Es ist ein Desaster des italienischen Klubfußballs: In der ersten K.o.-Runde der Champions League sind mit Juventus Turin, Atalanta Bergamo und dem AC Mailand alle drei beteiligten Teams gescheitert.
„Italien nicht mehr wettbewerbsfähig“
Dass Inter Mailand als direkt fürs Achtelfinale qualifiziertes Team noch im Rennen befindet, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Calcio in einer veritablen Krise befindet. Auch eine der prominentesten Experten-Stimmen des italienischen Fußballs sieht es so.
Altobelli vermisst die italienische Identität
„Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig, weil wir nicht mehr auf die italienische Art und Weise spielen“, sagt der einstige Weltmeister-Stürmer Alessandro Altobelli zu SPORT1.
Altobelli, älteren Fans für sein Tor im WM-Finale 1982 gegen Deutschland in Erinnerung (3:1), ist bis heute einer der prominentesten Meinungsmacher im italienischen TV, kommentiert regelmäßig bei Sky Italia die Spiele in der Europa League.
Was der ehemalige Torjäger von Inter Mailand mit „der italienischen Art und Weise“ meint? „Wenn man den Ball hat, muss man versuchen, ein Tor zu schießen, wenn man den Ball dem Gegner überlässt, muss man wissen, wie man verteidigt“, sagt Altobelli. Mittlerweile sei es aber so, dass die Teams schon aus der eigenen Verteidigung heraus das Spiel aufziehen würden, was latent die Gefahr heraufbeschwöre, in Bedrängnis zu geraten. „Dieses Spiel verschafft einem keine Erleichterung, im Gegenteil. Man geht dadurch immer ins Risiko, den Ball in gefährlichen Zonen zu verlieren.“
Für den einst als „Spillo“ (die Nadel) bekannten Altobelli ist der spielerische Trend eine Art von Verrat an der eigenen Identität - deshalb sei es elementar, „wieder einen Schritt zurück zu machen“.
Auch Galli legt den Finger in die Wunde
Auch der frühere Milan-Star Filippo Galli hatte sich zuletzt besorgt über die Entwicklung in seinem Heimatland gezeigt - allerdings legte er bei einem anderen Thema den Finger in die Wunde.
„Wir zahlen sicherlich für die unzureichende Vereinsführungen, weil wir es versäumt haben, als System zu denken und zu handeln“, sagte der Ex-Verteidiger bei SPORT1. „Wir haben keinen wirklichen Willen, italienische Talente auszubilden.“
Stattdessen würde man vor allem ausländische Spieler holen, die jedoch nicht das europäische Maß der Dinge darstellen. „Unsere Klubs, die zum Beispiel bei den TV-Geldern einen riesigen Abstand zur Premier League aufweisen, können sich, außer in seltenen Fällen, nur zweite oder dritte Wahl leisten.“