Nichtsahnend saß Jack Grealish neben seinem Teamkollegen Kiernan Dewsbury-Hall, als sich die Everton-Profis vor laufender Kamera für ein Klubinterview vorbereiteten. Plötzlich holte Dewsbury-Hall einen Gegenstand hervor: „Ich habe das Gefühl, du weißt vielleicht, was es ist. Das hast du dir verdient, Kumpel: Premier-League-Spieler des Monats.“
Ex-City-Star blüht auf: "Es ist traurig, dass er uns verlassen hat"
„Traurig, dass er uns verlassen hat“
Überrascht nahm Grealish den Award entgegen und reagierte emotional. „Ich dachte eigentlich, du willst mich auf den Arm nehmen“, entgegnete er. „Ich bin eigentlich ziemlich sprachlos.“
Ausgerechnet in der Woche seines 30. Geburtstags wurde Grealish erstmals in seiner Karriere als Spieler des Monats der Premier League ausgezeichnet. Denn beim FC Everton, wo die Leihgabe von Manchester City seit Mitte August spielt, hat der Engländer einen Traumstart hingelegt.
Grealish setzt sich gegen Haaland und Co. durch
An den ersten drei Spieltagen verbuchte der Offensivspieler vier Vorlagen - Ligabestwert. Aufgrund seiner Form kam Grealish auf die Auswahlliste für den Spieler des Monats - und setzte sich am Ende gegen namhafte Konkurrenz wie City-Torjäger Erling Haaland und Liverpools Dominik Szoboszlai durch.
Für Grealish dürfte es eine besondere Genugtuung sein. Seine Situation bei Manchester City, wo er einst für 118 Millionen Euro zum teuersten Neuzugang avancierte, war zuletzt immer schwieriger geworden.
In der Triple-Saison 2022/23 war der Dribbelkünstler mit fünf Toren und elf Vorlagen noch einer der Schlüsselspieler, mit seinem Party-Marathon bestimmte er anschließend die Schlagzeilen.
Sportliche Talfahrt bei Manchester City
Doch den hohen Erwartungen wurde Grealish im Anschluss immer weniger gerecht. Dass Englands damaliger Nationalcoach Gareth Southgate bei der EM 2024 auf ihn verzichtete, war angesichts seiner schwachen Form keine Überraschung - für Grealish selbst aber ein schwerer Schlag.
In der vergangenen Saison setzte sich die sportliche Talfahrt fort: Unter City-Coach Pep Guardiola kam Grealish in der Liga lediglich auf 715 Spielminuten. Die gewachsene Konkurrenz auf den Flügeln machte es ihm nicht einfacher.
Im Dezember 2024 stellte Guardiola Grealish sogar kurzfristig im zentralen Mittelfeld auf – ein Notexperiment ohne nachhaltigen Effekt. Seine Gesamtbilanz von drei Toren und fünf Vorlagen in 32 Pflichtspielen war alles andere als zufriedenstellend.
Grealish blüht beim FC Everton auf
Zur Klub-WM in den USA reiste der 39-malige Nationalspieler schließlich nicht mit, sondern hielt sich individuell fit. Ein Abschied aus Manchester wurde immer wahrscheinlicher.
Umso bemerkenswerter ist, wie schnell Grealish bei Everton Fuß gefasst hat. Nach einem kurzen Joker-Einsatz am ersten Spieltag stand er anschließend dreimal in der Startelf.
Gegen Brighton und Wolverhampton gelangen ihm jeweils zwei spielentscheidende Assists. Zudem überzeugte er mit Passsicherheit und gefährlichen Dribblings.
Wundertüte entpuppt sich als Erfolg
Die Abwärtsspirale der vergangenen Jahre scheint damit vorerst gestoppt. Dass damit nicht unbedingt zu rechnen war, zeigen auch die Worte von Everton-Coach David Moyes.
„Wir wissen, dass er ein Rebell sein kann, aber er ist ein wirklich guter Kerl“, erklärte dieser in der Daily Mail. „Wir haben lange darüber nachgedacht. Ich habe mich gefragt: ‚Bekommen wir einen Jack Grealish, der vielleicht auf dem absteigenden Ast ist? Wird er nicht mehr in der Lage sein, Leistung zu bringen?‘“
Die Auszeichnung als Spieler des Monats sei eine „große Sache“ - und erst der Anfang, fuhr Moyes fort. „Er hat sie nicht bekommen, als er bei Aston Villa war, und er hat sie auch nicht bekommen, als er bei Manchester City war. Das zeigt einfach, dass er wieder auf dem Weg nach oben ist. Und ich sage Ihnen, ich glaube wirklich, dass er noch zwei oder drei Stufen höher kommen kann.“
Haaland freut sich für Grealish
Wo Grealish über die Saison hinaus seine Karriere fortsetzt, ist derzeit unklar. Manchester City hat ihn bis Juni 2026 verliehen, sein Vertrag läuft noch bis 2027.
Die starken Leistungen bleiben auch bei den Citizens nicht unbemerkt. „Er ist glücklich, er spielt jedes Spiel – und er zeigt tolle Leistungen, was großartig zu sehen ist. Ich freue mich riesig für ihn“, erklärte Haaland bei Men in Blazers.
„Everton kann sich glücklich schätzen, ihn zu haben“, ergänzte der Norweger, der seinen langjährigen Mitspieler vermisst: „Es ist traurig, dass er uns verlassen hat, ich kann nicht mehr jeden Tag mit ihm herumalbern... aber so ist das im Fußball.“
Fester Wechsel zum FC Everton?
Und Grealish könnte City sogar dauerhaft verlassen. Berichten zufolge liebäugelt der FC Everton bereits jetzt mit einem festen Transfer.
Laut dem englischen Telegraph soll die potenzielle Ablöse für Grealish umgerechnet bei rund 58 Millionen Euro liegen. Allerdings sei dies nur eine vorläufige Bewertung. Da Grealish’ Leihvertrag ein Jahr vor dem Ende seines City-Vertrags ausläuft, könnte der Kaufpreis womöglich noch sinken.
Bis zu solchen Entscheidungen ist es aber noch ein weiter Weg - fürs Erste dürfte Grealish einfach seinen Spieler-des-Monats-Titel genießen.