikot. Der Stürmer senkte den Kopf und blieb ganz für sich, während um ihn herum seine Teamkollegen von Manchester United und die Profis des FC Fulham nach dem 1:1 am zweiten Premier-League-Spieltag abklatschten. Es wirkte fast so, als hätte Sesko bereits eine große Welle der Kritik erahnt. Und die rollte später über den Slowenen hinweg.
Dem Hype folgt die brutale Bruchlandung
Dem Hype folgt die Bruchlandung
Der Angreifer, den die Red Devils für bis zu 85 Millionen Euro von RB Leipzig verpflichteten, erlebte einen Horror-Arbeitstag. Der Guardian schrieb treffend: „Sesko wirkte, als hätte er gerade realisiert, worauf er sich eingelassen hat. Er wurde in den Fleischwolf geworfen und sollte alles richten.“
Der Neuzugang kam in der 53. Minute auf das Feld und hing komplett in der Luft. Der 22-Jährige schaffte keinen einzigen Torschuss und spielte gerade einmal neun Pässe. Ihm gelang kein erfolgreiches Dribbling und auch kein erfolgreicher Zweikampf.
Schon bei seinem Debüt gegen Arsenal hatte der Stürmer beim 0:1 in seinen 25 Minuten nach der Einwechslung enttäuscht.
So bläst dem neuen Mann nun schon ein heftiger Gegenwind entgegen. ManUnited-Legende Gary Neville urteilte als Experte bei Sky knallhart: „Sesko im Moment? Sagen wir es einfach ehrlich, er ist in Sachen Fitness und Spielpraxis nicht annähernd auf einem guten Niveau.“
Der ehemalige Verteidiger sah in der Einwechslung von Sesko beim Stand von 1:0 sogar einen Grund für den verpassten Sieg. „Als Sesko eingewechselt wurde, Mount ins Mittelfeld ging und Casemiro ausgewechselt wurde, öffnete sich die Abwehr. Es sah schon so aus, als würde Fulham ein Tor erzielen.“
Neville kritisiert Sesko deutlich
Neville forderte nun, den Hoffnungsträger schon am Mittwoch im League Cup gegen den Viertligisten Grimsby von Beginn an spielen zu lassen: „Amorim wird ihn gegen Grimsby einsetzen müssen und ihm 90 Minuten geben, damit er nächsten Samstag gegen Burnley von Anfang an spielen kann. Man sieht, dass er Spielpraxis braucht.“
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Sesko in eine alles andere als funktionierende Elf kommt. Seit April haben die Red Devils nur sechs Punkte geholt - so wenig wie kein anderes Team. Coach Rúben Amorim hat seit seiner Amtsübernahme im November auch nur 24,1 Prozent der Ligaspiele gewonnen.
Mit Rio Ferdinand äußerte sich deshalb eine weitere Vereinslegende auf seinem YouTubekanal schützend über Sesko: „Ich habe eigentlich nicht gesehen, dass irgendwelche Bälle zu ihm gespielt wurden.“
Der Ex-Nationalspieler ging stattdessen mit den Teamkollegen hart ins Gericht. „Ich spiele im Craven Cottage, bin unter Druck: Du hast einen Spieler wie ihn mit 1,96 Metern Größe - ein Biest von einem Mann. Warum spielst du den Ball nicht einfach zu ihm und stellst ihm die Frage, was er drauf hat?“
Der Engländer forderte mehr als deutlich: „Spiel den Ball zu ihm! Ihre Innenverteidiger sind am Ende, spiel den Ball zu ihm und zwing sie zu verteidigen! Aber wir spielen überall herum.“
Dem Sesko-Hype folgt die Bruchlandung
Noch bei seiner Vorstellung im Old Trafford vor wenigen Wochen wurde der Slowene mächtig von den Fans abgefeiert. „Der Sesko-Hype ist real“, schrieb die Daily Mail daraufhin.
Sesko hat dabei den klaren Auftrag, den Weltklub nach Jahren der Krise wieder in erfolgreiche Zeiten zu führen.
Vor allem das Sturmzentrum ist seit Jahren eine vakante Position. United probierte vieles aus und holte beinahe jährlich neue Angreifer, um endlich wieder einen zuverlässigen Goalgetter im Kader zu haben.
Sein Potenzial zeigte Sesko in der Bundesliga. Für die Roten Bullen kam der Stürmer auf 45 Pflichtspiele, in denen er 21-mal traf sowie sechs Vorlagen gab.
Doch nun hat er offenbar große Probleme in der neuen Liga. Dem Hype folgte die Bruchlandung.