Im Fußball liegen Höhen und Tiefen oft nah beieinander – diese Erfahrung machte nun auch Nick Woltemade. Musste der Nationalspieler beim WM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland (3:1) in Köln noch Pfiffe ertragen, wurde er nur wenige Tage später bei seinem traumhaften Einstand für Newcastle United frenetisch gefeiert.
"Der riesige Deutsche" begeistert England
„Der riesige Deutsche“ begeistert
Die Fans im St. James Park widmeten dem Deutschen sogar einen eigenen Gesang. „Woltemade, Woltemade, olé, olé, olé“, hallte es am Samstag von den Tribünen.
„Ich mag es. In Deutschland ist die Fan-Kultur anders. Hier seinen eigenen Song zu bekommen, ist wirklich schön“, freute sich Woltemade, der direkt mit seinem ersten Treffer auf zuletzt aufgekommene Skepsis über seinen Transfer antwortete.
Woltemade-Traumstart: „Es ist völlig verrückt“
In der 29. Minute sorgte der deutsche Hüne im Sturm mit seinem spektakulären Kopfballtreffer für den 1:0-Erfolg der Magpies gegen die Wolverhampton Wanderers.
Laut Opta ist er erst der dritte Deutsche nach Ex-Weltmeister Jürgen Klinsmann und dem früheren DFB-Kapitän Ilkay Gündogan, der bei seinem Premier-League-Debüt sofort ein Tor erzielte.
„Es ist völlig verrückt. Es war ein toller Start für mich“, jubelte Woltemade, der für bis zu 90 Millionen Euro von DFB-Pokalsieger VfB Stuttgart zum Champions-League-Teilnehmer aus Newcastle gewechselt war: „Es hätte nicht besser laufen können.“
Das sahen auch die englischen Medien so. Woltemade habe „sofort eingeschlagen“, meinte der Guardian. Der Independent hatte einen „perfekten Start“ des Stürmers gesehen.
Woltemade wird zum „Helden von Newcastle“
Das Boulevardblatt Sun ging noch einen Schritt weiter: „Der riesige Deutsche wurde sofort zum Helden von Newcastle“. Für die Daily Mail ist er sogar „wie Rudi Völler auf Stelzen.“ Die BBC meinte dagegen mit Blick auf den Rekordabgang von Alexander Isak zum FC Liverpool: „Woltemade zeigt Newcastle, dass es ein Leben nach Isak gibt.“
Hinterher wurde es dennoch ein wenig peinlich für Woltemade. „Ich musste in der Kabine eine Rede halten. Dabei war ich ziemlich müde und mein Englisch nicht mehr das Beste“, gestand er - und musste dabei herzhaft lachen: „Ich habe den Jungs dann halt gesagt, wie glücklich ich bin, bei ihnen zu sein.“
Das dürfte auch an den komplizierten Wochen liegen, die Woltemade zuletzt erlebte: die Niederlage im Finale der U21-EM gegen England, der geplatzte Wechsel zu Bayern München, der kurzfristige Transfer auf die Insel, zuletzt die schwachen Auftritte im Trikot der Nationalmannschaft.
Erleichterung bei Woltemade: „Ein gewisser Druck war da“
Nach der schwierigen Zeit stand Woltemade die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. „Natürlich war ein gewisser Druck da“, gab Woltemade, der in der 65. Minute von Krämpfen geschüttelt vom Feld musste, unumwunden zu.
„Ein Tor gleich im ersten Spiel ist da natürlich perfekt. Ehrlich gesagt habe ich einfach die Augen zugemacht und ihn reingeköpft. Jetzt will ich natürlich noch mehr Tore machen. Ich kann die nächsten Spiele kaum abwarten.“
Lange warten muss Woltemade nicht, um sich auch auf der ganz großen Bühne zu beweisen. Am Donnerstag kommt der FC Barcelona zum Auftakt der Königsklasse nach Newcastle.
„Das ist aufregend. Es wird ein besonderes Spiel für jeden von uns“, sagte der Angreifer vorausblickend: „Wir können gewinnen.“
Woltemade? „Wir haben noch viel Arbeit mit ihm“
Bis dahin ist allerdings jede Trainingseinheit wichtig für Woltemade, der nur 20 Ballkontakte gegen Wolverhampton hatte.
„Wir haben noch viel Arbeit mit ihm“, betonte Teammanager Eddie Howe: „Aber ich war natürlich sehr zufrieden mit ihm. Es lief perfekt für ihn, sein Tor war brillant. Er war da, wo er sein muss - und hat das getan, wofür er bezahlt wird.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)