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Baldiger Wirtz-Aufschwung? Hamann zweifelt

Wirtz-Aufschwung? Hamann zweifelt

Florian Wirtz hat beim FC Liverpool zu kämpfen. Ex-Reds-Profi Didi Hamann sieht vor allem ein Problem.
Rafael Benitez ist sich sicher, dass die Zeit von Florian Wirtz bei Liverpool noch kommen wird. Der 22-Jährige braucht noch Zeit, um sich in seinem neuen Umfeld zurechtzufinden, erklärt der Ex-Trainer der Reds.
Florian Wirtz hat beim FC Liverpool zu kämpfen. Ex-Reds-Profi Didi Hamann sieht vor allem ein Problem.

Nationalspieler Florian Wirtz tut sich beim FC Liverpool bislang schwer. In zehn Pflichtspielen brachte er es lediglich auf einen Assist, vor allem in England wurde bereits unzählige Male Kritik laut. Auch der frühere Liverpool-Profi Didi Hamann ist von den Leistungen des 22-Jährigen „enttäuscht“, wie er im Interview mit dem kicker erklärte.

Der TV-Experte ist der Meinung, dass Wirtz vor allem eine Sache von besseren Leistungen abhält: „Dass er versucht, das Ganze quasi mit der Brechstange in seine Richtung zu drehen. Alles, was er defensiv zu erledigen hat, macht er im Vollsprint“, erklärte Hamann.

„Ich habe das Gefühl, dass ihm - wenn er dann im Ballbesitz ist - die Kraft, Ruhe und Konzentration abgehen, die er in Leverkusen hatte. Er will sich beweisen, er will ackern für die Mannschaft. Aber: Deswegen haben sie ihn ja nicht geholt.“

Hamann: Wirtz verliert Blick für das Wesentliche

So will Wirtz nach Meinung von Hamann zu viele Räume gleichzeitig abdecken und verliert dabei den Blick für das Wesentliche. „Das Fleißige ehrt ihn natürlich und das bringt ihm auch den Respekt der Mitspieler ein. Nur: Er wurde geholt, um offensiv das Spiel zu beeinflussen. Und genau das macht er derzeit zu wenig.“

Und weiter: „Allerdings muss man fairerweise sagen: Wenn er auf dem rechten Flügel einen Mo Salah in der Form vergangener Jahre als Anspielstation hätte, wäre es auch für Wirtz leichter. Doch Salah tut sich immer schwerer damit, Tore aus dem Spiel heraus zu erzielen.“

Klar ist für Hamann auch, dass die andere Spielweise für den Reds-Neuzugang nach wie vor ein Problem darstellt: „Es ist ein anderes Spiel auf der Insel, es ist körperbetonter, es ist schneller, es wird weniger gepfiffen von den Schiedsrichtern.“

Liverpool-Team hat sich verändert

In England bereits aufgestellte Thesen, wonach Wirtz womöglich am falschen Ort spielt, hält er aber für verfrüht. „Man weiß nicht, wie es woanders laufen würde. In der vergangenen Saison hat Liverpool die Spiele kontrolliert. Nun ist da ein neues Gefüge entstanden, Wirtz mittendrin. Nur: Da ist nicht mehr viel mit Dominanz“, führte Hamann fort.

„Gefühlt führt da jeder Angriff, egal in welche Richtung, zu einer Torchance, wie soll ein Zehner da Ruhe reinbringen und dank seiner Genialität dann eben diese Pässe spielen, die er eigentlich so beherrscht?“

Hamann weiter: „Liverpool hat ja kaum noch Kontrolle, und ehrlicherweise sind ja schon die 15 Punkte, die sie in den ersten Wochen geholt haben, schmeichelhaft. Trotzdem: Wirtz muss irgendwann anfangen, die Spiele nach vorne zu beeinflussen.“

„Wirtz zu gut, um sich nicht durchzusetzen“

Eine kurzfristige Verbesserung in den nächsten zwei bis vier Wochen sieht Hamann dabei aber nicht. „Weil er zwar in der Champions League zum Beispiel gegen Atlético überzeugt hat, aber da wird auch anders Fußball gespielt, nicht so intensiv wie in der Premier League“, ist sich der TV-Experte sicher.

„Die aber ist sein Alltag, und da hoffe ich nicht, dass er den Glauben an sich selbst verliert. Selbstzweifel treiben dich zwar an, nur darf es nicht so weit kommen, dass er seine eigenen Fähigkeiten infrage stellt. Ich bin immer noch der Meinung, dass Wirtz zu gut ist, um sich in der Premier League nicht durchzusetzen. Aber ausgeschlossen ist im Fußball nichts. Also braucht er schnell ein Erfolgserlebnis, damit der Ballast abfällt und er wieder zu einer besseren Balance in seinem Spiel findet.“