Selten hat ein Elfmeter für so viel Aufregung bei der Mannschaft gesorgt, die den Strafstoß zugesprochen bekommen hat. Am Freitagabend kam es in der Serie A zu einem teaminternen Drama bei Udinese Calcio - und ein deutscher Trainer war mittendrin.
Bizarrer Elfer-Klau in Serie A
Was war passiert? In der 32. Minute bekam Udinese bei Gastgeber US Lecce einen Elfmeter zugesprochen. Kapitän und Stammschütze Florian Thauvin wollte sich den Ball schnappen und die 1:0-Führung erzielen. Doch er kam nicht dazu. Sein Kollege Lorenzo Lucca hatte sich das Spielgerät geschnappt und gab es auch nicht mehr ab.
Nahezu die gesamte Mannschaft versuchte, Lucca umzustimmen und wurde zunehmend körperlicher. Ex-Barca-Star Alexis Sánchez oder Thomas Kristensen packten den Stürmer am Trikot und sprachen lautstark auf ihn ein. Doch der ließ nicht mit sich reden. Mehr als eine Minute lang ging die Diskussion und Lucca bekam sogar Gelb, weil die Ausführung zu lange dauerte.
Runjaic sauer auf Lucca
Der unbeirrte Mittelstürmer trat schließlich an, jagte den Ball von sich aus in den linken Winkel und jubelte danach alleine. Denn seine Mannschaft wendete sich von ihm ab. Der Alleingang hatte für Lucca schnelle Folgen. Er wurde von seinem deutschen Trainer Kosta Runjaic umgehend danach ausgewechselt - Iker Bravo kam ins Spiel.
Nach dem Spiel äußerte sich Runjaic bei der Gazzetta dello Sport und fand deutliche Worte. „Wir haben eine klare Hierarchie, Thauvin ist der erste Elfmeterschütze. Die Episode dauerte viel zu lange. Lucca hat selbst entschieden und ich habe meine eigene Entscheidung getroffen, ihn vom Platz zu nehmen.“
Zwar fügte der 53-Jährige an, Lucca habe „einen tollen Elfmeter geschossen und das Wichtigste ist, dass wir gewonnen haben.“ Doch dann wurde der Trainer noch einmal deutlich.
„Aus meiner Sicht war es eine Führungsentscheidung, ihn vom Platz zu nehmen. Wir werden in der Kabine darüber sprechen, aber ein Sieg macht alles einfacher. Ich mag keine Leute, die sich nicht an die Regeln halten, die die Mannschaft nicht respektieren. Niemand ist wichtiger als die Mannschaft.“
Zwischen 2010 und 2016 arbeitete Runjaic unter anderem für Darmstadt, Duisburg, Kaiserslautern und 1860 München bevor er ins Ausland ging und dort über die Stationen Pogon Stettin und Legia Warschau im vergangenen Sommer zu Udinese kam.