Der späte K.o. für die AC Mailand erfolgte nach einem simplen Einwurf. Der Schweizer Dan Ndoye „bestraft die Rossoneri und stürzt sie immer tiefer nach unten“, titelte La Repubblica nach der 1:2-Pleite im Nachholspiel beim FC Bologna.
Milans „endloser Absturz“
Die Gazzetta dello Sport kritisierte das passive Abwehrverhalten: „Als würden sie auf der Tribüne sitzen und nicht im Trikot auf dem Platz.“
Die Stars, die die Farben des stolzen italienischen Topklubs auf dem Rasen repräsentieren, genießen auch bei den Fans immer weniger Rückhalt. „Solo per la maglia“, stand auf einem Banner am Auswärtsblock - die mitgereisten Milan-Anhänger gaben also „nur für das Trikot“ ihren Support.
Nach der ernüchternden Pleite trotz zwischenzeitlicher Führung durch Rafael Leao und der damit verbundenen nächsten herben Enttäuschung, fiel der Applaus für das Team vor der Gästekurve entsprechend kühl aus.
Neue Milan-Stars „in Abwärtsstrudel hineingezogen“
Im Winter hatte Milan mit einer Transfer-Offensive noch für Aufsehen gesorgt. Stars wie Joao Félix, Santiago Gimenez oder Kyle Walker sollten den strauchelnden Klub wieder in die Erfolgsspur führen - der Effekt ist längst verpufft.
Walker fehlt aktuell wegen einer Oberschenkelverletzung, „die anderen beiden sind Gefangene der Probleme der Mannschaft: Statt zu helfen, wurden sie in den Abwärtsstrudel hineingezogen“, fällte die Gazzetta ein vernichtendes Urteil über Félix und Gimenez.
Die Stimmung rund um den Klub ist an einem Tiefpunkt angelangt.
Nicht einmal mehr zu Protestgesängen gegen die umstrittene Klubführung um Eigentümer Gerry Cardinale oder dessen rechter Hand Zlatan Ibrahimovic, dessen Status als Klub-Ikone zuletzt schon deutliche Risse bekam, konnten sich die Fans im Anschluss an die Niederlage noch aufraffen.
Champions League nur noch „Fata Morgana“
„Man hat den Eindruck, dass alle, die Kurve und die Fans zuhause, keine Hoffnung mehr haben“, schrieb die Gazzetta.
Auf dem Titelblatt der größten Sportzeitung des Landes prangte am Freitag in großen schwarzen und roten Lettern: „Albtraum Milan.“ Es sei ein „endloser Absturz“ und die „Champions League ist nur noch eine Fata Morgana“.
Vergangene Woche war Milan bereits in den Playoffs an Feyenoord Rotterdam gescheitert, in der Serie A gerät die erneute Qualifikation für die Königsklasse nach der zweiten Pleite in Folge und dem Absturz auf Rang acht immer mehr außer Reichweite. Der Rückstand auf den Tabellenvierten Juventus beträgt bereits acht Punkte.
Der Druck auf Trainer Sérgio Conceicao wächst weiter. Der erst Ende Dezember als Nachfolger des gefeuerten Paulo Fonseca geholte Coach gerät zunehmend in die Kritik. In den vergangenen fünf Spielen holte Milan nur einen Sieg, ein schmuckloses 1:0 gegen Hellas Verona.
Angezählter Milan-Coach Conceicao wütet
„Jeden Tag sprechen die Leute über meine Situation - und das ist nicht fair“, sagte Conceicao nach der Niederlage in Bologna und redete sich in Rage: „Ich weiß, was ich will, ich weiß, was ich kann, ich sehe, wie viele Leute über mich reden.“
Die Situation sei einfach: Wenn man ihm sage, dass er nicht mehr gebraucht werde, „dann packe ich meine Sachen und gehe, ohne einen Euro mehr zu verlangen“, ergänzte der 50-Jährige.
Er wehrte sich auch gegen Kritik an seiner fachlichen Kompetenz. „Ich komme nicht aus dem Nichts“, sagte Conceicao und verwies auf über 100 Spiele in der Champions League als Spieler und Trainer. „Ich habe 13 Titel gewonnen, aber sie haben jeden Tag Spaß daran, über mich zu reden.“
Bleiben die Siege weiter aus, dürfte sich daran wenig ändern.