76 Jahre ist die Katastrophe nun auf den Tag genau her. Am 4. Mai 1949 kam das Stammteam der AC Turin, der damals besten italienischen Fußballmannschaft, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Wie nahe die „Tragödie von Superga“ den Menschen in Italien noch immer geht, hat sich erst vor einem Jahr wieder gezeigt.
Absturz löschte legendäres Team aus
Fans der Mannschaft und die Organisatoren der ikonischen Rad-Rundfahrt Giro d‘Italia lieferten sich einen erbitterten Streit um die Route der ersten Etappe, die als symbolische Geste über den Ort des Unglücks führen sollte - zum Ärger traditionsverbundener Turin-Ultras, denen wegen damit verbundener Straßensperrungen der eigene Weg an die Gedenkstätte erschwert war und die deshalb eine Änderung der Route forderten.
Das Gefühl, die Hoheit über die Erinnerung an die „Tragedia di Superga“ aus der Hand gerissen zu bekommen, erboste die immer noch zahlreichen Fans der mythischen Mannschaft, deren Auslöschung seinerzeit das ganze Land erschütterte.
Am Ende halfen all die Proteste nichts. Die Etappe fand wie geplant statt und wurde vom Ecuadorianer Jhohnatan Narváez gewonnen. Immerhin: In diesem Jahr haben die Turin-Anhänger den Weg an die Gedenkstätte wieder für sich. Der Giro startet schließlich erst am 9. Mai und stationiert nicht in Turin.
Tragödie von Superga löschte Erfolgsteam AC Turin aus
Die AC Turin war bis zum Zeitpunkt des Unglücks viele Jahre lang die alles dominierende Mannschaft der Serie A. Entscheidende Faktoren waren die intelligente Transferpolitik von Präsident Ferruccio Novo (später auch italienischer Nationalcoach) und das strategische Geschick der wechselnden Trainer - „Il Grande Torino“ setzte als eines der ersten Teams auf das „WM-System“, charakterisiert durch schnelle Überbrückung des Mittelfelds und eine tragende Rolle der von außen in den Strafraum drängenden Flügelstürmer.
Die italienische Nationalmannschaft bestand in den 1940ern zeitweise aus zehn Spielern der AC Turin, die über sechs Jahre lang in 93 Heimspielen nacheinander ungeschlagen geblieben war. Schon lange vor dem Saisonende 1949 war das Team um Kapitän Valentino Mazzola auf bestem Weg zur fünften Meisterschaft in Folge (unterbrochen vom 2. Weltkrieg).
Die klaren Verhältnisse ermöglichten die Ansetzung eines Freundschaftsspiels bei Benfica Lissabon in Portugal - nach dem sich die Rückreise als schicksalhaft erwies.
18 Turiner Spieler starben beim Flugzeugabsturz
Während des Landeanflugs bei Regen und Nebel steuerte der Pilot das Flugzeug zu tief über den Turiner Stadthügel, sodass die Maschine zunächst einen Teil der Superga-Wallfahrtskirche streifte und danach am gleichnamigen Stadtberg zerschellte.
Alle 31 Insassen der Maschine vom Typ Fiat G.212 kamen ums Leben: der englische Trainer Leslie Lievesley, der ungarische Manager Erno Erbstein, drei weitere Stabmitglieder, drei Journalisten, ein Dolmetscher, die vierköpfige Flugzeugcrew und 18 Turiner Spieler.
Neben Kapitän Mazzola starben die italienischen Nationalspieler Valerio Bacigalupo (Tor), Aldo Ballarin, Virgilio Maroso (Abwehr), Eusebio Castegliano, Giuseppe Grezar, Ezio Loik, Mario Rigamonti (Mittelfeld), Gugielmo Gabetta und Romeo Menti (Sturm), der französische Nationalstürmer Emile Bongiomi, der in Ungarn geborene Tschechoslowake Julius Schubert sowie auch Ersatzkeeper Dino Ballarin und die weiteren Feldspieler Emile Bongiorni, Rubens Fadini, Roger Grava, Danilo Martelli, Piero Operto und Franco Ossola. Der am Knie verletzte Abwehrspieler Sauro Tomá war der einzige Stammspieler, der nicht an Bord war und überlebte - er starb 2018.