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Was wird aus dem einstigen Überflieger?

Was wird aus einstigem Überflieger?

Im enttäuschenden Team von Juventus Turin scheint auch der Stern von Shootingstar Kenan Yildiz allmählich schwächer zu leuchten. Der 20-Jährige befindet sich in einer komplizierten Situation - und bekommt Gegenwind.
Kenan Yildiz geht mit Juventus Turin aktuell durch eine komplizierte Phase
Kenan Yildiz geht mit Juventus Turin aktuell durch eine komplizierte Phase
© IMAGO/ZUMA Press Wire
Im enttäuschenden Team von Juventus Turin scheint auch der Stern von Shootingstar Kenan Yildiz allmählich schwächer zu leuchten. Der 20-Jährige befindet sich in einer komplizierten Situation - und bekommt Gegenwind.

Der Negativserie von acht Pflichtspielen in Folge ohne Sieg unter Igor Tudor ist Juventus Turin mittlerweile entkommen - so richtig rund läuft die Alte Dame aber auch unter Luciano Spalletti nicht. Ähnliches könnte man auch über Juves Shootingstar Kenan Yildiz behaupten.

Dabei schien das Supertalent zuvor wochenlang spielerisch mehr denn je zu brillieren: Yildiz zeigte bei der Klub WM im vergangenen Sommer herausragende Leistungen und gehörte mit fünf Torbeteiligungen in vier Spielen zu den besten Scorern des Turniers.

Yildiz mit herausragendem Saisonauftakt

Beim Ligaauftakt gegen Parma legte der Serie-A-Star beide Juventus-Treffer auf (2:0). Er war am dritten Spieltag mit Tor und Vorlage entscheidend für den Sieg im (eigentlichen) Spitzenspiel gegen Inter Mailand (4:3) und glänzte kurz darauf erneut mit zwei Scorerpunkten beim Champions-League-Auftakt gegen den BVB (4:4). Seither wurde es jedoch ruhig um den türkischen Nationalspieler.

In sieben Serie-A-Spielen kam für das ehemalige Bayern-Talent lediglich noch ein Treffer gegen Udinese Ende Oktober hinzu. In der Champions League ging er nach dem Spektakel gegen Dortmund sogar gänzlich leer aus.

Spätestens beim torlosen Derby gegen den FC Turin mehrten sich dann auch die kritischen Stimmen gegen Yildiz selbst. So schrieb die Gazzetta dello Sport, Yildiz sei „nicht auf der Höhe gewesen“ - räumte jedoch ein, dass dies für die gesamte Juve-Offensive galt.

Kritik nach enttäuschendem Derby-Auftritt

Die Tuttosport bezeichnete den 20-Jährigen als „überlastet“, seine Ansätze seien „lustlos und unpräzise“. Das italienische Medium fügte jedoch an, dass in der Juventus-Offensive niemand dessen Qualitäten hinsichtlich Kreativität mitbringe. Ohne dessen Form sei „Juve für die gegnerischen Abwehrreihen viel weniger furchteinflößend“.

Genau hier liegt das Problem: Yildiz kann aktuell die Probleme der Juventus-Offensive nicht mehr mit starken Auftritten kaschieren. Die Alte Dame blieb in fünf der vergangenen acht Pflichtspielen ohne Tor. Yildiz ist in jungen Jahren bereits Teilzeit-Kapitän beim italienischen Klub, der an einem guten Tag die Mannschaft tragen kann. Nach einem vielversprechenden Saisonstart geriet er jedoch mit in den „Strudel der Erfolglosigkeit“.

Yildiz? „Nicht der Star, den Juventus braucht“

Ex-Juve-Star Massimo Mauro sprach ihm im italienischen Fernsehen die Qualität ab, bereits die Kapitänsbinde zu tragen: „Die Rückennummer 10 war kein Fehler. Die Kapitänsbinde war es meiner Meinung nach schon. Denn er hat nicht die nötigen Qualitäten, um Kapitän zu sein.“

Der TV-Experte führte aus: „Er ist der wichtigste Spieler von Juventus: zusammen mit Thuram und Cambiaso derjenige, auf den man setzen sollte. Das Problem ist, dass Kenan noch nicht der Star geworden ist, den Juventus braucht. Es herrscht nicht das richtige Klima, damit er die Verantwortung für ein so wichtiges Team übernehmen kann. Vielleicht hat er nicht die Eigenschaften eines Anführers.“

Tuttosport stellt fest, dass die Türkei „mit allen Mitteln“ versuche, „den Trend umzukehren, als hätte er sich mit dem Gedanken abgefunden, dass Juventus ohne seine Schussstärke, seine Tore oder seine einfallsreichen Spielzüge nicht auskommt“. In der Instabilität um ihn herum habe er sich jedoch ein wenig verloren.

Bei der Nationalelf löste sich die Torblockade nicht

Am Samstagabend bot sich dem Youngster die Chance wieder Stabilität zu finden und seine Tor-Blockade zu lösen. Im WM-Qualifikationsspiel gegen Bulgarien (2:0) spielte Yildiz über die volle Distanz, vergab jedoch gleich mehrere Großchancen. „Ich hätte mindestens zwei Tore schießen müssen. Ich entschuldige mich dafür, dass es mir nicht gelungen ist. Ich werde versuchen, es besser zu machen“, erklärte der enttäuschte Nationalspieler.

Immerhin konnte der 20-Jährige in der letzten Länderspielpause im Oktober seiner schwachen Phase in der Serie A mit insgesamt drei Treffern gegen Bulgarien und Georgien entgegenwirken.

Zu Yildiz´ Formtief kommt hinzu, dass die Verhandlungen um eine vorzeitige Vertragsverlängerung des einstigen Bayern-Juwels offenbar ins Stocken geraten sind. Der Youngster sollte eigentlich seinen bis 2029 laufenden Vertrag frühzeitig um ein Jahr verlängern, aus finanzieller Sicht kommen Klub und Spieler jedoch auf keinen Nenner.

Juventus will Gehaltsforderungen nicht erfüllen

Der 20-Jährige gehört als Leistungsträger aktuell noch zu den Geringverdienern des Kaders, der Klub möchte ihm zwar mehr Gehalt, aber nicht dessen Forderungen von sechs Millionen Euro bieten.

Yildiz kann seine Ansprüche aktuell zwar nicht mit seinen Leistungen unterstreichen, seine Rolle als Schlüsselspieler würde jedoch durch die von Juve angebotenen fünf Millionen Euro Jahressalär ebenfalls nicht widergespiegelt werden. Damit würde der gebürtige Regensburger lediglich in die Mitte des Gehaltsgefüges aufsteigen. Eine Patt-Situation.

Ab wann ist Juve gesprächsbereit?

In der Vergangenheit machten auch Gerüchte über eine Rückkehr zum FC Bayern die Runde. Bei den Münchnern durchlief Yildiz sämtliche Jugendmannschaften, schloss sich jedoch aufgrund von mangelnder Perspektive 2022 der Alten Dame an. Auch Real Madrid und einige Premier-League-Klubs sollen den Youngster genau beobachten.

Währenddessen müssen sich die Turiner fragen, ab welchem Preis sie beim Offensivspieler gesprächsbereit sind. Laut calciomercato liege die Schmerzgrenze der Italiener bei etwa 100 Millionen Euro, während eine realistische Ablösesumme sich eher im Bereich zwischen 75 und 90 Millionen Euro bewege.

Sollte sich also die sicher geglaubte Verlängerung des türkischen Nationalspielers noch länger verzögern, könnte das harmonische Verhältnis leiden. Es steht eine wegweisende Phase für den großen Hoffnungsträger an.