Kollektives Aufatmen war angesagt am Samstagabend an der Anfield Road! Nach vier Ligapleiten in Folge beendete der FC Liverpool seinen Negativlauf mit einem 2:0-Heimerfolg gegen Aston Villa. Florian Wirtz, der in der Premier League weiter auf seinen ersten Treffer sowie Assist wartet, spielte aber einmal mehr nur eine Nebenrolle.
Ein cleverer Schachzug zu Lasten von Wirtz
Wohin mit Joker Wirtz?
Der deutsche Superstar schmorte zunächst lange auf der Ersatzbank, ehe er nach 77 Minuten eingewechselt wurde, aber keine Akzente mehr setzen konnte. Vielmehr agierte der 22-Jährige erneut eher unglücklich: Zunächst spielte er einen Fehlpass unbedrängt ins Aus, bevor er im gegnerischen Strafraum von Villas Boubacar Kamara getunnelt wurde.
Nach sechs Niederlagen in den vergangenen sieben Pflichtspielen vertraute Liverpool-Coach Arne Slot in seiner Startelf im Mittelfeld auf Altbewährtes aus der Meistersaison 2024/25: Vor den Abräumern Ryan Gravenberch und Alexis Mac Allister durfte Dominik Szoboszlai zu Lasten von Wirtz auf der Zehnerposition ran.
Mittelfeld-Trio um Szoboszlai glänzt
Ein Schachzug, der sich auszahlte, wie die Zeitung Liverpool Echo feststellte: „Der Unterschied war sofort spürbar, das Verständnis des Trios sichtbar, und Mac Allister zeigte nach Schwierigkeiten mit seiner Fitness und Form in den vergangenen Monaten eine deutlich verbesserte Leistung.“
Slot habe eine klare Entscheidung getroffen, „sich der Vergangenheit zuzuwenden, um Liverpools Gegenwart zu verbessern. Wo immer möglich, setzte der Trainer der Reds auf das bewährte System des Premier-League-Titelgewinns der vergangenen Saison, um die Formschwäche seiner Mannschaft zu beheben.“
Neben Mo Salah, dem Torschützen zum 1:0, der seinen 250. Treffer für Liverpool erzielte, drückten vor allem die drei Mittelfeldspieler der Partie gegen Aston Villa ihren Stempel auf. Während Szoboszlai gekonnt die Fäden zog, erzielte Gravenberch auf Vorarbeit von Mac Allister den zweiten Treffer.
Wirtz kommt weiter nicht in Schwung
„Milos Kerkez und Florian Wirtz haben vielleicht innerlich gezuckt, als sie sahen, wie flüssig das Spiel der Liverpooler ohne ihre Beteiligung verlief“, schrieb Liverpool.com über die beiden Sommerneuzugänge, die bei den Reds noch nicht so richtig angekommen sind. Das wirft die Frage auf, wie es mit Wirtz weitergeht und vor allem in welcher Rolle.
„Die Notwendigkeit einer Rotation bedeutet, dass die Chancen groß sind, dass der deutsche Nationalspieler in der kommenden Woche in der Champions League gegen Real Madrid auflaufen wird“, spekuliert Liverpool Echo. „Diese Leistung unterstreicht jedoch das Dilemma, mit dem Slot weiterhin zu kämpfen hat. Wie lässt sich Wirtz am besten integrieren?“
Cole verteidigt deutschen Superstar
Ein ehemaliger Liverpool-Profi springt Wirtz unterdessen zur Seite: „Ja, die Verpflichtung von Florian Wirtz hat das Mittelfeldgefüge verändert, aber nicht auf eine Weise, für die man ihn verantwortlich machen kann“, betonte der einstige Mittelfeldspieler Joe Cole bei Paddy Power.
Der frühere englische Nationalspieler macht vielmehr den radikalen Umbau mit diversen Neuverpflichtungen für Liverpools jüngsten Formabfall verantwortlich: „Im Rückblick hätte Liverpool vielleicht nur ein oder zwei neue Spieler sofort in die Anfangsformation bringen sollen. Und dann bis Januar Schritt für Schritt umbauen – statt alles auf einmal zu ändern.”
Wirtz sei „zweifellos ein Topspieler“, fügte Cole hinzu. „Man spielt nicht die Nummer zehn für Deutschland, gewinnt die Bundesliga und zeigt bei Bayer Leverkusen solche Leistungen, ohne Qualität zu haben. Wir wissen, dass er Qualität hat, und er hat sie immer wieder unter Beweis gestellt.“
Das große Aber folgt jedoch auf dem Fuß: „Ob er der richtige Spieler für Liverpool oder die Premier League ist, muss er erst noch beweisen“, erklärte Cole. „Davor darf er sich nicht drücken. Es gibt bestimmte Spieler, gute Spieler, die zu Vereinen wechseln und einfach nicht hineinpassen.“