Der verletzte Niclas Füllkrug verkroch sich in der letzten Reihe der Ersatzbank. In zivil war der Nationalspieler am Montagabend zum Zuschauen verdammt.
"Schockierend!" Füllkrug-Klub nach historischem Fehlstart am Boden
Hartes Urteil über Füllkrug-Klub
Und für jeden, der es mit West Ham United hält, scheint es aktuell wahrlich eine Strafe zu sein, die Darbietungen der Hammers im London Stadium verfolgen zu müssen.
1:5 gegen Chelsea, 0:3 gegen Tottenham Hotspur, 1:2 gegen Crystal Palace und nun 0:2 gegen den FC Brentford - erstmals überhaupt verlor West Ham zum Auftakt einer Saison die ersten vier Ligaspiele.
West Ham am Boden - Fans ergreifen die Flucht
Als am Montagabend Mathias Jensen in der Nachspielzeit den Treffer zum Endstand erzielte, hatten viele Fans schon längst genug gesehen. Im weiten Rund des früheren Olympiastadions blitzten in der Schlussphase immer mehr weiße Sitzschalen hervor.
Dabei fehlte den Gastgebern nach dem Gegentreffer durch Igor Tiago (43.) ja eigentlich nur ein Tor, um ins Spiel zurückzukommen. Doch der Glaube an eine Wende war weder auf den Rängen noch auf dem Rasen vorhanden. Im gesamten Spiel verzeichneten die Hammers nur einen einzigen Schuss aufs Tor - im zweiten Durchgang gar keinen.
Dass das Spiel noch nicht früher entschieden war, lag vielmehr am Chancenwucher der Gäste, bei denen der jüngst wieder zur Nationalmannschaft eingeladene Kevin Schade im zweiten Durchgang nur die Latte traf.
Auch am Führungstor hatte der Ex-Freiburger entscheidenden Anteil. Ein langer Ball reichte aus, um die komplette Hintermannschaft der Hammers zu verunsichern. Trotz nicht optimaler Ballkontrolle im Sechzehner durfte Schade unbedrängt den Ball zu Tiago weiterleiten, Keeper Alphonse Areola konnte dann auch nicht mehr viel ausrichten.
„Aus Sicht von West Ham absolut entsetzlich“
„Das erste Tor fühlt sich an wie ein Rückfall in die Zeit vor 40 bis 50 Jahren“, sagte TV-Experte Jamie Carragher bei Sky Sports. „Es schien, als hätte jeder alle Zeit der Welt und als gäbe es viel Platz. Aus Sicht von West Ham ist das absolut entsetzlich.“
Sein vernichtendes Urteil: „Ich kann mich nicht daran erinnern, über einen sehr, sehr langen Zeitraum hinweg in der Premier League eine unsportlichere Mannschaft gesehen zu haben.“
Generell seien die Vorstellungen von West Ham „schockierend, und das schon seit einer ganzen Weile“, befand die Liverpool-Ikone. „Es kommt einem so vor, als wäre es schon eine Ewigkeit her, dass sie unter David Moyes den Europapokal gewonnen haben.“
Zwei Jahre ist es her, da triumphierten die Hammers in der Conference League. Im Jahr darauf wurde Moyes‘ Vertrag nicht verlängert. Auch seine Nachfolger Julen Lopetegui und Graham Potter sind schon wieder Geschichte. Nun soll es Nuno Espírito Santo richten.
Ernüchterung nach Trainerwechsel - „Schweigen wird zu Angst“
Nach seinem Aus bei Nottingham Forest übernahm der Portugiese Ende September - und bereits nach drei Spielen herrscht eine gewisse Ernüchterung.
„Ich glaube, wir sind alle besorgt. Das spürt man auch bei unseren eigenen Fans. Man sieht, dass sie besorgt sind. Und diese Besorgnis verwandelt sich in Schweigen. Dieses Schweigen wird zu Angst. Und wir haben ein Problem“, sagte Nuno nach der Pleite am Montagabend.
Bei den Fans, die bis zum Schlusspfiff im London Stadium ausharrten, wich das Schweigen während des Spiels lauten Pfiffen.
Der neue Coach kann den Unmut des Anhangs nachvollziehen. „Das ist verständlich. Seit meiner Ankunft ist mir klar, dass es an uns liegt, dies zu ändern. Unsere Fans müssen etwas sehen, das ihnen gefällt, etwas, das sie erfreut, damit sie uns unterstützen und uns Energie geben können – so wie wir es zu Beginn des Spiels spüren."
West Ham mit historischer Negativ-Serie
Schon länger wartet der Anhang auf erhellende Darbietungen im Londoner East End. Nimmt man die Vorsaison hinzu, verloren die Hammers sogar fünf Heimspiele in Folge - das gab es in der Klub-Historie bisher erst einmal: 1931! Der letzte Heimsieg in Englands Eliteklasse gelang am 27. Februar dieses Jahres.
Am Freitag ist West Ham in der Premier League im Kellerduell bei Aufsteiger Leeds United (21 Uhr im LIVETICKER) erst einmal wieder auswärts gefordert. In der Fremde gelang mit einem 3:0 in Nottingham der bislang einzige Dreier der Saison.
Doch Experte Carragher sieht wenig Anzeichen für eine Trendwende: „Zu Beginn der Saison hatte ich Angst um sie, weil ich dachte, dass die Aufsteiger konkurrenzfähiger sein würden. West Ham würde mit diesem Kader, egal wer der Trainer ist, immer Probleme haben, weil ich glaube, dass sie körperlich nicht mithalten können.“