Es ist noch keine vier Wochen her, da schien Lazio Rom den Grundstein für ruhigere Zeiten gelegt zu haben. Der Klub aus der italienischen Serie A präsentierte Maurizio Sarri als neuen Chefcoach. Als alten und neuen starken Mann an der Seitenlinie. Der Taktikguru trainierte die Biancocelesti bereits von 2021 bis 2024, also knapp 1.000 Tage.
Versinkt ein Top-Klub im Chaos?
Rückkehrer Sarri trat die Nachfolge von Marco Baroni an, der aus persönlichen Gründen aufgehört und mit Lazio in der vergangenen Saison durch ein schwaches Saisonfinale das internationale Geschäft verpasst hatte. Am letzten Spieltag gaben die Römer den dafür benötigten siebten Tabellenplatz her. Nun liegt es an Sarri, den Verein wieder dorthin zu führen, wo er sich selbst sieht – oder etwa doch nicht?
Eine Frage, die Lazio derzeit bewegt. Von der anfänglichen Aufbruchsstimmung ist nämlich schon jetzt kaum mehr etwas übrig geblieben. Vielmehr droht der Klub in einem Chaos zu versinken. Hintergrund ist, dass den Biancocelesti laut Medien eine Transfersperre auferlegt wurde. Sie sollen im aktuellen Halbjahresabschluss gegen die von der italienischen Finanzaufsicht COVISOC geforderten Liquiditätsvorgaben verstoßen haben.
Die italienische Finanzaufsicht prüft unter anderem, ob ein Verein über ausreichende Zahlungsmittel verfügt, um seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Lazio erfüllte dieses Kriterium im letzten Bericht nicht, wodurch COVISOC aktiviert wurde und der Transferstopp ausgelöst wurde. Ein mittelgroßer Paukenschlag.
Lazio-Bosse spielen Transfersperre herunter
Sportdirektor Angelo Fabiani erklärte, der Verstoß sei auf Investitionen in die Infrastruktur, speziell den Ausbau des Jugendzentrums, zurückzuführen und nicht auf finanzielle Instabilität im Spielbetrieb. Auch Präsident Claudio Lotito bestätigte die Maßnahme zwar, versuchte jedoch, deren Auswirkungen zu relativieren. Doch das könnte bereits zu spät kommen - wie Sarri offenbar findet.
Der toskanische Trainer, der das Angebot zur Rückkehr zu Lazio mit Begeisterung annahm, war sich der schwierigen sportlichen Situation bewusst, wie der Corriere dello Sport berichtet. Allerdings sei er nicht ausreichend über den Ernst der finanziellen Lage informiert worden. So ging Sarri beispielsweise davon aus, dass es auf dem Transfermarkt schwer werden würde. Er habe jedoch nicht damit gerechnet, dass dieser bis Januar komplett blockiert sein könnte, sollten die monetären Defizite nicht alsbald ausgeglichen werden.
Will Sarri schon wieder hinschmeißen?
Der neue und alte Trainer hat mindestens drei Neuzugänge gefordert: einen offensiven Mittelfeldspieler und einen Außenverteidiger – für den Fall, dass Nuno Tavares den Verein verlässt. Und einen Stürmer für den Fall, dass Taty Castellanos geht. Jetzt könnten sich Sarris Pläne, Lazio wieder in die Spur zu bringen, schnell zerschlagen. Ein Umstand, der ihn laut Medienberichten zum Nachdenken bringt.
Sarri erwartet demnach mehr Transparenz und fühlt sich durch die aktuelle Situation emotional distanziert. Auch wenn er nicht sofort hinschmeißen will, denkt er schon wieder über seine Zukunft nach und ist mit dem Verlauf der Dinge überhaupt nicht zufrieden. Ein ganz schneller Sarri-Abgang? Nur einen Monat nach der Präsentation? Es wäre der nächste Tiefpunkt.
Ob es dazu tatsächlich kommt, ist stand jetzt jedoch völlig unklar. Lotito bremst hinsichtlich der Transfers nur demonstrativ. „Wir müssen weder das Große verkaufen noch kaufen“, sagte der Präsident. „Im Gegenteil, wir müssen den Kader ausdünnen, weil wir 30 Spieler für einen einzigen Wettbewerb haben.“ Der Klub selbst dementierte sogar die Gerüchte, man könne im Sommer keine Spieler verpflichten.
Lazio dementiert alle Gerüchte
„Im Hinblick auf die irreführenden Nachrichten, die heute von einigen Presseorganen über die wirtschaftlich-finanzielle Situation des Unternehmens verbreitet wurden, halten wir es für unsere Pflicht, klarzustellen, dass es keinen Grund zur Sorge gibt“, heißt es in einem offiziellen Statement der Römer.
Lazio verfüge „über eigene Ressourcen und eine konsolidierte Managementstruktur, die seit über zwanzig Jahren jeden Schritt mit Klarheit, Verantwortung und Strenge angeht“, stellte der Verein klar. Was nun stimmt, wird wohl erst die Zeit zeigen.